William fucking Shakespeare

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Dylan:

„Wo sind die anderen?", Lilly schlendert sorglos den Steg runter, während ich mit meinen Füßen hochgelegt, auf dem Sessel hinterm Steuerrad sitze.

Träge stehe ich auf und versuche möglichst entspannt zu wirken, als ich die Treppe zum unteren Deck runterlaufe.

„Ryder hat sie gefahren."

„Und du bist nicht mit?", fragt sie mit hochgezogenen Brauen.

Nein, ich verfluchter Simp warte auf sie, um sicher zu gehen, dass sie nach Hause kommt, wenn sie gehen will.

„Ich konnte mein Boot nicht hierlassen."

Sie nickt verstehend.

Ihr ist bewusst, dass ich wegen ihr noch hier bin, sonst wäre ich schon längst gefahren. Dennoch gibt sie gibt keine niederträchtige Bemerkung dazu ab.

Sie gibt mir ihre Tasche, die ich ohne ein Wort entgegennehme und legt ihre zierlichen Finger, mit den perfekten, roten Nägeln um das Geländer.

Schon seit ein paar Stunden hat sie ein dünnes weißes Kleid über ihrem Bikini, welches jetzt an der Hüfte und dem Träger Blut von Shawn trägt.

Ich weiß nicht was mich leitet, aber bevor sie sich am Steg abstützen- und hochdrücken kann, halte ich ihre Hände an die Stange gedrückt fest.

Ihre großen, dunklen Augen weiten sich und starren auf meine Hände, die aufgerissen, blutig und blau sind.

Schnell löse ich mich von ihr und räuspere mich im gleichen Moment. Idiot. Verdammter Idiot.

„Dylan?", ihre Stimme ist ruhig und sanft.

Gott, wie sehr ich es liebe, wenn sie so zu mir ist.

„Hm?", ich drehe mich wieder zu ihr und fahre mir, als wäre nichts passiert, durch die Haare.

„Kannst du mir helfen?", sie lächelt leicht und eine Gänsehaut legt sich auf ihre Unterarme, als der Wind an uns vorbeipfeift.

Ich weiß nicht, ob sie das tut, weil sie mich vorhin angeschnauzt hat und es jetzt wieder gut machen will, oder weil sie mich manipulieren will, aber es ist nicht so, als würde das irgendwas an der Antwort ändern. „Sicher."

Ich beuge mich über das Geländer und lege meine Hände an ihre schmale Taille. Sie greift nach meinen Schultern, springt ab und winkelt ihre Beine an, damit ich sie über die Brüstung heben und vor mir wieder absetzen kann.

Meine Hände schmerzen bei dem engen Griff, aber ich denke nicht mal dran, ihr die Bitte abzuschlagen.

„Danke.", haucht sie und atmet mit zusammengepressten Lippen durch ihre Nase ein. Ihr Burst hebt und senkt sich schnell.

Wieder räuspere ich mich und lasse meine Hände von ihrem Körper fallen, so wie auch sie es tut.

„Setz dich schon mal, ich löse noch die Seile.", richte ich mich mit holpriger Stimme runter zu ihr.

Ihre Augen sind warm. So warm, wie ich sie in Erinnerung habe, wenn ich an die Zeit vor der Nacht denke, in der sie mich abserviert hat. Sie nickt minimal, bevor sie losläuft und auch ich mich in Bewegung setze.

Ich habe nicht vor hier auch nur eine Sekunde länger zu bleiben. Nicht auf seinem Grundstück, oder in seiner Nähe.

Ich versuche die Sache so gleichgültig wie sie zu nehmen und mir einzureden, dass es sie nicht nachhaltig verletzt hat, dass er sie angefasst hat.

Ich bemühe mich mit all meiner Kraft das Bild zu verbrennen, dass sich in meinen Kopf schleicht, wenn ich daran denke, wie sie danach mit mir gesprochen hat. Wie sie mich wegen ihm angelogen hat, damit ich mich nicht in ihrem Namen räche, so wie Tyler es in dem Moment getan hat, als er ihn auf den Boden geschmissen und blutig geprügelt hat. Ihre glasigen Augen und das leichte Zittern, als sie versucht hat mir zu erklären, dass er ‚nur' in die Wand geschlagen hat.

Keeping SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt