○ Eine perfekte Familie ○

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Die Kisten mit der Weihnachtsbeleuchtung wurden von Betty und Polly schwer atmend die schmale Kellertreppe nach oben getragen. Laut Alice Cooper war es schon lange überfällig, den Weihnachtsbaum aufzustellen und zu schmücken. So wurde der heutige Samstag damit verbracht, die Lichterketten zu entwirren, die Christbaumkugeln farblich passend zu sortieren und die kleinen goldenen Schleifchen zurechtzuzupfen. Wie eine typisch perfekte Familie. Während ihre Eltern in festlicher Stimmung den Baum, den sie am Morgen beim Christbaumverkauf im Park ergattert hatten, ins Baumkreuz stellten, kam bei Betty die feierliche Weihnachtsstimmung so gar nicht an. Noch immer hatte sie schwer an der Tatsache zu knabbern, dass Jughead sich so plötzlich und völlig ohne Vorwarnung gegen sie entschieden hatte. Ihre Schwester dagegen war hibbelig, wie immer, wenn sie wusste, dass sie bald wieder aus dem Haus konnte, zu ihrem Freund, dem Serpent. Die beiden verbrachten jede freie Minute miteinander, was Betty zwar für ihre Schwester freute, ihr aber auch vor die Nase hielt, was sie nicht haben konnte. Polly, die gerade die zweite Lichterkette entwirrte, sah immer wieder mal durch das große Fenster im Wohnzimmer nach draußen in den Schnee. 

Heute würde Sweet Pea nicht mit dem Bike kommen, dafür war es schon zu kalt und eisig auf den Straßen der Kleinstadt. Sie hatten einen kleinen romantischen Spaziergang im Schnee geplant. Für Polly war es kein Problem, sich in der Öffentlichkeit mit ihm zu zeigen, trotz des gegenseitigen Hasses der Northside und der Southside und der ewigen Hetze, die die beiden Stadtteile noch mehr auseinandertrieb. Sie schämte sich nicht für ihren Freund und was die anderen sagten, war ihr völlig egal. Alle gingen ihr so ziemlich am Allerwertesten vorbei, alle bis auf ihre Eltern. Es ihnen zu sagen war wiederum eine andere Geschichte. Das brauchte Feingefühl, den richtigen Moment und viel, viel Abstand zwischen ihr und ihrer Mutter. Und bis jetzt war dieser Augenblick noch nicht eingetroffen. Außerdem fehlten Polly die richtigen Worte.
Wie sollte sie erklären, wie sie sich kennengelernt hatten, ohne dass sie ihre kleine Schwester in das Ganze mit hineinzog?
Sowas musste gut durchdacht werden im Hause Cooper.

So in Gedanken an Sweets, bemerkte sie nicht, dass ihre Mom ihre perfekt manikürte Hand aufhielt, um die entwirrte und säuberlich aufgefädelte Lichterkette von ihrer ältesten Tochter zu erhalten. Erst Bettys spitzer Ellenbogen ließ Polly aufschrecken.
„Was?" Verwirrt blickten ihre blauen Augen in die ihrer Schwester.
„Die Lichterkette, Polly!", zischte sie ihr eindringlich zu. Doch ihre Mom fing schon wieder mal an zu motzen. Alice Augenbraue zog sich nach oben und warf ihrer Tochter einen skeptischen Blick zu.
„Könnt ihr mir mal verraten, was mit euch beiden los ist? Du" - Ihr Finger zeigte auf Betty, „benimmst dich schon seit Wochen völlig seltsam und du" - Nun rutschte ihr Finger in Pollys Richtung, - „bist mit den Gedanken ständig woanders. Denkt ihr, ich merke das nicht? Also, gibt es etwas, dass ich wissen sollte?", sagte sie und ihr Ton war wie immer anklagend. Sie konnte es nicht ausstehen, wenn sie außenvorgelassen wurde. Und das war schon seit dem Sommer der Fall bei ihren beiden Töchtern. Ihr kam immer öfter vor, dass die beiden ihr entglitten. Bei ihrem Kontrollzwang eine Katastrophe.
Betty und Polly tauschten einen Blick aus, verständigten sich ohne Worte, wie es nur Geschwister konnten.
„Nichts, Mom, wir sind nur froh, wenn endlich Weihnachtsferien sind. Die Schule ist gerade anstrengend...", startete Betty einen kläglichen Versuch sich rauszureden. Dass ihre Noten erheblich schlechter geworden sind, wusste Alice zum Glück nicht, doch das würde früher oder später auffliegen. Ihrer Schwester zustimmend, nickte Polly, doch Alice war nicht dumm.
„Na, dann solltet ihr euch wohl einfach ein wenig ausruhen, nicht? Heute Abend bleibt ihr zu Hause, alle beide!" Ein fieses Grinsen schlich sich auf Alices Gesicht. Wenn ihre Mädchen nicht mit der Sprache rausrücken wollten, gab es noch die gute passiv-aggressive Art, ihnen Strafen aufzuhalsen, ohne dass sie etwas falsch gemacht hatten. Hausarrest wirkte dabei immer Wunder. Betty, die die Spielchen ihrer Mutter schon kannte, zuckte nur mit den Schultern. Ihr war es egal. Sie hatte sowieso keine Lust, sich mit den andern zu treffen. Die mitleidigen Blicke und gezwungenen Versuche, sie zum Lachen zu bringen, gingen ihr immer mehr und mehr auf die Nerven. Alles, was sie wollte, war, sich verkriechen zu können.

Every Rose has its Thorn  *Bughead FF*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt