Death and his Angel

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Lilly:

Der Cocktail hat seine volle Wirkung entfacht. Ich bin vielleicht nicht so betrunken wie Vera, die sich um Ryans Hals schlingt und völlig schamlos mitten auf der Tanzfläche mit ihm rummacht, aber spüren tue ich es auf jeden Fall.

Shawn ist mit Finn verschwunden, um eine zu rauchen. Etwas, was die beiden nur tun, wenn sie völlig abgeschossen sind.

Vermutlich bin ich aus meinem Freundeskreis noch diejenige, die am nüchternsten ist. Dennoch für meine Verhältnisse zu benommen.

Ich ziehe mein Korsett zurecht, welches etwas runtergerutscht ist und leere mein Glas, um es auf die Theke zu stellen, an der ich mich bis jetzt noch anlehne.

Mein Blick huscht durch den Raum. Alle sind kostümiert. Teufel, Schwarze Katzen, ein Haufen Jasons mit löchrigen weißen Masken – passend zum Freitag den 13ten und ... ein Sensenmann... ca. 10 Meter von mir entfernt.

Düstere Augen unter einer Totenkopf-Maske, die mit schwarzer Farbe umrandet wurden. Ein dunkler, großer Hoodie, die Kapuze weit nach vorne gezogen. Skeletthandschuhe und eine schwarze Cargo-Hose mit klobigen Stiefeln. Die Sense auf dem Rücken.

Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und stütze mich leicht von der Theke ab, um einen besseren Blick erhaschen zu können.

Mit großer, breiter Statue steht er im Eingang. Seine Arme vor der Brust verschlagen, wie ein Fels in der Brandung, während die Feierwütigen an ihm vorbeiziehen und ihm aus dem Weg gehen, als hätten sie Angst ihn zu berühren.

Dennoch scheint ihn niemand wirklich zu beachten... niemand außer mir.

Mir fällt nicht häufig jemand auf, aber ich merke, wenn ich beobachtet werde. Seinen Blick nicht zu spüren, ist unmöglich. Mir wird heiß und ich spüre wie mein Herz das Blut durch meinen eisigen Körper pumpt.

Er starrt mich genau so an, wie ich ihn und als meine Augen sich zu seinen hochrichten, legt er wissend seinen Kopf schräg.

Wissend, dass er meine ungeteilte Aufmerksamkeit hat.

Verwirrt ziehe ich meine Brauen zusammen und mustere seine Bewegung, als er seine Arme lockert und den ersten Schritt in die Menschenmenge macht.

In meine Richtung.

Überfordert und plötzlich nervös drehe ich mich zurück zur Theke. Meine Atmung ist aus irgendeinem unnatürlichen Grund rasend schnell und ich beiße mir auf die Lippe.

Er wird rüberkommen. Er muss rüberkommen.

Der viel zu intensive Blickkontakt gerade wird ihn nirgends sonst hinleiten, als neben mich.

Ich warte nur darauf, dass mich jemand antippt, aber als die Zeit sich lang zieht und wie eine Ewigkeit anfühlt, drehe ich mich um.

Er ist weg.

Meine Augen scannen den Raum und beinahe versessen versuche ich die glänzende Sense zu finden. Er kann nicht weg sein. Er muss irgendwo zwischen den tanzenden Leuten untergegangen sein.

Wobei das nicht leicht ist, wenn man seine Größe bedenkt. Genau so groß wie Dylan...

Gott, was mache ich hier?

Dylan ist zu Hause. Ganz sicher nicht auf dieser Party, während all seine Freunde in der Hütte einen Spieleabend machen.

Es ist jemand anderes. Jemand anderes, der für einen kurzen Augenblick das gleiche Gefühl in mir ausgelöst hat, wie er.

Als ich mit geschlossenen Augen tief einatme, zwingt mich dieses Gefühl jedoch mich nochmal umzudrehen.

Da.

Keeping SecretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt