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Die ersten zarten Schneeglöckchen streckten ihre kleinen weißen Köpfe aus dem, bislang im Winterschlaf verharrenden harten Boden und ließen den Eindruck erscheinen, dass hie und da noch ein wenig Schnee im Gras lag, wenn man schnell hinsah und nur das reine Weiß im dunklen Grün vernahm. Dabei war der Winter in seinen letzten Zügen und wenn man die Augen genauer auf die weißen Fleckchen richtete, erkannte man, dass es die ersten Boten des Frühlings waren, die sich einem frech entgegen reckten und eine neue Zeit ankündigten.
Cheryl liebte diese kleinen, zarten Blumen.
Sie hatte generell ein Faible für die Flora und Fauna, wahrscheinlich das einzige Merkmal, das sie von ihrer Mutter mit in die Wiege gelegt bekommen hatte. Zum Glück war es die Liebe für Pflanzen anstatt die bösartige Gleichgültigkeit und die grausame Fähigkeit der hinterlistigen Manipulation, die Penelope Blossom an den Tag legte. Schon als kleines Kind hatte Cheryl es geliebt, den Blumen und den Bäumen rund um ihre Anwesen zuzusehen, wenn sie erblühten im Frühling oder die Blätter im Herbst ein farbenfrohes Spiel vor ihren Augen spielten. Am liebsten waren ihr immer schon die Blumen gewesen, die nicht von ihrem privaten Gärtner gesetzt wurden, sondern die einfach wild gewachsen waren. Die sich durch den Asphalt in der Einfahrt durchgestoßen hatten oder die ganz frech mitten auf dem perfekt getrimmten Rasen aufgetaucht waren.
Bewundernswerte kleine Kreationen, hatte sie dabei immer gedacht und gelächelt. Insgeheim verband sie etwas mit den Blumen. Auch sie musste sich aus einem harten, unnachgiebigen Asphalt namens Familie empor kämpfen, ihn durchbrechen, um endlich ein wenig von dem warmen Sonnenschein abzubekommen. Um endlich ihren Kopf in die Freiheit strecken zu können und Luft zu holen.
Aber so einfach war es nicht und so gab sie sich damit zufrieden, fürs Erste die Blümchen zu betrachten, die diese Tortur schon hinter sich gebracht hatten.
Zu ihrem Leidwesen konnte sie nicht wie sonst durch die weitläufigen Wälder rund um ihr großes, beeindruckendes Anwesen streifen, in Richtung Southside schlendern, dort wo, trotz der heruntergekommenen Straßen, die mit Müll zugekippt waren und von Drogendealern und Kleinkriminellen belagerten Straßenecken, die schönsten Frühlingsblümchen wuchsen. Dieses Mal konnte sie sich an deren Anblick nicht erfreuen. Sie hatte bis jetzt noch immer nichts von Jughead oder seiner Familie gehört und sie selbst wurde sehr genau beobachtet. Bei jedem Schritt, den sie tat, folgten ihr ein paar boshafte Augen. Es bestand keine Möglichkeit, ihrem Freund von der anderen Seite der Schienen zu erklären, dass dies alles nie ihre Absicht gewesen war, dass es nicht ihr furchtbarer Plan war, dass nicht sie ihn so grausam hintergehen wollte.
Clifford Blossom hatte ihrem Glücksgefühl, das sich bei Cheryl breitgemacht hatte, nachdem sie sozusagen von Veronica Lodge persönlich aus der Schusslinie gebracht worden war, einen massiven Dämpfer verpasst. Sie war nicht raus aus der Sache. Jedenfalls nicht so, wie sie es gehofft hatte.
Die Schikanen ihrer Eltern, die Grausamkeiten, nahmen danach umgehend zu. Cheryl wurde endgültig gemieden, ihr wurde klargemacht, dass sie nicht willkommen war, kein Teil der Familie mehr war und zu allem Überfluss wurde Jason auf eine andere Privatschule mit einem Internat versetzt, sodass sie nun nicht einmal mehr ihren Bruder zur Unterstützung an ihrer Seite hatte.
Wie schon so oft in ihrem Leben, war sie vollkommen alleine, doch vor der ganzen Geschichte und dem miesen Plan der Elite Riverdales, hatte sie wenigstens die Jones, zu denen sie flüchten konnte, wenn es ganz schlimm wurde. Nun hatte sie nicht einmal mehr die.
In ihr breitete sich eine so große Einsamkeit aus, dass sie in manchen dunklen Nächten hoffte, sie würde sie einfach verschlingen und ihr damit ein Ende bereiten.
Denn, was hatte man im Leben, wenn einen die eigene Familie hasste und man keine echten Freunde hatte?
Niemanden, der einem zuhörte, wenn man sein Herz ausschütten musste, bevor es überging vor Traurigkeit.
Niemanden, der einem gut zuredete und Mut machte, einem ein kleines Licht in der Dunkelheit war.
Nichts.
Man hatte nichts.
Und Cheryl Blossom fühlte sich wie ein großes, schwarzes Nichts.
Und die Boten des Frühlings konnten dieses Nichts auch nicht vertreiben.
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Every Rose has its Thorn *Bughead FF*
FanfictionJeder König braucht eine Königin an seiner Seite. So war es schon in den Königreichen des Mittelalters und so blieb es auch bis heute, im Serpentkönigreich in unserem beschaulichen Riverdale. Doch wen wählt der junge Schlangenkönig, um an seiner Sei...