Provoked

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Dylan:

„Und du hältst das für einen guten Plan?", fragt Brooke ruhig, als sie sich neben mich auf den zweiten Sessel neben dem Steuerrad setzt. Sie reicht mir das Bier, dass sie aus der Kajüte geholt hat und zieht ihre Augenbrauen wissend nach oben.

Wir haben bisher noch nicht darüber gesprochen, aber Tyler hat mir erzählt, dass sie alles weiß, was in den letzten Wochen so vorgefallen ist... Alles, was ich auch Tyler mitgeteilt habe.

„Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung mehr, was einen guten, von einem schlechten Plan unterscheidet.", gebe ich grinsend zu und sie erwidert mein Lächeln.

Ihren Blick nach vorne gerichtet, beobachtet sie Jonah und Lilly, die miteinander reden. Sie flüstern nahezu, während Jonah immer wieder hochguckt, als wir uns dem Steg auf der anderen Seite des Sees nähern.

Mir war zwar bewusst, dass Shawn zu einer der reichsten Familien der Gegend gehört, aber dass selbst sein Ferienhaus einem Schloss Konkurrenz macht, lässt das ganze nochmal tiefer sinken.

„Der Bastard hat echt Kohle, hm?", rede ich mit mir selbst, aber Brooke muss leicht lachen.

„Scheint ganz so.", antwortet sie, als ich die Yacht an dem langen Steg anlege, hinter dem das Steingebäude in die Höhe ragt.

Lilly und Jonah scheinen spät dran zu sein, denn die Party ist schon überfüllt mit alkoholisierten Feierwütigen. Die Musik dröhnt bis hier hinten und die Ecken vom Garten, die man durch die Bäume erkennen kann, sind belagert mit Teenagern. Zwei betrunkene Mädchen lassen sich von uns nicht ablenken, als sie nackt in den See springen, doch mein Blick heftet sich an eine andere Person.

„Wenn man vom Teufel spricht.", flüstert Brooke und zuckt einmal kurz mit ihren Augenbrauen, als ich sie anschaue.

Ich folge ihr auf das untere Deck, meine Augen noch immer auf Shawn gerichtet, der mich mit seinem Starren durchbrennen will.

Ich find's auch schön dich zu sehen, Großer.

„Showtime.", lacht Tyler, als wir zum Bug gehen, von dem Jonah schon auf den Steg gesprungen ist.

Lilly guckt uns mit großen Augen an, als würde sie uns symbolisieren wollen, keinen Schritt weiterzugehen, aber natürlich hören wir nicht auf ihre unausgesprochene Aufforderung.

„Hilfst du mir, Baby?", richtet sie sich liebevoll an Shawn, der erst jetzt daraufkommt seine Freundin überhaupt mal anzuschauen.

„Sicher. Komm her.", erwidert er charmant und hebt sie an ihrer Taille hoch, als sie sich abwartend auf das Geländer setzt. Er setzt sie ab, umarmt sie und drückt sie so weit in seinen Arm, dass man sie kaum noch unter seiner Statue erkennt. Er guckt mich an. Umarmt sie und starrt dabei direkt in meine Augen.

„Ihr seid spät dran.", lacht er leicht, als wäre es keine große Sache. „Und ihr habt Gäste mitgebracht.", man hört an seiner Stimmlage, dass er gereizt ist. Wie er ihre Schultern umfasst, als er sie wieder etwas wegdrückt und sie anlächelt, während seine Augen dunkel sind.

„Nein, nein... sie wollten nur..."

Bevor Lilly auch nur ein weiteres Wort sagen kann, springt Tyler auf den Steg und stellt sich direkt neben sie.

„Shawn.", begrüßt er ihn zuvorkommend und streckt seine Hand aus, die Shawn für eine Sekunde skeptisch betrachtet, bevor er sie nimmt. „Nette Party, dich stört es sicher nicht, wenn noch vier Leute mehr dabei sind, oder?", was. Zur. Hölle. Tust. Du. Da?

„Ty?", fragt Brooke zögerlich, aber er fokussiert sich einzig und allein auf Shawn, dessen Kiefer gleich unter Druck mit Sicherheit zerschmettert.

„Tyler!", faucht Lilly ihn an und rammt ihrem Ellbogen unbekümmert in seine Seite. „Shawn, nimm das nicht ernst... er will nur..."

„Oh, ich meine es ernst.", antwortet er Lilly, ohne seinen Blick von Shawn abzuwenden.

Meine Fresse Tyler, pack deinen Schwanz ein. Das hier ist kein Weitpiss-Wettbewerb.

„Du datest meine Schwester. Wir sollten miteinander auskommen, richtig?"

„Richtig.", erwidert Shawn, ohne es ernst zu meinen. Er räuspert sich und atmet tief ein. „Natürlich. Fühlt euch wie zu Hause.", fügt er mit falscher Freundlichkeit hinzu, die er schon die ganze Zeit aufsetzt.

„Shawn Darling, so viel Gastfreundschaft hätte ich dir gar nicht zugetraut.", ich kann nicht anders, als nochmal Salz in die Wunde zu streuen.

Er guckt mich nur mit zuckenden Nasenflügeln und zusammengepressten Lippen an, während das Blut in seinen Kopf steigt. Jonah, Hannah und Tyler müssen lachen, während Brooke mich entgeistert mustert.

Lillys Gesichtsausdruck kann ich nicht sehen, aber an ihren versteiften Schultern, sehe ich deutlich, wie sehr sie alles an dieser winzigen Situation stresst.

Ich springe über das Geländer auf den Steg. Hannah tut es mir gleich, während Tyler Brooke runter hilft.

„Können wir kurz in mein Zimmer, Prinzessin?", fragt Shawn sie extra laut und löst genau das in mir aus, was er erreichen will. Brechreiz. Ich kann nicht anders, als mich anzuspannen.

„Sicher.", erwidert sie und will gerade mit ihm mit, als Tyler ihn am Arm festhält.

„Nur, dass wir uns verstehen. Ein Kratzer an ihr und die Narbe auf deiner Stirn bekommt Gesellschaft.", droht Tyler ihm nicht ganz so subtil, als Lilly sich umdreht und ihn heftig schubst.

Er fällt einen Schritt zurück, wo Brooke schon auf ihn wartet. „Tyler, bitte.", fordert sie ruhig und wickelt ihre Hände um seinen Arm, als dieser nur dunkel lacht. Er nimmt Lilly nicht ernst und seit er so angepisst von ihr ist, provoziert er sie umso lieber.

„Entspannt euch. Ich mache doch nur Spaß.", erwidert er und hebt seine Hände in Abwehr.

Lilly rollt mit den Augen und wendet sich an Shawn, der wiederrum Tyler mustert. Sie spricht leise ein ‚Komm' aus, bevor sie Jonah die Tasche abnimmt und losläuft.

Shawn folgt ihr und legt seine Hand auf ihren unteren, freien Rücken, fährt um ihre Taille und versteift sie dort, während er mit der anderen durch seine Schmalzlocke streicht. Der Lackaffe gibt mir ein verdammt ungutes Gefühl und ich hasse es, dass ich nicht derjenige sein kann, der ihn von ihr fernhält.

„Ich weiß ja nicht, aber irgendwie habe ich das Gefühl wir werden keine besten Freunde mehr.", richtet sich Tyler ironisch an mich, als ich beginne einen Knoten in das Seil zu machen, um das Boot zu sichern.

„Wenn man ihn anguckt, fragt man sich wirklich, wie das das Spermium sein konnte, was gewonnen hat.", erwidere ich und bringe ihn zum Lachen.

„Ihr seid unmöglich.", Brooke ist sichtlich genervt von uns. „Lasst sie ab jetzt in Ruhe, verstanden?", fährt sie fort und zieht Hannah am Arm mit, um zu Jonah zu laufen, der ein paar Meter weiter auf sie gewartet hat.

Gemeinsam gehen sie den Steg hoch, um zur Party zu gelangen.

„Schätze Mutti ist sauer.", witzle ich und gucke hoch zu Tyler, bevor ich aufstehe. Wir können es nicht lassen doof zu grinsen.

Wie viel lieber ich gerade mit ihm auf dem Boot bleiben – und mir zu zweit einen rein saufen würde – ist unbeschreiblich, aber nein... er musste sich ja unbedingt selbst einladen.

Wenigstens können wir so ein Auge auf sie haben. Auch, wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich das will.

Keeping SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt