Keeping Secrets

Devil in disguise.

Lilly

Ich habe nicht viel gegen ihn in der Hand. Er schlägt seinen Sohn. Seine Ex, vermutlich seine neue... oder auch noch nicht, schließlich sind sie erst eine Woche zusammen.

Gegen Jordan Jensen etwas in der Hand zu haben ist der heilige Gral. Ihm ist bewusst, wie viele Feinde er hat. Gerade deshalb lässt er nicht zu, dass jemand wirklich etwas über ihn erfährt. Nichts, was ihm seinen Ruf kosten könnte, oder viel mehr sein Vermögen. Würde ich versuche ihn mit dem verprügeln seines Sohnes zu erpressen, würde er mich auslachen.

Nicht nur, dass Shawn seinen Vater immer decken und mich unterdessen in mein Grab stoßen würde. Jordan würde mich vernichten. Den Betrug meines Vaters aufdecken, oder schlimmeres.

Ich weiß wie vorsichtig ich sein muss. Ich weiß, dass ich mehr brauche. Mehr Infos, Beweise, Geheimnisse - und das ich verdammt vorsichtig dabei sein muss, sie herauszufinden.

Ich verachte Jordan Jensen für vieles. Die Art und Weise wie er alles dafür tut sein Ansehen zu bewahren, gehört nicht dazu. Wer wüsste besser was es bedeutet seinen Ruf aufrecht zu halten, als ich?

In dieser einen Sache verstehe ich ihn. Nur hat er mehr Macht als ich und seine Ressourcen sind grenzenlos.

Ich brauche also mehr. Mehr Dreck unter dem ich ihn begraben kann, bevor er mir alles nimmt.

Deshalb stehe ich in seinem Büro. Ziehe Buch für Buch aus seinem Regal und blättere hastig durch die Seiten, um etwas zu finden, dass ich benutzen kann. Versteckte Unterlagen, Briefe, irgendwas.

Es war meine Idee gemeinsam zu essen. Natürlich habe ich es nicht vorgeschlagen. Nein. Ich habe Shawn manipuliert, sodass er dachte es wäre seine Idee. Sodass er seinem Vater ein gemeinsames Essen mit den Matthews vorgeschlagen hat. Sodass meine Eltern Shawn nach seinen College-Plänen ausfragen können und mit Jordan zusammensitzen, während ich ein paar Minuten Zeit habe in seinem Kram herumzuwühlen.

Mein Herz rast in meiner Brust, als ich das nächste Buch zurück ins Regal schiebe und mich an den Borten abstütze, die die Zimmertür einrahmen.

Tief einatmend drehe ich mich um und laufe träge auf den massiven Mahagoni-Schreibtisch zu, der einkesselt von drei mächtigen Fenstern in der Mitte des Turmzimmers steht.

Leise setze ich mich auf den Ledersessel und schaue auf die Uhr, die leuchtend die Zeit anzeigt.

21:34 Uhr.

Bereits vor 10 Minuten habe ich mich entschuldigt. Das Haus ist groß und mit Sicherheit gehen alle davon aus, dass ich in Shawns Badezimmer gegangen bin, aber selbst dann muss ich in spätestens 5 Minuten zurück sein, oder es wird jemand nach mir schauen.

Ich drehe den Schlüssel herum, der in der Schublade steckt und öffne sie über meinen in schwarzen Nylonstrümpfen verpackten Beinen. Das kleine braune Buch, mit dem ich Jordan bestimmt schon 20 mal umherlaufen sehen habe, sticht mir ins Auge.

Mein Blick gerade muss dem ähneln, als ich in der achten Klasse das Tagebuch von Holly gefunden habe - einem Mädchen dass mir zu der Zeit gewaltig auf die Nerven gegangen ist.

Bloß ist das hier kein Tagebuch. Schön wärs. Fast genau so gut ist der Terminkalender, der das Äquivalent eines Geschäftsmannes für das Tagebuch einer Teenagerin darstellt.

Mit brennenden, aufgerissenen Augen versuche ich im Dunkeln die Schrift zu entziffern.
Telefonat J.Brown 8:15 Uhr
Essen mit Management 19:00 Uhr!
Date mit Brianna absagen

„Nichts brauchbares.", murmle ich wütend und blättere weiter durch die Seiten. Zurück in der Zeit. Hier muss irgendetwas sein. Irgendetwas muss mir doch auffallen...