Olivia
„Was machst du hier?" Entgegnete ich schlecht gelaunt, ohne ihn anzusehen. Für mich hieß es jetzt Schadensbegrenzung. Was so viel bedeutet wie: sieh ihn nicht an, fass ihn nicht und lass ihn schon gar nicht an dich ran. Also blieb ich zwei Meter von ihm entfernt stehen und sah an ihm vorbei. „Ohh, du redest ja wieder mit mir. Ich hatte das Gefühl, dass du mich in letzter Zeit ignoriert hattest." Er lehnte an dem Auto, als würde ihm die Welt gehören. In seiner schwarzen Anzughose und dem weißen Hemd sah er aus wie ein Geschäftsmann. „Habe ich auch." Entgegnete ich stur und lief auf die Beifahrerseite. Dort schloss ich die Tür auf und legte die Bücher sowie meinen Rucksack auf den Beifahrersitz. „Wenn du mich also entschuldigst. Ich würde gern los und du stehst mir im Weg." Ich versuchte ein möglichst emotionsloses Gesicht aufzusetzen. „Tja, das ist jetzt echt blöd, denn ich würde mich gerne noch etwas mit dir unterhalten. Immer hin möchte ich wissen, was ich falsch gemacht habe, dass du mich ignorierst." Er klang aufrichtig, dennoch sollte ich mich davon nicht einlullen lassen. Diese Wesen waren Künstler der Verführung und ich durfte mich unter keinen Umständen auf seine Machenschaften einlassen. Das würde mein Ende bedeuten. Also entschied ich mich, ihm seine Fragen zu beantworten und dann so schnell wie möglich nachhause zu fahren, um das Mittel zu nehmen. „Ich habe dich ignoriert, weil ich es so wollte. Ich möchte keinen Kontakt zu dir. Also, da das ja jetzt geklärt ist, würde ich dann gerne fahren."
Ich lächelte ihn falsch an und verdeutlichte ihm mit meinen Händen zu verschwinden. Meine Antwort schien ihm jedoch so überhaupt nicht zu passen, denn er knurrte wütend auf und nahm seine Hände aus den Hosentaschen, um sie zu Fäusten zu ballen. „Und das fällt dir jetzt ein? Nachdem du mich im Wald getroffen hast? Jeden Abend!" Er sprach durch zusammengebissene Zähne und ich könnte schwören, dass seine Augen gerade gelb aufgeleuchtet haben. „Ich war vielleicht etwas eingenommen. Von meinen Gefühlen. Aber jetzt bin ich klarer denn je. Du brauchst dir also keine Sorgen mehr zu machen. So ein Missverständnis wird nicht noch einmal passieren." Doch ich schien ihn nur weiter provoziert zu haben, denn er schlug auf das Auto und schrie mich an. „Sei jetzt bloß still, sonst vergesse ich mich!" Jetzt leuchteten seine Augen wirklich gold-gelb und ich bekam es langsam mit der Angst zu tun. Doch als ich auf die Stelle sah, auf die er eingeschlagen hatte, wurde ich wieder wütend. „Sag mal spinnst du?! Nur weil du deine Aggressionen nicht unter Kontrolle hast, musst du nicht gleich mein Auto verbeulen! Und da fragst du dich, warum ich nichts mehr mit dir zu tun haben will!" Er knurrte wieder, sah mich kurz an, ehe er auf die Beule sah, welche er in das Auto gedrückt hatte. Wieder knurrte er, ehe er noch einmal auf das Auto schlug und die Beule vorsichtig rausdrückte. „Schon mal daran gedacht, dass ich meine Aggressionen nicht unter Kontrolle habe, weil du mit mir umgehst, als wäre ich ein verdammtes Spielzeug?"
Er atmete frustriert ein und aus und kam auf mich zu. „Den einen Tag, lässt du meine Nähe zu. Den anderen willst du mich wieder umbringen. Den nächsten Tag krallst du dich an mir fest und kurz darauf ignorierts du mich wieder. Also .. sag mir, Olivia. Was soll ich davon bitte halten?" Er stand mir jetzt direkt gegenüber und starrte mich ununterbrochen an. Doch ich blieb still, da ich erstens, nicht wusste, was ich sagen sollte, zweitens immer noch leicht verängstigt war und drittens von seiner Erscheinung eingenommen war. Seine Nähe hatte solch eine Wirkung auf mich, dass ich mich kaum konzentrieren konnte. Meine Kräuter ließen schneller nach als gedacht. „Sieh mich an, wenn ich mit dir rede! Oder hat man dir keine Manieren beigebracht!" Er knurrte diese Worte, doch ich konnte nur den Kopf leicht schütteln, was ihn dazu veranlasste meine Gesicht zu packen und meinen Kopf nach oben zu drücken. Seine Hand umfasste meinen Kiefer und drückte an den Wangen zu. Ich war von dieser Geste so schockiert, dass ich ihm panisch ins Gesicht blickte. „Geht doch! Also? Antwortest du mir jetzt?" Er sah mich herausfordern an, doch ich wusste nicht, was ich hätte sagen sollen. Dennoch brachte ich ein „Das war ein Fehler" gequält heraus, darauf bedacht das wohlig warme Gefühl in meinem Bauch zu unterdrücken. „Was ist los? Gerade noch so selbstbewusst und plötzlich so still? Was war ein Fehler?" Ich bewegte meinen Kopf nach rechts und links, sodass er seinen Griff lockerte, um anschließend seine Hände wegzuschlagen. „Fass mich nie wieder an!"
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Der Hass meiner Gefährtin
WerewolfIn einer Welt, in der Menschen neben Werwölfen koexistieren, führt Olivia mit ihrer Mutter ein bescheidenes Leben, abseits der Zivilisation. Doch als sie plötzlich umziehen müssen, gerät sie in das Visier eines Alphas, welcher in ihr endlich seine G...