Fäden

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Y/n's Sicht:

So gegen halb 10 Uhr herum öffnete sich die Tür zur Larrys Zimmer und mein Kopf schnellte in die Höhe. Ich richtete mich ein wenig auf und drehte meinen Kopf nach hinten. Larry stand in der Tür, eine Hand in Richtung mir und Sally gerichtet und er hatte ein schiefes Grinsen im Gesicht. Schmunzelnd verdrehte ich meine Augen und lehnte mich mit meinem Kopf wieder an die Armlehne des Sofas. 

„Guten Morgen, wie ich sehe hat man gut geschlafen", posaunte Larry herum und schritt mit großen Schritten in Richtung Küche. Nun regte sich auch Sally und murmelte irgendwas, was sich anhörte wie: „Lass mich noch ein wenig." Seine Stimme war noch rauer und tiefer als sonst und unbeabsichtigt weiteten sich meine Augen ein Stück. 

Sally legte seinen Kopf auf meine Schulter und schloss seine Augen wieder gänzlich, als er seinen Arm der immer noch um mich gelegt war noch stärker um mich schlang. Auch ich schloss meine Augen wieder und lauschte den Geräuschen die Larry in der Küche verursachte. Nach einigen Minuten fing dieser wieder an zu reden und da ich nicht unhöflich sein wollte löste ich mich, widerwillig, von Sally und setzte mich in der Küche an den Tisch um Larry besser zuzuhören. 

Als ich von dem Sofa aufgestanden war hielt Sally mich im Halbschlaf noch immer fest, ließ dann aber los und drehte sich auf die andere Seite. „Auch Kaffee?", riss mich Larry aus meinen Gedanken und schob eine Tasse auf dem Tisch mir entgegen. Dankend nickte ich und nun gesellte sich auch Sally zu uns. Während er sich hinsetzte schloss er seine Maske wieder und nahm Larry auch eine Tasse ab. Eine Stille lag zwischen uns, nur Larry summte ab und zu irgendwas vor sich herum. Irgendwann schnitt ich ein Thema an. 

„Was ist in Zimmer 403?", fragte ich und Sally sah ruckartig auf. Auch Larry verharrte in seiner Position und hatte aufgehört zu Summen. „Garnichts ?",kam von Sally. Larry fragte nach wieso. „Ich hatte einen Traum von einer Frau die da wohnt. Naja eher gewohnt hatte, es war eine Leiche die mit mir sprach", ich schüttelte meinen Kopf leicht während ich das sagte. Im Augenwinkel konnte ich sehen wie Sally sich verkrampfte. 

„Sie meinte ich soll das Apartment sofort verlassen, absurd oder?", die Frage war eher an mich selbst gerichtet. Es lag wieder eine Stille zwischen uns. Diesmal war sie aber eher unangenehm. Larry sah nur auf den Tisch während er reglos da stand mit seiner Kaffeetasse in der Hand. Sally saß versteift da und hielt den Henkel seiner Tasse so fest, dass man Angst haben könnte sie würde gleich zerspringen. Dennoch war Sally es der die Stille löste. 

„Ich habe gestern meine Medikamente vergessen. Ich fühle mich ein wenig...", er machte eine Pause und stand dann auf. „Seltsam", beendete er den Satz und Larry sah ihn verwirrt an. Erst als Sally ihn direkt ansah regte er sich wieder und schüttelte seinen Kopf, als würde er es jetzt erst verstehen. Mit hochgehobener Augenbraue sah ich den Beiden nach als Sally die Wohnungstür öffnete. 

Larry hatte seine Hand auf Sallys oberen Rücken gelegt, sah ihn dennoch von der Seite verwirrt an. Als die Tür wieder ins Schloss gefallen war widmete ich mich meinem Kaffee wieder. Eins, zwei, drei... Nach acht Minuten waren Sally und Larry immer noch nicht zurück. Um sicher zu gehen, dass es Sally gut ging, verließ auch ich noch die Wohnung und stellte mich in den Aufzug.

 Erst als ich ausstieg merkte ich, dass ich im 5. Stock war. So gut kannte ich mich schließlich hier noch nicht aus. Ich wollte gerade wieder zurück zum Aufzug als ich in eine Art Trance verfiel. Ich sah die Frau von meinem Traum wieder. Sie stand direkt vor mir, so nah, dass ich sie spüren konnte. 

„Du hättest gehen sollen", sprach sie zu mir. Sie klang traurig und besorgt zugleich. Sie ging ein paar Schritte zurück, dann verschwand sie. Verwirrt und immer noch in Trance starrte ich auf die Stelle wo sie gerade noch gestanden hatte. Plötzlich spürte ich einen stechenden Schmerz an meinem Arm. 

Ich blickte hinunter und erschrak als ich sah, dass mich eine Fremde Hand gepackt hatte. Sie sah aus, als entstammte sie nicht von einem Lebenden. Ihre langen Finger bohrten sich in die genähte Wunde meines rechten Armes. 

Ich schrie auf und plötzlich fand ich mich am Boden des 5. Stockwerkes der Addison Appartements wieder. Das grelle Licht der Deckenlampen blendete mich und ich setzte mich langsam auf. Ich sah mich um. Wie lange lag ich schon hier? Ich wusste es nicht. Vorsichtig stand ich auf und taumelte in Richtung Aufzug. 

Als der Fahrstuhl nach unten fuhr spürte ich wie mein Herz gegen meine Brust hämmerte und auch das Blut rauschte mir in den Ohren. Die Situation im 5. Stock konnte ich mir selbst nicht erklären. Schwach öffnete ich die Tür zu Larrys Wohnzimmer wieder. Ich bekam mit wie Sally und Larry sich in der Küche stritten, doch ich konnte mich im Moment nicht darum kümmern um was sie da sagten. 

Mir war schlecht und ich hatte das Gefühl, jeder Zeit wieder zusammenzuklappen. Erst als ich die Tür wieder schloss hörten die beiden auf zu diskutieren und Larry sprach zu mir. „Y/n du siehst blass aus alles in Ordnung??", er klang aufrichtig besorgt und machte ein zwei Schritte in meine Richtung. Nun drehte auch Sally sich zu mir um und in seinen Augen tat sich etwas. Aus Frustration wurde Sorge. 

Mit schnellen Schritten kam er auf mich zu. Ich beantwortete Larrys Frage mit einem verneinenden Kopfschütteln. Nun kam auch dieser zu mir geeilt. Sally zog mich zur Couch wo ich mich setzte. Larry stellte ein Glas Wasser vor uns auf den Tisch. 

„Y/n-", Sally sah auf meine Hand. Von meinem Ärmel bis zu meiner Hand haben sich Spuren an Blut versammelt und rannte meine Finger hinab. Erschrocken zog ich meinen Ärmel hinauf und sah die Wunde. So offen und rot wie damals als sie erst entstanden war. „Oh Gott", kam es nur von Larry und Sally sagte ihm er soll den Verbandskasten holen. 

„Die Nähte sind aufgegangen, wir müssen sie wieder zu machen", erklärte Sally und sah mir dann wieder ins Gesicht. Als ich meinen Arm anstarrte bekam ich ein Flashback zu der toten Hand die mich festgehalten hatte. Ich spürte wie mein Herz eine Sekunde aussetzte. Larry kam zurück und Sally begann sein Werk. Er kniete vor mir am Boden und Larry stand neben uns. Gerade als Sally seine Hände desinfizierte fragte Larry: „Und du bist sicher, dass du das kannst ?" Sally entgegnete, während er den Schnitt abtupfte: 

„Glaub mir, ich habe das öfter gemacht als mir lieb ist." Vielleicht musste er das mit seinen Narben auch öfters machen, dachte ich mir doch meine Spekulationen wurden unterbrochen als Sally mit der Watte direkt an dem Schnitt ankam. Ich zischte auf und wollte am liebsten meinen Arm wegziehen doch Sally hielt ihn vorsichtig fest und sah mich entschuldigend an. So ging es eine Zeit lang weiter. Sally und Larry unterhielten sich doch ich konnte nicht zuhören. 

Vor meinen Augen sah ich wieder Sternchen tanzen und gerade zog Sally die Nähte wieder fest. Ich stöhnte auf und legte meinen Kopf zurück auf die Rückenlehne des Sofas. Ich schloss meine Augen und versuchte, allerdings vergebens den brennenden Schmerz auszublenden.

 Irgendwann war er fertig, es war mir wie eine Ewigkeit vorgekommen. Larry nahm das ganze Zeug, samt Verbandskasten und verschwand damit wieder um es wegzuräumen. Sally wischte sich das Blut von den Händen und fragte mich ob ich nicht etwas trinken wollte. Schwach schüttelte ich den Kopf. Ich hatte das Gefühl, wenn ich jetzt etwas trinken würde, dann würde ich ersticken. 

Ich hörte irgendwo in der Wohnung Larry irgendwelche Sachen herumräumen. Sally setzte sich links von mir hin und nahm nach einiger Zeit irgendwann ganz langsam meine linke unversehrte Hand. Erschöpft legte ich meinen Kopf auf seine Schulter und schloss die Augen. 

Bei ihm war ich sicher. 

Masken (Sally x reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt