Home away from home

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Dylan:

Ich wusste es war ein Fehler, dass ich Avery, Hannah und Liz mitnehme, als ich zugestimmt habe sie zu fahren. Tyler und Brooke wären mir als Beifahrer sehr viel lieber gewesen, aber keiner der Mädels wollte selbst fahren und Tyler hat von vornherein gesagt, dass er selbst fährt.

Die Tour wäre schon anstrengend, wenn ich mehr als zwei Stunden in den letzten zwei Nächten geschlafen hätte, aber so ist es fast unaushaltbar.

Nicht nur der Fakt, dass Avery und Hannah auf dem Rücksitz kuscheln und sich Sachen zuflüstern, auch Liz, die mich von der Beifahrerseite mustert, regt mich gewaltig auf.

Kein Wunder, dass sie mich anstarrt. Meine Augenringe sind dunkelblau und an meiner Hand ist ein Verband, unter der eine Brandwunde ziert.

Eine kleine Erinnerung an meinen Wutausbruch auf dem Dach der High School, wo ich Lillys kleines Paradies niedergebrannt habe. Tanzend auf der Asche habe ich nicht bemerkt, wie ich mir den hochprozentigen Alkohol übergegossen habe. Als ich die nächste Pflanze abfackeln wollte, hat die Stelle zwischen Daumen und Zeigefinger gleich mitgebrannt.

Die Wunde stört mich nicht. Tatsächlich gefällt es mir, weil mich der körperliche Schmerz für ein paar Minuten von meinem psychischen abgelenkt hat.

Kein besonders guter Gedanke, aber wenigstens bin ich mir dessen bewusst.

Ich fahre auf den Schotterweg, der von der breiten Straße abzweigt, geradewegs durch das offene Tor, dass mich von dem Alptraum trennt, den ich in den nächsten drei Wochen ertragen darf. Die Kiefern rechts und links leiten mich zum Haus, dass sich am Ende des Weges befindet.

Im letzten Jahr haben meine Eltern hier alles renovieren und umbauen lassen, da wir nach dem Sommer die Hütte verkaufen wollen. Ein Haufen Erinnerungen hängen an diesem Ort, aber ich bin nicht wirklich scharf darauf sie zu behalten. Lilly, Tyler, Hannah und ich sind hier als Kinder mit unseren Eltern gewesen. Es kommt mir gelegen, wenn ich Erinnerungen mit ihr verbannen kann. 

Die anderen sind alle bereits da. Die Autos von Tyler, seinen Eltern und meinen stehen nebeneinander aufgereiht auf dem Parkplatz. Mein Herz hämmert in meiner Brust, als ich das Lenkrad mit meinen wunden Händen umklammere. Die Autofahrt hierher war eine Sache, aber sie zu sehen... sie das erste Mal zu sehen, nachdem sie mich abgewimmelt hat, eine ganz andere.

Ich halte neben Tylers Jeep und atme aus. Meine Hände lockern sich, als Hannah und Avery irgendwas faselnd hastig aus dem Auto springen. Ich gucke nach links, wo sie Händchenhaltend über den Schotter zum Haus laufen. Meine Eltern sind bereits draußen und erwarten sie lächelnd auf der Veranda.

„Willst du mir sagen was los ist, oder soll ich raten?", ich drehe mich um und schaue in Liz grünblaue Augen. Ihre hochgezogene Augenbraue und ihren angespannten Mund. Bloß nicht raten...

„Was? Sehe ich nicht aus wie die Freude selbst?", frage ich ironisch und gucke in den Rückspiegel. Fuck, ich sehe aus wie der lebende Tod. Meine Augenringe waren noch nie so intensiv.

„Gerade machst du Tyler Konkurrenz.", ihre Mundwinkel umspielt ein minimales Schmunzeln und ich muss lachen.

Wenn ich selbst Ebenezer Scrooge höchstpersönlich Konkurrenz mache, dann muss ich an meiner Haltung arbeiten.

„Ich habe einfach schlecht geschlafen.", lüge ich und zucke mit den Schultern. „Mach dir keinen Kopf, mir geht's gut.", ich drücke ihre Hand, die auf dem Sitz liegt und lächle sie kurz an, bevor ich mich umdrehe und aus dem Auto steige.

Ich habe ihren misstrauischen Blick gesehen, aber ich kann nicht zulassen, dass sie ermittelt, was mit mir los ist. Vermutlich würde sie noch darauf kommen und das würde mich umbringen.

Keeping SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt