Lucky me

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Lilly:

Ich hätte nein sagen sollen.

Als Vera mich gefragt hat, ob ich sie zur ‚Freitag der 13te' Party begleite, hätte ich absagen sollen.

Ich bin nicht sensibel und besitze normalerweise keinen Funken Empathie, aber aus irgendeinem Grund habe ich mich dennoch schlecht gefühlt, sie allein loszuschicken. Ich bin der Grund warum sie nur noch mich und die Jungs hat. Sie musste schließlich wählen.

Chrissy und Vera waren beste Freundinnen. Besser als ich mit auch nur einer der beiden befreundet war.

Die beiden kannten sich seit frühster Kindheit und abgesehen davon, dass sie mir ständig Geheimnisse von der jeweils anderen weitergeflüstert haben, waren sie einander tatsächlich loyal.

Ich habe Vera kein Ultimatum gestellt. Ein kindisches ‚Entscheide dich. Sie oder ich', kam nicht über meine Lippen.

Dennoch war es klar, dass sie sich entscheiden muss. Für Chrissy – eine echte Freundin. Oder für mich – das Mädchen, dass ihr etwas bringt.

Sie hat sich für mich entschieden. So, wie ich es erwartet habe. Ob es eine kluge Wahl war, weiß ich nicht, denn in zwei Wochen bin ich am College und spätestens dann wird mich der ganze Fall-River-Scheiß nicht mehr interessieren.

Abgesehen von Shawn werde ich zu niemandem meiner alten Freundesgruppe Kontakt halten und sie fallen lassen, als gehörten sie nie zu meinem Leben. Ich werde mich distanzieren und obwohl ich dem Skript weiterhin Gefolge leiste, wird mir der Abstand zur Stadt und gewissen Leuten guttun.

Zwei Wochen. Nur deshalb habe ich mich in dieses enge Korsett gezwängt und die weißen Strümpfe mit Strapsen angezogen. Nur deshalb habe ich beschissene Engelsflügel auf dem Rücken und diesen engen Feder-Rock an, der sich jetzt an Shawns Oberschenkel drückt.

Nur deshalb habe ich zugesagt, dass ich auf die Party komme..., weil es eine der letzten typischen ‚Fall-River-Veranstaltungen' ist, an denen ich teilnehmen muss, um kein Aufsehen durch Abwesenheit zu erregen.

Shawns Hand presst sich an meinen Bauch und mir wird schlagartig schlecht.

Ein Teil von mir hat gehofft, dass er mich ein für alle Mal abserviert. Das es ihm reicht, weil Dylan ihn verprügelt – und viel schlimmer in die Schranken gewiesen hat. Dass ihm mein Aufstand genug ist. Dass ich ihn blamiert habe... Probleme gemacht habe...

Dass ich ihm einfach zu viel bin.

Nicht mit Shawn.

Ich hätte wissen müssen, dass wir nicht nochmal über den Abend reden werden und einfach so tun würden, als wäre nie etwas gewesen.

Es ist das, was wir am besten können. So zu tun, als ob. Eine Show abziehen. Obwohl wir uns inzwischen wie die Pest hassen.

Das ist beidseitig.

Fraglich bleibt, wie wir uns hinter verschlossenen Türen verhalten. Wird er mich anschreien, oder schlagen, sobald wir allein sind? Hat meine Drohung gewirkt und er fasst mich nicht mehr an? Will er mir weiterhin vorspielen, dass er mich wirklich liebt, um Sex mit mir zu haben, so wie er es die letzten Jahre getan hat? Oder ignorieren wir uns. Gott, bitte lass es die letzte Option sein.

Unter Menschen – seien es unsere Freunde, Eltern, oder fremde ist es klar. Wir sind das verliebte Pärchen, das wir immer waren. Es ist einfach. Ich muss nur meine Rolle der Vorzeigefreundin spielen.

Also sitze ich auf seinem Schoß und lasse ihn seine Hände an meinen Körper legen. Lasse ihn sich besinnungslos betrinken und ‚lustige Geschichten' aus unserer Beziehung erzählen, von denen unsere Freunde nicht nur schon 100-mal gehört haben – sondern sogar erste Reihe Plätze hatten.

Keeping SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt