25| Ein Butler namens Smith

1.2K 42 2
                                    

                                           •••

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

                                           •••

»Wieso hast du die Stunde geschwänzt?«, fragte ich und konnte meinen gereizten Unterton kaum unterdrücken. Ich hatte mir mein Handy zwischen Schulter und Gesicht eingeklemmt, hockte gerade halb auf dem vom Regen nassen Asphalt und konnte das rostende Schloss meines Fahrrads einfach nicht zubekommen.

»Ach, Tildi«, setzte mein Vater in dieser sanften Tonlage an, die mich aus irgendeinem Grund wütend machte.

Wieso redete er mit mir eigentlich immer, als wäre ich noch dieses kleine, unscheinbare Mädchen von damals? Manchmal glaubte ich, er tat es immer noch.

»Nein, Papa! Ich verstehe es einfach nicht! Du schwänzt eine Therapiestunde nach der nächsten und erwartest dann, dass es dir trotzdem irgendwie besser geht?!« Ich rüttelte jetzt aggressiv an dem Schloss herum, das mich zu verspotten schien. »Dabei ist es doch selbstverständlich, dass das nicht so einfach funktionieren kann!« Endlich war das Klicken zuhören und ich sprang auf. Wischte mir meine Hand an der verwaschenen Jeans ab.

»Natürlich ist es nicht selbstverständlich! Das weiß ich. Aber, Tilda, ich spüre es, es geht mir besser. Mir geht es richtig gut. Ich möchte bald wieder nach einem Job suchen. Dieses Mal denke ich, es wird klappen. Meine Depressionen verschwinden!«

Ich fragte mich ernsthaft für wie dumm mein eigener Vater mich hielt. Er dachte, ich würde ihm jede Lüge einfach abkaufen, ohne mit der Wimper zu zucken. Aber so leicht würde ich ihn jetzt nicht wieder ins Dunkle abrutschen lassen. »Wieso gehst du nicht hin? Beantworte mir einfach ehrlich diese einzige Frage.«, verlangte ich und steuerte in Zeitlupentempo den penibel gepflegten Vorgarten des Wohnungsblocks an. Das Gras war frisch gemäht, links und rechts wuchsen Tulpen und die Büsche waren auf den Millimeter genau geschnitten.  »Und denk nicht ich bin blöd. Ich bin durchaus in der Lage deine Lügen zu durchschauen.«

»Tildi... Es ist nicht so leicht...« Die Worte klangen wie ein halbherziges Seufzen.

»Was ist nicht so leicht? Rede mit mir darüber.«
Ich lächelte einer Frau freundlich zu, die gemeinsam mit einem kleinen Mädchen an ihrer Hand an mir vorbeilief.

»Diese Therapiestunden machen mich einfach traurig. Erinnern mich zu sehr an früher.«, meinte mein Vater. »Ich merke, es tut mir nicht gut.«

»Aber es ist eben der Sinn, alles nochmal durchzukauen und dann endlich abschließen.« Ich fuhr mir müde über mein Gesicht. »Papa, du hast es schonmal probiert ohne die Therapie. Und was ist dann passiert? Wie ging es dir dann?«

Es herrschte Schweigen am anderen Ende. Ich schluckte und ging weiter. »Siehst du? Möchtest du, dass das nochmal passiert? Ich will es jedenfalls nicht. Ich will nur, dass es dir endlich besser geht. Aber das wird nicht passieren, wenn du dich dem Problem nicht endlich entgegenstellst.«

»Und was ist mit dir, Tilda? Du leidest doch auch so sehr unter allem, ich bin mir sicher...«

»Papa, hör auf! Ich habe bereits eine Therapie hinter mir und mir geht es gut.« Zumindest meistens. Aber das fügte ich nicht hinzu. »Derjenige dem es aber nicht gut geht, bist nunmal du. Und so kann das nicht weitergehen.« Ich hätte mir den Mund fusselig reden können, die kreativsten Argumente bringen könnten, und doch wusste ich, am Ende des Tages würde er wieder auf alles scheißen.

When I saw her smileWo Geschichten leben. Entdecke jetzt