Kapitel 44 - Aufwachen

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Olivia

Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, da war er schon bei mir und fixierte meine Hände. Natürlich habe ich alles versucht, um mich gegen ihn zu wehren und mich irgendwie zu befreien aber eine reale Chance hatte ich wahrscheinlich nie. Auch wenn das kein Grund war, aufzugeben. Doch als er mich in das Wohnzimmer zog und mich gegen die Wand drückte, stieg die Panik in mir auf. Bis dato hatte ich gedacht, er würde nur seine Macht demonstrieren wollen. Mir zeigen, dass er derjenige war, der die Zügel in der Hand hielt und über mich bestimmen konnte, wie er wollte. Aber als er mich nur noch mit einer Hand fixierte und in seinen Taschen herumkramte, rutschte mir das Herz in die Hose. Jetzt ist es so weit. Er hat endgültig die Nase voll von mir und wird es jetzt beenden. Er wird mich umbringen. Da bin ich mir ganz sicher. >Hörst du dir eigentlich selber zu? Er wird uns nicht umbringen. Das wäre Selbstmord.< Sprach Ophelia in meinem Kopf und erstaunte mich mit ihrer Ruhe und Gelassenheit. Wie kann sie nur so entspannt sein? Wir werden hier gerade festgehalten und an die Wand gedrückt, als hätten wir etwas verbrochen und sie tut so, als wäre es nichts. >Vielleicht genieße ich das ja. So nah waren wir unserem Gefährten nämlich noch nie.< Ich konnte nur knurren und mit den Augen rollen. Das ist der schlechteste Zeitpunkt, um nach ihm zu schmachten, mahnte ich sie. Doch bevor ich mich weiter mit meiner Liebeshungrigen Wölfin befassen konnte, spürte ich einen Stich in meiner Nackengegend.

Nein. Nein! NEIN! Das darf nicht sein. Das kann nicht passieren. Das ist doch alles nicht wahr. Ich versuchte meinen Kopf wegzudrehen, meine Hand an die Stelle des Einstichs zu legen und seine Hände von mir zu nehmen, doch es war zwecklos. Er war stärker, viel stärker als ich und ich war ihm ausgeliefert. Also blieb mir nichts anderes übrig als die Ruhe zu bewahren und so schnell wie möglich seinen Gängen zu entkommen. Wer weiß was er mir da gerade gespritzt hatte und wann ich die Auswirkungen davon spüren würde. „Egal was du versuchts, es wird dir nichts bringen." Flüsterte er mir zu, während er meinen Körper weiterhin zwischen sich und der Wand gefangen hielt. Ich schüttelte vehement mit dem Kopf und versuchte an etwas anderes zu denken und nicht daran, dass er mich gerade betäuben und willenlos machen möchte. Doch die Zeit schien so gut wie gar nicht zu verstreichen und mir wurde zunehmend schwindelig. Dazu schien auch er nicht aufgeben zu wollen und war sich seiner Sache mehr als sicher. Irgendwann wurde ich von einer Art Nebel umhüllt, welcher sowohl meinen Körper als auch Verstand außer Gefecht setzen sollte. Ich versuchte mich zu konzentrieren, mich zu orientieren und wach zu bleiben. Doch das schien schwerer als gedacht, wenn dein ganzer Körper dabei ist herunterzufahren und gegen jegliche Bewegung kämpft. Ich spürte wie mir langsam die Kraft ausging und meine Augen zu fielen, bis ich von der Dunkelheit und einer Stimme umhüllt wurde. „Es hätte nicht so enden müssen."

Xavier

Wir fuhren gerade aus der Stadt heraus, zurück in Richtung Rudel, während ich mir jetzt bereits tausend Vorwürfe machte. Ich hätte das nicht tun sollen. Egal was sie gesagt hat. Egal was noch passiert wäre. Das war die schlechteste Entscheidung, die ich hätte treffen können. Ich schlug gegen das Lenkrad und versuchte mich abzureagieren. Wieso habe ich die Kontrolle verloren? Was war los mit mir? Ich verlor nie die Kontrolle oder wenn, dann nur sehr selten. Nicht mal als ich meinen Vater herausgefordert habe, verlor ich die Kontrolle. Und das, obwohl er gerade mehrere Rudelmitglieder wegen angeblichem Verrat köpfen wollte. Aber bei ihr? War das etwas ganz anderes. Sie war ein anderes Kaliber und brachte mich auf ein Niveau an Wut, welches ich zuvor noch nie erreicht hatte. Diese Frau machte mich verrückt, egal in welcher Hinsicht. Egal was sie sagt oder tut. Sie bringt meine Hormone durcheinander und mein Blut zum Kochen. Ob im guten oder schlechten Sinne. Dieses Mädchen hatte einen Einfluss auf mich, wie noch keine andere zuvor. Dazu kommt, dass sie mir immer noch etwas verschweigt. Auch wenn mein Wolf und ich bereits eine Vermutung haben, hat sich dies noch nicht bestätigt und sobald ich zuhause bin, werde ich Atlas beauftragen, ihr Blut abzunehmen. Ich muss sicher gehen, dass wir bei dieser Annahme falsch liegen. Wenn sie nämlich wirklich das zweite Gesicht hat, kann ich nur hoffen, dass sich Einstellung mir gegenüber verändert. Andernfalls wüsste ich nicht, wie ich weiter mit ihr umgehen sollte.

Der Hass meiner Gefährtin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt