Not your Business

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Lilly

Hannah streicht mit ihrem Zeigefinger ihre Haare hinters Ohr und leert ihren Shot, den Dylan ihr, Tyler und Ryder eingeschenkt hat. Wie immer sorgt er dafür, dass alle seine Freunde gut drauf sind und spaß haben.

Ich blicke mich und beobachte Shawn, der noch immer einen Handstand auf dem Fass macht, um über Kopf das Bier zu exen, bevor ich langsam auf die Gruppe zu streife.

Es ist nicht einfach alle im Blick zu halten. Jonah und Brooke sind vor einer Weile von Liz und Avery abgeholt worden und Vera ist mit Ryan zum Koksen – oder wer weiß was – ins Bad.

Wenn Shawn sieht, wie ich auf Dylan zulaufe, kann ich für nichts garantieren und eine Schlägerei kann ich heute nun wirklich nicht mehr gebrauchen, aber ich werde keine Sekunde länger bei ihm und Finn stehen, während sie ‚wenn ich du wäre' spielen und einen Wettstreit daraus machen, wer der größere Alkoholiker ist.

„Kann man dich als Bodyguard beauftragen?", frage ich an Hannah gerichtet, die mich schmunzelnd ansieht.

Dylans Blick verwandelt sich innerhalb einer Sekunde in eine ernste Miene und die Grübchen, die ich so liebe, verschwinden von seinen Wangen. Tyler versucht ebenfalls nicht zu überspielen wie genervt er ist, dass ich bei den vieren ankomme und rollt mit den Augen.

Noch nie habe ich mich so unwohl bei den Menschen gefühlt, mit denen ich aufgewachsen bin. Ich habe einige Brücken in der letzten Woche niedergebrannt und obwohl ich versuche mein Herz kühl zu halten und nichts an mich ranzulassen, sticht es fürchterlich in meiner Brust.

„So wie du sie fertig gemacht hast, bin ich mir nicht sicher, ob du einen Bodyguard brauchst.", lacht Hannah und grinst mich schief an.

Obwohl ich sie vor ein paar Tagen in die Schranken gewiesen habe, ist sie nett zu mir. Die Einzige, die in dieser unangenehmen Situation gerade mit mir spricht.

„Tja. Hunde, die bellen beißen nicht.", ich richte mich an Dylan, der mich mit gehobenen Augenbrauen herausfordernd anguckt.

All bark no bite. Und er hat Recht.

Ich weiß, wie ich Menschen zerstören kann. Nicht mit meiner Kraft, soviel ist klar. Meine Silberzunge und meine Intelligenz, gepaart mit dem Talent alles über jeden herauszufinden, ist die einzige Waffe, die ich besitze.

„Und ich bin der Hund?", ich kann nicht anders als zu reagieren, obwohl ich weiß, dass die denkbar schlechteste Entscheidung ist.

„Du weißt wirklich wie man mit Worten austeilt, aber jeder weiß, dass du eine Pussy bist, wenn es darüber hinaus geht.", erwidert er provokant und erreicht genau das, was er will.

Mir ist bewusst, dass er mich nur aufregen will und trotzdem kann ich mich nicht besinnen, ruhig zu bleiben.

Nicht, wenn er die einzige Person war, bei der ich jede Emotion loslassen konnte und mich nicht zurückhalten musste.

„Eine Pussy?", frage ich und ziehe meine Augenbrauen zusammen. „Nur, weil ich nicht ausraste und wie ein Kind um mich schlage, wenn mir jemand dumm kommt?", fahre ich fort und starre eindringlich in sein genervtes Gesicht.

Dylan regelt nicht alles mit seinen Fäusten, aber bei Shawn hat er sich nicht zurückgehalten, als er ihn auf der Party damals blutig geprügelt hat. Kurz bevor er mit mir geschlafen hat...

„Du würdest zu Grunde gehen, wenn jemand dich jemals falsch anfassen würde.", gibt er bissig zurück, doch Tyler stößt seinen Ellbogen in Dylans Arm und lenkt seine Aufmerksamkeit auf sich.

„Dylan.", spricht er seinen Namen ernst aus und schüttelt ein einziges Mal hindernd mit seinem Kopf.

Seine Worte tun weh. Er kann nicht wissen wie sehr und dennoch brennt es bei ihm doppelt so doll nach, wie bei jeder anderen Person.

Keeping SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt