Social Suicide

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Lilly:

Seine Hand wandert um meine Hüfte und schiebt sich in meine Haut, um mich näher an seine Seite zu ziehen. Die vom Alkohol spröden Lippen legen sich an mein Ohr, während er mich so eng an sich drückt, dass ich nicht mehr selbstständig stehen kann und ihm vertrauen muss nicht vorneüber, auf mich zu fallen.

Er fasst selbstbewusst meinen Körper an, als hätte er mich vor ein paar Stunden nicht gegen die Wand geschmettert.

„Mein Schwanz wird nur von der Vorstellung an deinen nackten Körper auf mir hart.", flüstert er mir in die Haare.

Witzig. Bei mir regt sich nur der Inhalt meines Magens, der sich bei jedem verdorbenen Wort aus seinem Mund umdreht.

Ich streiche über seinen Oberarm und lache leicht, bevor ich antworte. „Ich freue mich schon darauf, später mit dir allein zu sein."

Shawn grinst mich versaut an.

Seine Augen können mich kaum fokussieren und ich setze alle Karten darauf, dass er später zu betrunken für Sex sein wird. Nur aus dem einen Grund kümmert es mich nicht, dass er sich eine ganze Flasche Vodka mit Champagner zum Nachspülen einverleibt.

Wenn er so voll ist, wird er mit Sicherheit irgendwann die Besinnung verlieren. Rein gar nichts wird sich zwischen uns heute abspielen... nur über meine Leiche.

„Genau deshalb bist du meine Freundin.", säuselt er und ich lege fragend meinen Kopf schief. „Ich kann tausend Fehler machen und du bleibst... du bist perfekt.", die perfekte Lachnummer. „Keine kann mit dir mithalten, Prinzessin.", er küsst mich und ich lasse ihn. Lächle ihn an, als er sich von mir löst und den nächsten Becher leert.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich für immer in dieser Hölle gefangen bin. Was er sagt, ist wahr. Er wird niemanden finden wie mich... keine kann auf diesem grausam-widerlichen Niveau mit mir mithalten. Die wenigsten würden sich so sehr wie Dreck behandeln lassen und gleichzeitig so gesammelt in der Öffentlichkeit aussehen. Die wenigsten kommen aus einer so einflussreichen und privaten Familie wie meiner.

Männer wie er heiraten früh. Ich kenne diese Art von Familien, weil ich in einer lebe. Ich habe nie etwas anderes mitbekommen, da Fall River verseucht ist mit einwandfreien Fassaden. Doch Mauern haben Risse und je mehr sie brechen, desto verschwommener wird das perfekte Bild.

Deshalb behalte ich jeden Riss mikroskopisch kleinlich im Auge und intrigiere, wo ich kann. Die Menschen aus unserer kleinen Stadt wissen ganz genau, wie sie einen Ruf halten. Manche mehr, manche weniger.

Es gibt jene, die ihre Stellung halten. Offen sind, aber dennoch bedeckt. Halten sich an die Regeln, aber nicht an Tradition. So wie bei den Bradburys.

Dylan und Hannah leben in eben solch einer Familie. Geld haben sie. Macht besitzen sie. Doch der Fakt, dass ihnen die Werte der Country-Club-Gesellschaft egal sind, zeigt dass sie nie verstehen werden, wie wichtig es ist, den Schein zu halten.

Es sind einfache Dinge. Kleinigkeiten, die für den Durchschnittsbürger makaber wirken. Lächerlich konservative Bilder davon, wie ein Haushalt zu funktionieren hat. Dylans Eltern sind gleichberechtigt in ihrem Maklerbüro, aber jeder weiß, dass sie die Sales macht. Das sie arbeitet und dann auch noch die Hauptverdienerin ist, war schon mehr als ein Mal Thema in den Telefonaten meiner Mutter. Ebenso wie das ständige On-Off in ihrer Ehe.

Meine Mutter lacht darüber, aber was wirklich zum Lachen ist, ist dass sie immer noch bei meinem Vater bleibt, obwohl er sie am laufenden Band hintergeht.

Ich erwarte das gleiche Leben wie meine Mutter. Schon sehr früh wurde mir bewusst, dass es mir vorbestimmt ist, als unglückliche Frau hinter einem Mann zu stehen, der mich benutzt. Mich belügt. Betrügt. Im besten Fall ignoriert, aber davon scheint Shawn weit entfernt zu sein.

Keeping SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt