Letters to you

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Lilly


Inzwischen ist es halb 2 und ich habe noch kein Auge zu getan. Im Pullover und Kniestrümpfen sitze ich auf dem Boden, den Rücken gegen meine Bettkante gedrückt, im Licht meiner Schreibtischlampe und schreibe zum 12 Mal einen Brief an Dylan. Jonah könnte ihn überreichen. Wenn ich nur wüsste, was ich schreiben soll.

Ich höre leise Taylor Swift, während ich mit meinem Fineliner die Worte auf das Blatt schreibe.

Es tut mir leid, wie alles gekommen ist. Dich da rein gezogen zu haben. Ich hasse es zu wissen, dass du und Tyler streiten. Ich wünschte ich hätte es ihm vorher in Ruhe sagen können. Ihm sagen können, dass ich mich in dich verliebt habe, bevor er es so erfährt. Ich wünschte ich könnte die Zeit zurückdrehen.

Verflucht warum ist das so schwer? Ich reiße das Blatt vom Block ab und lege es beiseite. Es wäre gelogen. Das letzte, was ich will ist die Zeit zurück zu drehen. Mir geht es schrecklich. In den letzten Tagen habe ich mich nicht nur auf eine Weise leer gefühlt. Ich habe kaum etwas gegessen und alles ausgekotzt, was in mir war. Dennoch war das nicht die Leere, die am präsentesten war. Ich fühle mich taub und dennoch würde ich nichts anders machen. Die Worte aus seinem Mund zu hören 'Ich liebe dich'. Es bedeutet mir einfach alles. Ihn zu küssen, seine Finger auf meiner Haut zu fühlen, seine Bauchmuskeln nachzufahren. Ihn. zu. spüren. Nichts könnte mich dazu bringen, dieses Ereignis auszulöschen. Selbst, wenn Tyler uns erwischt hat.

"Rapunzel, Rapunzel. Lass dein Haar herunter.", ich zucke zusammen und drehe mich erschrocken um.

Meine Beine verknoten sich fast bei meinem Sprint zum Fenster, um es zu öffnen und mich über die Brüstung zu lehnen.

"Dylan?", frage ich und höre sein raunendes Lachen.

Nur er könnte in so einer Situation einen Spruch bringen und lachen.

Ich kann ihn kaum erkennen. Erst als ich meine Augen zukneife und sie sich an die Dunkelheit gewöhnen, erkenne ich seine Statue etwas weiter entfernt von unserem Haus auf der Auffahrt stehen.

"Lass mich rein. Tyler ist vor 20 Minuten zu Brooke rüber.", seine Stimme ist leise, beinahe flüsternd.

"Der Bewegungsmelder würde angehen und Tyler würde es von Brookes Zimmer aus sehen. Kannst du irgendwie in den Garten gelangen?", frage ich zurück und spüre, wie mein Herz anfängt zu rasen und mir flau im Magen wird.

Ich fasse es nicht, dass er wirklich hier ist.

"Ich denke nicht, dafür ich die Hecke zu hoch.", er seufzt minimal und fährt sich durch die Haare. "Warte eben.", seine Stimme ist leise, bis sie verstummt. Mit ihr sein Schatten der im dunklen Schutz unseres Carports verschwimmt.

"Dylan?", meine flüsternde Stimme wirkt beinahe atemlos.

Ich gucke nach links, wo ich ansatzweise Brookes Zimmerfenster sehen kann. Die Gardinen sind auf, aber wenigstens ist das Licht aus.

Der knatschende Holzbalken lässt mich herumfahren, als Dylan sich daran hochzieht. Er klettert auf den Vorsprung und balanciert seitlich an der Fassade entlang hin zu mir.

"Na Chéri, darf ich rein?", fragt er mit einem verschmitzten, seitlichen Lächeln, während ich als Antwort mit den Augen rolle.

Ich halte ihn am Arm fest, damit er auch ja nicht abstürzt, als er in mein Zimmer steigt. Mir bleibt der Atem weg, als ich unter dem dicken Pullover seine Muskeln spüre, die sich beim hochdrücken an der Brüstung anspannen.

Schnell schließe ich das Fenster und die Jalousie.

Als ich mich umdrehe steht er in der Mitte meines Zimmers, seinen Blick auf mich gerichtet, mit zerzausten Haaren, einem frechen Grinsen und den gleichen Augenringen im Gesicht, die auch meine Augen umranden.

Keeping SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt