○ Verzweiflung ○

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Der dunkle, fast schon verlassene Trailer, ganz hinten im Sunnyside Trailerpark, wirkte so leer und einsam, dass es für den großen Serpent kaum auszuhalten war, sich auch nur länger als 10 Minuten darin aufzuhalten. Alles erinnerte ihn daran, dass sich seine Freundin am anderen Ende der Stadt bei diesem elitären Abschaum befand und die Gewissheit, dass auch noch einer aus seinen eigenen Reihen, seiner eigenen Familie, fleißig bei diesem Hinterhalt mitgeholfen hatte, machte ihn rasend.
Seine schweren schwarzen Boots stampften durch das kleine Wohnzimmer des Trailers, in das Polly so viel Herzblut mit der Dekoration gesteckt hatte, um ihnen ein schönes gemeinsames Zuhause zu schaffen, und man konnte ganz deutlich seine Atmung vernehmen, die immer beschwerlicher wurde. Ein Empfinden in seiner Brust bereitete sich aus, dass ihm vollkommen fremd war.
War es Angst?
Verzweiflung?
Oder einfach schiere Panik?
Sweet Pea hatte keine Ahnung, wie er dieses Gefühl benennen sollte, aber er wusste ganz genau, dass er es partout nicht spüren wollte.
Mit Blick auf das zerknitterte schwarze Shirt mit dem Logo der Metalband Metallica, das über dem großen Sessel neben dem Sofa hing, atmete er einmal tief ein und wieder aus. Das Shirt hatte Polly fast jede Nacht zum Schlafen getragen. Eigentlich war es seines, aber sie liebt es, ihm ab und zu eines seiner Bandshirts zu stibitzen. Sie fand sie einfach so bequem, weil sie so riesig für sie waren. Und er musste zugeben, dass sie darin verdammt niedlich aussah. Seine großen Hände griffen nach dem Shirt und er hob es hoch, nah an seine Nase und atmete den vertrauten, süßlichen Geruch seiner Liebsten ein. „Fuck ...", nuschelte er schon beinahe weinerlich und warf es anschließend zurück auf den Sessel, bevor er aus dem Trailer flüchtete.

Einige Wohnwagen weiter ging zeitgleich ebenfalls eine alte, quietschende Trailertür auf und mit dem gleichen gehetzten und leidenden Gesichtsausdruck stürmte auch der junge Serpentking aus seinem Zuhause. Sweet Pea wusste genau, wie er sich fühlte, konnte es Eins-zu-eins nachempfinden. Ihre Blicke trafen sich für einen Moment, bevor sie beide in dieselbe Richtung davonrauschten. Sie hatten zwar eine kleine Pause anberaumt, um sich kurz zu duschen und einen klaren Kopf zu bekommen, jedoch ging dieses Vorhaben für beide nicht auf. Denn auch Jughead fand nicht eine Sekunde Ruhe.
Er wollte genau so eine Situation vermeiden, doch nun hatte er Betty in Gefahr gebracht. Wie er von Anfang an gewusste hatte, war es hier auf der Southside zu gefährlich für sie. Er fühlte sich so unglaublich schuldig, konnte nicht in Worte fassen, wie sehr er sich gerade selbst hasste. Warum hatte er nicht einfach Nein gesagt, als sie diesen idiotischen Plan ausgearbeitet hatten?
Er war der King und hatte das Sagen.
In seinen selbstzerfressenden Gedanken gefangen, konnte er Sweet Pea aus dem Augenwinkel sehen, der genauso scheiße aussah, wie er sich innerlich fühlte.
Und so liefen sie beide schweigend nebeneinander zurück ins Whyte Wyrm, um die Rettung für ihre beiden Liebsten sowie Veronica Lodge auszutüfteln. .

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Ein stetiges Tropfen war zu vernehmen und hallte an den kahlen Wänden der Lagerhalle wider, in die drei der Ghoulies die beiden Cooper Mädchen vor einigen Stunden verschleppt hatten. Für Hiram Lodge war es unkomplizierter, wenn sie nicht im Pembrooke festgehalten wurden, um etwaige Skandale zu vermeiden, falls die Serpents auf die lächerliche Idee kommen sollten und die Polizei informierten, wobei auch da war er mehr als gut abgesichert.
Andererseits wollte er ihnen gleichzeitig vor Augen führen, dass sie in eine ausweglose Situation geraten waren. Die beiden würden entweder ein wunderbares Druckmittel gegen die Serpents und ihren neuen Anführer ergeben oder sie würden wie vom Erdboden verschluckt werden, um ein Exempel zu statuieren und ihm und seinen Geschäftspartnern nicht mehr in die Quere zu kommen. Wie immer hatte er für alles, wirklich alles eine Lösung. Ein perfekter Geschäftsmann eben.

Betty und Polly saßen mit gefesselten Händen auf dem kalten Steinboden der ausrangierten Lagerhalle und lehnten die Köpfe an die kalte Mauer. Sie hatten sich gegen die Ghoulies gewehrt, ganz ohne Frage, nur leider hatten sie keine reelle Chance gehabt.
Betty wand sich in dem Griff des Ghoulies, der sie fest an den Armen gepackt hatte, doch sein Griff war so fest wie ein Schraubstock, sodass ihr Bemühen völlig umsonst war und ihr nicht die Freiheit schenkte, sondern nur absolute körperliche Erschöpfung.
Bei Polly war es noch schlimmer gewesen. Durch Sweet Pea hatte sie einige Kniffe in Selbstverteidigung gelernt, er hatte es als wichtig empfunden, dass sie sich zumindest verteidigen konnte, wenn er nicht in ihrer Nähe war. Auf der Southside war so etwas eben wichtig, aber als sie sich hier gegen die Ghoulies aufbäumte und ihren Hinterkopf auf die Nase des Ghoulies schlug, eskalierte das Ganze. Der Ghoulie der sie festhielt, ließ sie zwar mit einem Schmerzensschrei los, dafür aber eilte der dritte Ghoulie im Bunde auf sie zu und verpasste ihr so einen schmerzhaften Schlag in die Magengrube, dass sie für kurze Zeit Sterne sah. An den Haaren riss der zweite Ghoulie sie mit blutverschmierter Hand vom Boden, während er fluchte und sie aufs Übelste beschimpfte. So wurde Polly durch das Treppenhaus geschliffen, begleitet von Bettys Flehen, ihrer Schwester nicht mehr weh zu tun.
Ab diesem Zeitpunkt begannen die beiden Schwestern es mit der Angst zu bekommen. Das hier konnte auch ganz anders ausgehen, als sie es sich erhofften.
Was, wenn Jughead und die Serpents es nicht rechtzeitig schaffen würden?

Bettys blaue Augen wanderten durch die verlassene Lagerhalle und endeten bei ihrer Schwester, die noch immer in sich zusammengesunken auf dem Boden saß, den Kopf auf ihren Knien abgestützt.
„Tut es noch weh?", fragte sie Polly flüsternd, obwohl niemand bei ihnen war. Polly murmelte etwas Unverständliches und atmete tief durch, bevor sie den Kopf anhob.
„Wir müssen hier raus, Betty", antwortete sie mit krächzender Stimme und versuchte hinter ihrem Rücken, mit ihren gefesselten Händen, sich an der Wand hochzuhieven, wieder auf die Beine zu kommen.
„Ich weiß ..., aber wie?" Bettys Augen wanderten zu den schmutzigen Fenstern der Halle. Dahinter konnte sie die Sonne erkennen. War die Nacht schon um? Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren.

Plötzlich keuchte Polly neben Betty auf und die jüngere Cooper drehte den Kopf wieder zu ihrer Schwester. Sie hatte es glatt geschafft, ihren Körper an der harten Steinwand nach oben zu schieben, und stand wackelig auf beiden Beinen. Doch etwas stimmte ganz und gar nicht. Pollys Gesicht war schmerzverzerrt.
„Polly?", fragend sah Betty ihre Schwester an und als ihre Augen von ihrem Gesicht nach unten zu ihren langen Beinen hinab wanderten, konnte Betty ein dünnes, rotes Rinnsal auf der Innenseite ihres Oberschenkels erkennen.
„Scheiße, Polly!" Verschiedene Gedanken gingen durch Bettys Kopf.
Hatten die Ghoulies ihre Schwester so schwer verletzt, dass sie innere Blutungen hatte?
War der Hieb so fest gewesen, dass so etwas möglich war?
Polly, die gebückt vornübergebeugt dastand, konnte spüren, dass etwas nicht in Ordnung war. Sie spürte das warme Blut auf ihrer kühlen Haut und sah nun ebenfalls nach unten.
„Scheiße ... ", war das Einzige, was sie herausbrachte, bevor sie sich erschöpft wieder nach unten sinken ließ. Das blonde Cooper Mädchen fing an zu weinen. Tränen strömten über ihre Wangen und tropften von ihrem Kinn nach unten, hinterließen kleine feuchte Tröpfchen auf ihrem Shirt und ihrer kurzen Hose. Sofort rutschte Betty über den dreckigen Boden näher zu ihr.
„Polly, hast du Schmerzen?"
Alarmierende Besorgnis klang in Bettys Stimme nach und sie versuchte immer wieder, ihre Hände zu befreien, wie schon so viele Male zuvor, aber vergebens. Ihre ältere Schwester schüttelte den Kopf und schluchzte.
„Was ... was können wir tun? Du musst ins Krankenhaus!"
Betty fing nun an panisch zu werden. Wenn ihre Schwester innere Verletzungen hatte, musste sie medizinisch versorgt werden. Das würden doch auch solche Monster wie diese Ghoulies einsehen, oder nicht?
Nein, Betty, ganz bestimmt nicht.
„Hey!HEY! Wir brauchen Hilfe hier! Bitte, helft uns!", schrie Betty aus vollem Halse. Vielleicht hatte sie Glück und einer der Typen konnte sie hören. Sie wurden bestimmt nicht ganz alleine hier gelassen, die Gefahr, dass sie doch irgendwie abhauen könnten, war diesen Monstern sicher zu groß.
Doch von Polly kam ein vehementes „Schsch!".
Betty sah sie fragend an.
„Polly, du brauchst Hilfe", hielt sie gegen den Beschwichtigungsversuch ihrer Schwester. Wieder schüttelte Polly den Kopf.
„Es ist zu spät, Betty ... "
Mit Tränen in den Augen hob Polly den Kopf. „Wie meinst du das? Wofür ist es zu spät?" Noch immer begriff Betty das Ausmaß dieser Situation nicht. Sie rückte noch näher, so gut es mit gefesselten Armen hinter dem Rücken eben ging.
„Polly, rede mit mir!"
Die ältere Cooper Schwester sah Betty mit schmerzerfülltem Gesicht an.
„Es ist weg ... ich ... ich kann es spüren ..."
Betty sah sie weiterhin vollkommen neben der Spur an.
Wovon spricht Polly, verdammt?
Doch als Polly ihre Beine an ihren Körper zog und den Kopf an die Mauer hinter sich lehnte, Tränen weiterhin über ihr Gesicht liefen, wurde Betty plötzlich etwas klar.
„Du ... oh Gott, Polly ... es tut mir so leid ... wusste Sweet Pea es?"
Der Blick ihrer Schwester traf sie und ein leises „Nein", entfuhr ihr zitternd.
„Ich konnte es ihm noch nicht erzählen ..." Zu gerne hätte Betty ihre Schwester umarmt aber es ging in ihrer misslichen Lage einfach nicht. So rutschte sie an ihre Seite, legte ihren Kopf an Pollys Schulter.
„Es tut mir so unendlich leid, Polly ..."
Und beide weinten Tränen, dieses Mal nicht aus Angst, sondern aus Trauer um ein Leben, das nie hatte beginnen dürfen.

Every Rose has its Thorn  *Bughead FF*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt