The Scorpion and the Frog

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Lilly:

"Wenn ich heute nicht flachgelegt werde, schlafe ich mit Ryan. Mir völlig egal.", Chrissy trinkt einen Schluck aus dem Weinglas, dass ich ihr gegeben habe, während sie ihren Gedanken freien Lauf lässt. Sie sitzt auf meinem Bett, hat ihre Beine überschlagen und linst interessiert in die offene Schublade meines Nachttisches.

War klar, dass sie versucht zu spionieren, wenn sie die Gelegenheit kriegt. Die neugierige Schnüfflerin lasse ich sonst nie in mein Zimmer.

"Wenn du es wirklich so nötig hast, nimm Finn. Ryan ist Shawns lächerlicher Sidekick, trottet ihm hinterher wie ein treudoofer Hund und ist schlichtweg ein Niemand.", bemerke ich gleichgültig aus dem Bad, während ich den roten Lippenstift zurück in die Schublade fallen lasse.

"Du hast Probleme, Chrissy. Ist dir bewusst, dass ich weiterhin bei meinem Vater und meiner Stiefmutter wohnen muss, wenn ich nirgends angenommen werde?", Vera läuft auf und ab und tippt wild auf ihrem Handy rum, während ich ins Schlafzimmer zu meinem Nachttisch streife, wo ich mit Schwung die Schublade zu presche, in die Chrissys Langfinger sich schon rein gegraben haben. Meinen Blick runter in ihre blauen Augen gerichtet, die sich ertappt auf den Boden senken.

"Du wirst schon angenommen, Vee.", antworte ich Vera wie selbstverständlich und drehe mich schwungvoll zu ihr, wobei meine langen, geglätteten Haare über meine Schulter schwenken.

"Was wenn nicht?", hektisch guckt sie mich mit verzweifelten Augen an.

Als gäbe es keine größeren Probleme, als an keinem College angenommen zu werden. Für manche ja, für sie nicht. Ihr Vater und ihre Stiefmutter interessiert es nicht, ob sie jetzt oder in 3 Jahren anfängt. Vera wohnt auf der Eastside im teuersten Viertel Fall Rivers. Sie lässt sich jeden Morgen von Angestellten pochierte Eier ans Bett bringen und hat nichts Besseres zu tun, als sich darüber zu beschweren, dass sie vielleicht nicht mehr dieses Jahr weg kommt.

"Wenn nicht hältst du dich an Chrissys Plan und vögelst dich nach oben.", erwidere ich und grinse leicht, was Vera erwidert.

Chrissy schnaubt genervt aus, aber ich ignoriere sie gekonnt, so wie ich es immer mache. Chrissy ist wie ein surren. Ein anstrengendes Rauschen das niemals aufhört.

"Ich meins ernst. Ich habe schon drei Absagen", Vera schaut wieder aufs Handy, bevor sie ihren Blick zu mir hoch wendet. "Ich kann nicht bei dieser Eheruinierenden Schlampe bleiben.", ich rolle mit den Augen auf Veras nervig-pipsige Stimme hinweg.

"Vera.", fahre ich sie an und spreize gereizt meine Finger, während meine Augenbrauen sich zum Haaransatz ziehen. "Deine Stiefmutter ist der Grund warum du und dein Vater nicht auf der Straße sitzen. Wenn die Eheruinierenden Schlampe abkratzt, erbst du Millionen, also halt verdammt nochmal den Rand.", jedenfalls wenn ihr Vater nicht alles verliert, so wie beim letzten Mal, als man ihm einen Batzen Geld gab...

Es sind harte Worte.

Ich bin bekannt für meine scharfe Zunge. Sätze wie diese, hört man nicht gerne, aber sie bereiten einen auf das Leben vor und verdammt, Vera braucht von Zeit zu Zeit wirklich einen Realitätscheck.

Ich weiß wie gerne sie zurück feuern würde, aber das wird sie nicht. Nicht bei mir. Sie ordnet sich immer wieder unter.

In unserer Gruppe ist sie das schwächste Glied. Gegen andere behauptet sie sich, weil sie weiß, dass sie durch uns immun ist. An sie kommt niemand ran, solange sie sich an mich hält.

Dennoch spüre ich es. Sehe, wie ihr Zeigefinger nervös gegen ihr Bein tippt und ihre Zunge sich gegen die Zähne presst. Sie will kontern. Würde es dennoch nie probieren.

Egal wie giftig sie wird, ich kann giftiger werden. Ich habe die Mittel sie zu vernichten. Sie alle.

Dass ihr Vater ohne seine Schlampe arm wäre, ist ein Geheimnis. Bisher wissen nur Chrissy und ich davon, aber Geheimnisse können gelüftet werden und sie weiß, wie viele ich über die Jahre hinweg angesammelt habe. Ich vergesse nichts.

Keeping SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt