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-Erens Sicht-

Ich stieg in den Aufzug und während dieser nach oben fuhr, überlegte ich, wie ich Herr Ackerman unter die Augen treten sollte. Was, wenn ich ihm etwas gesagt hatte, das ich ihm bei klarem Verstand niemals gesagt hätte? Ich neigte nämlich dazu, viel zu reden, wenn ich einiges an Alkohol konsumiert hatte.

Ich stieg aus dem Aufzug und betrat Herr Ackermans Penthouse. Da ich den Schwarzhaarigen weder in seinem Wohnzimmer noch in seinem Lesezimmer vorfand, ging ich hoch zu seinem Büro und klopfte an der Tür, ehe ich eintrat.

Er saß an seinem Schreibtisch und sah konzentriert auf den Bildschirm seines Laptops. ,,Guten Morgen", brachte ich unsicher hervor. Herr Ackerman blickte von seinem Laptop auf, um mich anzusehen. ,,Ich wollte mich bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie mich nach Hause gebracht haben", sagte ich.

Nach Hause... Herr Ackerman hatte die Gegend gesehen, in der ich wohnte. Das bedeutete, dass er wusste, unter welchen Bedingungen ich lebte.

,,Tu mir mir den Gefallen und frag mich, bevor du auf die Idee kommst, ungefragt an meine Sachen zu gehen", sagte er. ,,Was meinen Sie damit?", fragte ich. ,,Du hast mir erzählt, dass du durch mein Buch geblättert hast, als ich nicht da war", antwortete er.

W-Was?

,,D-Das hätte ich nicht tun dürfen, es tut mir leid", sagte ich und hoffte, dass das keine Konsequenzen für mich hatte. ,,Das war das erste und letzte Mal, verstanden?" Ich sah in Herr Ackermans Augen und antwortete ihm mit einem einfach 'Ja'.

Seine Stimme klang nicht streng sondern ruhig, als würde ihm mein Fehlverhalten nicht wirklich etwas ausmachen. Ich leckte über meine Lippen und begann dann zu sprechen. ,,Habe ich noch etwas gesagt oder mich Ihnen gegenüber seltsam verhalten?"

,,Erinnerst du dich an gar nichts?", fragte Herr Ackerman. ,,Ich kann mich nur schwach daran erinnern, Sie an dem Abend gesehen zu haben, mehr weiß ich nicht", antwortete ich. ,,Es ist nicht viel passiert. Ein Chauffeur hat uns nach Shiganshina gefahren und ich habe dich in deine Wohnung gebracht. Du hast dich kaum noch auf den Beinen halten können."

,,Das ist alles?", fragte ich. ,,Mal abgesehen davon, dass du dich über meine Größe lustig gemacht und dich übergeben hast." Röte schoss in meine Wangen und ich starrte meinen Gegenüber fassungslos an. Haha, ich war so dämlich. ,,Sie hätten mich einfach dort liegen lassen sollen", brachte ich hervor.

Dann hätte ich nicht das Bedürfnis, im Erdboden versinken zu wollen, setzte ich in Gedanken an.

Herr Ackermans Mundwinkel zogen sich nach oben. ,,Schämst du dich etwa so sehr?", fragte er, obwohl die Antwort offensichtlich war. ,,U-Und das mit meiner Kleidung. Waren Sie das?", wollte ich wissen. ,,Deine Kleidung hat stark nach Zigaretten gerochen, ich habe es für eine gute Idee gehalten, sie zu wechseln", erklärte Herr Ackerman.

Ich fragte mich, was ihm durch den Kopf gegangen war, als er meinen Körper gesehen hatte.

,,Das ist dir hoffentlich nicht unangenehm", sagte mein Gegenüber und ich schüttelte den Kopf. Wenn Herr Ackerman wollen würde, dass ich mich für ihn in diesem Augenblick entkleide, dann würde ich das ohne zu zögern tun. ,,Du hast mir den Eindruck gemacht, als ob du diese Bar oft aufsuchen würdest."

,,Ja, aber eigentlich nur Freitags, wenn nichts dazwischen kommt. Und normalerweise übertreibe ich nicht so", antwortete ich und befeuchtete meine Lippen. ,,Darf ich fragen, weshalb Sie in Trost waren?"

,,Meine Großmutter lebt dort, ich besuche sie oft." Das erklärte auch, weshalb ich ihm über den Weg gelaufen war, nachdem Armin, Jean und ich das chinesische Restaurant verlassen und die Straße überquert hatten.

,,Verstehe", brachte ich hervor. ,,Dann werde ich jetzt meiner Arbeit nachgehen", sagte ich und verließ sein Büro. Die Unterhaltung mit Herr Ackerman war weniger schlimm gewesen, als ich gedacht hatte.

Ich saugte und wischte die ganzen Böden, ehe ich Herr Ackermans Badezimmer gründlich putzte. Danach ging ich in die Küche und entdeckte einen Zettel, der auf der Küchenzeile lag. Ich nahm ihn in die Hand und lächelte. Herr Ackerman hatte auf meine Nachricht mit einem Danke geantwortet.

Ich steckte den Zettel in meine Hosentasche und zog mir eine Schürze an. Heute würde ich ihm eine Kürbisuppe kochen. Ich schnitt das Gemüse in kleine Stücke und gab sie nach und nach in einen Topf, um sie anzubraten. Dann kamen noch Gewürze, ein paar andere Zutaten und etwas Wasser hinein.

Ich ließ das ganze für ein paar Minuten kochen, ehe ich dann Sahne hinzugab und alles pürierte. Dann deckte ich den Tisch und rief Herr Ackerman zum Essen, der sich dann an den Tisch setzte.

Die übriggebliebene Suppe füllte ich um und stellte sie zum Abkühlen auf die Seite. Als ich die Küche aufräumte, bemerkte ich, dass Herr Ackerman nicht mehr am Tisch saß. Er hatte alles aufgegessen, weshalb ich anfing, den Tisch abzudecken, obwohl er das oft von sich aus tat.

,,Eren." Ich schloss die Spülmaschine, die ich gerade mit Geschirr befüllt hatte und sah den Schwarzhaarigen an. Er hielt mir ein Buch entgegen, aber es war nicht irgendein Buch sondern das mit den beiden Männern auf dem Cover. ,,Du hast mir den Eindruck gemacht als ob du dich für das Buch interessieren würdest. Du kannst es für ein paar Tage mit nach Hause nehmen."

,,Wirklich?", brachte ich überrascht hervor. ,,Wirklich", bestätigte er und ich konnte nicht anders, als zu lächeln. Normalerweise las ich keine Bücher, aber für dieses Buch würde ich eine Ausnahme machen, zum einen, weil ich Herr Ackerman nicht einfach so abweisen wollte. ,,Das ist sehr nett von Ihnen, Herr Ackerman", sagte ich und nahm ihm das Buch aus der Hand.

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Pregnant [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt