Lifelong Friends

219 14 4
                                    

Tyler:

„Er will nicht mit mir reden.", Hannah presst ihre Lippen aufeinander und rollt genervt mit den Augen. „Ich habe ihn weinen gehört, die ganze Nacht. Seine Tür ist aus den Angeln gerissen. Keine Ahnung was los ist, aber es geht ihm furchtbar. So habe ich ihn noch nie gesehen.", sie verschränkt die Arme und guckt zur Seite.

Hannah ist verletzt. Sie hasst es, wenn er nicht mit ihr redet und was das angeht, verstehe ich sie. Für die längste Zeit gab es nur uns drei. Ich bin mit ihnen aufgewachsen. Kenne sie seit dem Kindergarten.

„Ich rede mit ihm.", sie guckt zu mir hoch und schaut mich grübelnd an.

„Du hattest seit Wochen kaum Kontakt zu ihm. Nicht mal du könntest jetzt was aus ihm rausholen.", eigentlich gar keinen Kontakt, wenn man es genau nimmt. Sie weiß nicht, woran es liegt. Dachte es wäre, weil er so viel arbeitet... jedenfalls hat er das den Mädels erzählt.

Dass er Lilly trifft, war mir von vornherein klar. Ich habe gehasst was sich zwischen den beiden abspielt und verdammt am liebsten wollte ich dem Ganzen ein Ende bereiten, aber ein Teil von mir hat daran geglaubt, dass sie sich guttun. Dass es nur an meinem Egoismus liegt, dass ich die beiden getrennt sehen will. Ein Teil von mir hat sich gewünscht, dass die beiden füreinander geschaffen sind und Lilly sich jemanden anvertrauen kann. Dylan sich endlich geborgen fühlt.

Das hätte gut gehen sollen. Es hätte halten sollen. Irgendwann hätte ich mich damit abgefunden.

Jetzt kann ich nichts tun, als daran zu denken, dass meine eigene Schwester meinem besten Freund das Herz zerrissen hat. Sie Blut geleckt hat, als er ihr erzählt hat, dass er sich in sie verliebt hat.

Dass sie nur mit ihm spielen wollte, weil sie es für aufregend hielt. Vielleicht sogar, weil er verboten für sie war.

Wegen mir.

„Lass mich einfach mit ihm sprechen, Hannah. Ich sehe, was ich tun kann.", räuspernd richte ich mich auf und stoße mich von der Küchentheke ab. „Und wehe du lauschst.", ich zeige mit dem Finger auf sie, als ich aus der Küche gehe, woraufhin sie nur mit den Augen rollt und nickt. „Verstanden, Boss."

Meine Finger krampfen sich in meine Handflächen. Seit Wochen habe ich kein Wort mit ihm gewechselt. Vielleicht bin ich immer noch verletzt, weil er sich für Lilly entschieden hat. Er unsere Freundschaft weggeworfen hat, um mit ihr zusammen zu sein. Er hat sich nicht gemeldet. Wollte nichts mehr von mir wissen, damit er sie nicht verliert.

Gott, schlucks runter, du Penner.

Mein bester Freund wurde gerade verlassen und ich heule darüber, dass er sich verliebt hat. So sehr ich Dylan liebe, ich würde Brooke an jedem Tag über ihn stellen. Jeden. Einzelnen. Tag.

Meine geschlossene Faust klopft gegen den Türrahmen. Die Tür hat sich aus den Scharnieren gelöst und steht schräg gegen den Rahmen gelehnt.

„Nein!", ruft eine raue, mir nur allzu bekannte Stimme. Durch den Spalt sehe ich, wie er aus dem Badezimmer kommt und sich aufs Bett setzt.

Ich drücke das Holz nach vorne und hebe die Tür an, um sie zur Seite zu schieben. Dylans Blick richtet sich hoch und als er mit seinen roten, geweiteten Augen in meine guckt, sieht er aus, als würde er einen Geist sehen.

„Ty?", ich stelle die Tür an die Wand und trete durch die Lücke, um in sein Zimmer zu treten. „Ty.", spricht er nun nicht mehr so fragend meinen Namen aus und steht auf. Seine Hände reiben an den Beinen seiner grauen Jogginghose entlang, als er mich mit glasigen Augen betrachtet.

„Gut. Du kennst noch meinen Namen.", lache ich und sehe, wie er grinst. In Sekundenschnelle fängt er an zu schluchzen. Sein Kopf senkt sich und er legt seinen Unterarm auf seine Augen, als sie anfangen zu Tränen. Die Schultern angespannt und dennoch bei jedem tiefen Atemzug zuckend.

Keeping SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt