The truth always comes out.

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Dylan:

Sie starrt ihn an. Starrt einfach nur schräg über den gedeckten Tisch des kleinen Restaurants zu ihm rüber, während Brookes Freundin Meredith versucht sich mit ihr zu unterhalten. Jonah sitzt am Tischende, vertieft in ein Gespräch mit Hannah und Avery über ihre Erfahrungen am College. Sie waren am gleichen College wie Brooke, aber ich bin mir sicher, dass Jonah sich mehr für die außerschulischen Aktivitäten interessiert als für die Kurse. So sehr er die Meinung seiner Schwester auch schätzt, da Brooke nicht lesbisch ist und ihm wie Hannah, oder Avery von der Veränderung zwischen High School und College in dieser Hinsicht berichten kann, gefällt es ihm gerade sich mit den beiden zu unterhalten.

Das – oder er will wirklich nichts mit Lilly zu tun haben. Ich weiß, dass sie sich gestritten haben und ich weiß auch worüber. Brooke hat mir und Tyler alles kleinlich genau berichtet. Dass wir geschockt waren, wäre die Untertreibung des Jahres. Nicht nur, dass Shawn Jensen – der wohl toxisch-maskulinste Mensch der Welt – Bi ist. Auch, dass Lilly jemanden dazu gebracht hat sich an ihren Freund raunzumachen, um es im Nachhinein gegen ihn benutzen zu können, hat uns beide... überrascht.

Nicht, weil ich es Lilly nicht zugetraut habe. Habe ich. Irgendwie jedenfalls. Ich wusste schon immer, dass sie bis ans äußerste geht, um sich selbst zu beschützen. Dass sie alles unter Kontrolle halten muss, so gut wie keinem vertraut und ihre Probleme selbst löst... auch auf fragwürdige Art und Weise. Mich hat überrascht, dass sie es gegen Shawn gerichtet hat. Ihm so wenig vertraut.

Bezüglich dieses Faktes wurde mir eines mehr als Bewusst; Lilly hängt mit Sicherheit nicht aus Liebe, Verlangen, oder ihrem gottverdammten Ruf an Shawn. Sie bleibt nicht mit ihm zusammen, weil sie es wirklich will. Es hat einen anderen Grund und der hat nichts mit Shawn direkt zu tun.

„Und hast du dir schon überlegt in welche Richtung es gehen soll? Die Northview ist mitten in der Großstadt. Hat bestimmt viele Kurse, oder?.", Lilly sticht ihre Gabel in den Salat und guckt von Jonah zu Meredith, ohne ihren Kopf zu drehen. „Nicht wirklich.", sie legt ihre Gabel auf den Tellerrand und verschränkt ihre Hände unter ihrem Kinn. „Ich mach mir da keinen Stress. Das erste Jahr dient eh zur Orientierung, nicht wahr?", sie widmet sich Meredith, die zwischen mir und Brooke sitzt und besonderes Interesse an Lilly zeigt.

Ich weiß nicht, was es mit ihr auf sich hat. Scheinbar kennen Brooke und sie sich von der CA. Sie hatten gemeinsame Kurse, oder so... ich habe sie nie kennengelernt, aber außer Brooke scheint sie sowieso niemand zu kennen.

„Natürlich. Du hast noch genug Zeit. Ich meine nur, vielleicht hast du ja schon einen Plan, oder einen Traum... einen Job, in dem du dich später siehst.", Meredith weiß nicht, dass sie in eine offene Wunde sticht.

Lilly hat mir selbst erzählt, dass sie sich nie großartig Gedanken darüber gemacht hat, was sie später werden will. Die längste Zeit, dachte sie, dass sie studieren geht, um einen guten Abschluss an einem hervorragenden College zu haben, um danach nichts daraus zu machen. Lediglich für das Bild nach außen. Die gebildete Ehefrau des wohlhabenden Mannes.

Sie hat es gehasst. So sehr, dass ich tatsächlich davon ausgegangen bin, sie hätte in der Zwischenzeit darüber nachgedacht. Vielleicht hat sie das auch. Einer Fremden davon zu erzählen ist nochmal etwas anderes. Jedenfalls für Lilly.

„Kein Traum.", erwidert sie schlicht und lächelt leicht.

Sie versucht dem Gespräch auszuweichen, aber Meredith gibt ihr keine Chance. „Du musst ja auch keine spezielle Vorstellung haben.", fährt Meredith lieb gemeint fort. Ich weiß nicht, was ihr Auftrag ist, aber wenn sie neue Freundschaften schließen will, sollte sie sich an jede andere Person an diesem Tisch halten. Brooke hätte sie vorwarnen sollen, dass Lilly nicht die offene Art Mensch ist. Normalerweise freundlicher als jetzt gerade, aber schon immer geheimnisvoll. Ich weiß nicht, ob Lilly höflicher wäre, wenn Meredith sie nicht ausfragen würde. Normalerweise spielt sie die Freundlichkeit wenigstens vor.

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