○ Ein ungewolltes Wiedersehen ○

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Das Sonnenlicht brach sich in den spitzen Scherben der Fensterscheiben, die auf dem Fundament verteilt lagen, und malte bunte Lichter an die trostlosen Betonwände der schmutzigen Lagerhalle, in der Betty und Polly schon seit einiger Zeit auf dem Boden saßen. Sie hatten jegliches Zeitgefühl verloren und Betty konnte sich nur schwer an dem Stand der Sonne orientieren. Ihrer Meinung nach müsste es jetzt schon später Nachmittag sein.
Der dritte Tag seit ihrer Entführung.
Der dritte Tag ohne Wasser und Nahrung. Der dritte Tag, an dem sie hier in diesem Dreckloch irgendwo im Nirgendwo eingesperrt waren.
Ihre Handgelenke brannten schon, da sie immer noch festgebunden waren, ihr Hals war ausgetrocknet und ihr Magen knurrte. Polly saß wie festgefroren, in ihrer blutbefleckten kurzen Hose, auf dem kalten Boden und starrte ins Leere vor sich.

Nachdem Betty bewusst geworden war, was ihrer Schwester widerfahren war, versuchte sie alles, um sie zumindest ein wenig zu trösten.
Aber was sagte man in so einer Situation? Wie konnte man jemandem diese Art von Schmerz nehmen?
Laut Bettys Meinung war dies schier unmöglich, dennoch versuchte sie es auf jede erdenkliche Weise, die ihr in dieser aussichtslosen Lage möglich war. Sie ließ ihre Schwester weinen, schluchzen, vor sich hin schimpfen oder auch einfach nur schweigen, aber es war schwer für sie, Polly so leiden zu sehen. Betty hatte keinen Gedanken daran verschwendet, dass ihre große Schwester jetzt schon, nach so kurzer Zeit an Kinderplanung denken könnte, geschweige denn ein Kerl wie Sweet Pea und sie dachte, dass es sich wahrscheinlich um einen Unfall handeln musste. Gehandelt hatte.
Dennoch – Betty schätzte ihre Schwester so ein, dass auch ein Unfall ein willkommenes, wenn auch überraschendes Geschenk für sie gewesen wäre. Manchmal konnte man das Leben einfach nicht planen und es bot einem die skurrilsten Überraschungen. So wie vermutlich auch diese Entführung.

Die Ghoulies waren bis jetzt nicht wieder aufgetaucht und Betty befürchtete, dass es nicht daran lag, dass sie die beiden Mädchen vergessen hatten oder sie ihnen gleichgültig geworden waren. Nein – wahrscheinlich warteten dieses Aasgeier einfach nur ab auf den nächsten kommenden Vergeltungsschlag. Und die Angst davor, was es dieses Mal sein könnte oder wie weit diese Bande noch gehen würde, schnürte ihr beinahe die Luft ab. Vorsichtig, da ihre Gliedmaße schmerzten vom langen Sitzen auf dem Boden, rutschte Betty zu ihrer Schwester und lehnte ihren Kopf gegen ihre Schulter.
„Hey ...", flüsterte sie mit rauer Stimme. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis Polly endlich ein Lebenszeichen von sich gab und Betty hegte schon den Gedanken daran, dass ihre Schwester vielleicht nicht mit ihr reden wollte. Doch als sie schon fast wieder dabei war, zurück auf ihren Platz zu rutschen, hörte sie ein noch leiseres „Hey ...", aus dem Mund Pollys.
Fast wie in Zeitlupe rückte der Kopf ihrer Schwester in Bettys Richtung und aus großen, rot unterlaufenen Augen blickte sie Betty an.
„Denkst du, sie werden uns umbringen?", hauchte sie angsterfüllt.
Es war das ersten Mal, seit sie hier drin eingesperrt waren, dass Polly nicht mehr mutig wirkte. Dass sie ihre Angst nun offen zeigte, fand Betty, war ganz und gar kein gutes Zeichen. Es hatte etwas von Aufgeben und das wollte Betty auf keinen Fall. Sie durften nicht aufgeben. Sie rückte noch näher an den kühlen Körper ihrer großen Schwester heran.
„Nein, dazu wird es nicht kommen, Polly. Juggy und Sweets finden uns, da bin ich mir ganz sicher!"
Sie beschwichtigte ihre Schwester, versuchte das letzte Fünkchen Hoffnung nicht erlöschen zu lassen.
Aber war sie sich denn wirklich sicher?
Konnte sie ihre Hand dafür ins Feuer legen, dass die Serpents sie hier draußen finden würden?
Finden würden sie sie bestimmt, aber ob sie da noch am Leben waren, blieb auch Betty ein Rätsel. Ein Rätsel, dass sie lieber für sich behielt.

Every Rose has its Thorn  *Bughead FF*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt