Sleepless Nights

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Dylan:

Es klang nach einer guten Idee, als ich mir überlegt habe ein Zimmer mit Liz zu teilen. Sie ist ordentlich, eine ruhige Schläferin und meine beste Freundin. Wir haben schon einige Wochen vor unserer Trennung keinen Sex mehr gehabt, deshalb gibt es keine Spannungen. Keine Versuchung.

Natürlich bin ich dabei gescheitert, Lilly eifersüchtig zu machen. Wieso sollte es das auch? Sie hat keine Gefühle für mich. Ihr ist es scheißegal mit wem ich was mache. Selbst wenn es meine Ex ist.

Ein Problem habe ich außer Acht gelassen, als ich mich freiwillig zum Teilen gemeldet habe. Liz schläft seelenruhig im Bett, während ich auf dem Steg hocke und meine Sinne mit Gras betäube, weil ich in meinem Zimmer nicht Musik hören und rauchen kann.

Gott ich hasse es hier. Ich hasse es, dass niemand Bescheid weiß, was in mir vorgeht. Abgesehen von Tyler hat keiner eine Ahnung und mit ihm kann ich auch nicht richtig darüber sprechen. Letztlich ist sie immer noch seine Schwester.

Fuck, sie ist eine narzisstische, sadistische Manipulatorin, die mich nur benutzt hat, um ihren Alltag aufzumischen. Um ihrem blöden Glashaus für den Bruchteil einer Sekunde zu entkommen und Abwechslung reinzukriegen. Jetzt benutzt sie meine Gefühle als Punchline für einen Witz, um sich zu amüsieren.

Sie hat mir nicht nur mein Herz gebrochen. Sie hat die Person zerstört, die ich war. Mich komplett verändert. Und ich hasse es, dass sie dazu fähig war. Dass ich sie dazu befähigt habe.

Ich ziehe an dem Joint, der sich zwischen meine trockenen Lippen legt und inhaliere den Rauch. Es ist inzwischen 2 Uhr und der See ist ruhig. Es ist nicht windig und das Wasser gibt ein perfektes Spiegelbild der Welt da. Die Tannenspitzen der Kiefern. Der Mond. Vereinzelt ein paar Lichter aus den umliegenden Häusern, doch bei den meisten ist es dunkel, weil sie alle schon schlafen.

Sie nicht.

Durch das dreieckige Giebelfenster scheint gedimmtes Licht. Vermutlich von der kleinen Nachttischlampe, die meine Mutter für das Zimmer ausgesucht hat. Wer weiß was sie macht? Mit Shawn telefonieren und versuchen etwas zu retten? Einen Haufen Pflanzen bestellen, um ihr Paradies zu ersetzen? Die Online-Kurse, die sie in den letzten Wochen angefangen hat, als ich neben ihr gearbeitet habe. Nur damit sie in meiner Nähe sein kann und mich nicht ablenkt, wenn ich am Computer sitze und mich konzentrieren muss. Jedenfalls hat sie das gesagt... erlogen.

Vermutlich hört sie Musik. Macht sie eigentlich immer. Das Einzige, was sie runterbringt. Ähnlich wie bei mir. Obwohl unser Musikgeschmack in völlig unterschiedliche Richtungen geht. Wenigstens muss ich nie wieder in meinem Leben einen Taylor Swift Song hören. Immer das positive sehen...

„Du weißt das allein, leise Lachen, nur Irre machen, oder?", erschrocken drehe ich mich um und schaue auf nackte Beine. Mit verschränkten Armen steht sie vor mir, in einem großen Pullover, der ihr bis zu den Oberschenkeln reicht. Weiße Converse, mit einem roten Kirschpaar an der Seite, dass ich ihr drauf gestickt habe, als sie ein Loch an der Stelle hatte. 

Wenn es einen Gott gibt, hasst er mich.

„Wenigstens kann ich lachen. Roboter sind dazu bekanntlich nicht fähig.", ich klinge genauso genervt, wie ich es haben will, als ich mich wieder nach vorne richte und auf den See starre.

Ich höre, wie sie leise lacht. Nur ein Mal. Kaum bemerkbar. Vielleicht hat sie auch nur holprig ausgeatmet? „Was willst du?", meine Stimme ist kratzig und dunkel. Gin und Rauch zerstören meine Stimmbänder und lassen mich wie einen zwielichtigen Mafioso klingen. Ich habe kein Problem damit meine Tony Soprano Ära zu beginnen.

„Ich vergaß. Als Hausherr hast du hier sicher auch Anrecht auf den Steg, hm?", sie setzt sich neben mich, als hätte ich sie darum gebeten. Weit genug entfernt, dass ich sie nicht anfassen kann. Nah genug, damit mich ihr Vanilleduft krank macht. „Lass mich raten, mir ist es nicht erlaubt aus meinem Zimmer zu kommen."

Keeping SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt