Kapitel 50 - Auskundschaften

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Ich bitte kurz um eure Aufmerksamkeit :)
Ich weiß, dass ich mich bis jetzt sehr bedeckt gehalten und lediglich Kapitel hochgeladen habe ohne mich selbst zu Wort zu melden. Dennoch glaube ich, dass es manchmal gar keiner Worte bedarf, obwohl.. in einem kleinen Punkt vielleicht schon.

DANKE

Danke für die bereits jetzt abgegebenen Kommentare, Likes und Ansichten. Danke an jeden, der dieses Buch, seine Geschichte und die Protagonist*innen verfolgt und mitfiebert. Danke an jeden einzelnen von euch!

Ich weiß, es ist nie schön, wenn sich das Ende eines neuen Buches nähert aber jede Geschichte findet irgendwann ihr Ende. Aber keine Sorge, bis dahin gibt es noch einiges zu lesen. Nichtsdestotrotz möchte ich gerne daran erinnern, dass ihr mir überall und zu jeder Zeit einen Like und/ oder Kommentar dalassen könnt, wie und ob euch die Geschichte gefällt. Vielleicht auch was euch gar nicht gefällt oder was gefehlt hat? Ich würde mich auf jeden Fall freuen.

In diesem Sinne, viel Spaß beim weiterlesen. Der Countdown läuft.

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Olivia

Ich habe es ihm versprochen. Okay, gut. Das war gelogen. Denn, wenn wir ehrlich sind, versprochen habe ich gar nichts. Ich habe es mir viel eher vorgenommen. Und dennoch hat es sich angefühlt als wäre es ein Versprechen. Und ich werde verdammt sein, wenn ich nicht alles gebe und mich darauf einlasse. Ich werde es tun. Es zulassen. Mich von all meinen Vorurteilen befreien und dafür kämpfen. Nicht nur für Xavier, sondern auch für Ophelia. >Und für dich.< In Ordnung. Na gut! Vielleicht auch ein wenig für mich selber. Immer hin wird es langsam mal Zeit, dass ich über meinen mittlerweile riesigen Schatten springe und mich kopfüber in ein Abenteuer stürze. Wenn man die Flucht dabei rausnimmt. Das war an sich schon Abenteuer genug. Aber ich bin jetzt eine neue Version meiner Selbst. Ein neues Ich. Ich bin selbstbewusster, stärker und auch dickköpfiger. Mit diesem Vorsatz und neu gesammelter Energie, stand ich von dem Bett auf und lief in das angrenzende Badezimmer, um mich für den Tag fertig zu machen. Ich putzte mir daher die Zähne, wusch mein Gesicht und steckte meine Haare zu einem unordentliche Dutt hoch, ehe ich das Bad wieder verließ, um mich im Ankleidezimmer umzuziehen. Und nein, ich habe immer noch keine passenden Klamotten von mir hier. Xavier ergötzt sich weiterhin an den Gedanken, dass ich seine Sachen anziehe und ich bezweifle, dass ich da jemals ein Mitbestimmungsrecht haben werde. Aber Apropos Xavier.

Seit unserem kleinen Ausflug ist eine weitere Woche vergangen und somit rückt Weihnachten immer näher. Was so viel bedeutet wie, Xavier ist fast nie zu sehen. Im Rudel wurde die letzten Tage fleißig geschmückt und alles vorbereitet, weswegen er seltener hier war, was mich jedoch eher weniger störte. So konnte ich wenigstens das ein oder andere Mal für mich sein, ohne ständig Angst zu haben, dass er hinter einer Ecke lauert. Und glaubt mir, wenn ich sage, dass er genau das tun würde. Er würde wahrscheinlich alles tun, nur um mehr über mich zu erfahren. Ich stand also gerade mitten im Schlafzimmer und dachte darüber nach, was ich mit meiner freien Zeit anstellen konnte, ehe ich mich dazu entschloss das Haus näher unter die Lupe zu nehmen. Was so viel bedeutet wie: ich gehe die Treppen nach unten, laufe ein paar Mal durch den offenen Wohn- und Essbereich, mache einen Abstecher in Xaviers Fitnessstudio und gehe dann wieder nach oben, um Ewigkeiten vor der Tür seines Büros stehen zu bleiben. Nebenbei wäge ich ab, ob ich es heute tun sollte. Das ging schon die ganze Woche so, weswegen ich mich wieder vor seinem Büro befand. Der Tür gegenüber stehend, auf diese starrend und an der Wand lehnend. Sie war zwar verschlossen aber seien wir ehrlich. Eine Tür ist niemals wirklich verschlossen. Ich kaute also auf meiner Unterlippe herum, während ich über mögliche Konsequenzen meines Handelns nachdachte. Ich habe langsam das Gefühl, dass heute der Tag der unausgesprochenen Wahrheiten ist.

Bei diesem Gedanken schüttelte ich jedoch den Kopf und warf all meine Vorsätze über den Haufen. Ich zog daher eine Haarnadel aus meinem Wirrwarr aus Haaren und steckte sie in das Schlüsselloch. Nach einigen Versuchen und ein wenig Fingerspitzengefühl, knackte das Schloss und die Tür ließ sich öffnen. Anschließend betrat ich den Raum und nahm alles in Augenschein. Es hatte sich nichts verändert, seit meinem letzten Besuch. Doch im Gegensatz zu damals, bin ich heute allein und werde mit Garantie nicht gestört. Xavier wird bis heute Abend nicht zurück sein, was mir genügend Zeit verschafft, ein bisschen herumzuschnüffeln. Immerhin hat Xavier mich darum gebeten, ihn besser kennenzulernen und mich darauf einzulassen. Also was wäre perfekter als sein Allerheiligstes zu durchstöbern. Seinen Schreibtisch. Ich lief dementsprechend herüber zu dem Fenster, setzte mich auf den großen Ledersessel und fing an die Schubladen zu öffnen. Doch die ersten drei gaben nicht wirklich viel preis. Locher, Stifte, Tacker, Büroklammern und Stempel lagen verstreut in den einzelnen Schubfächern. Nebenbei noch einige unbeantwortete Briefe, beschriebene Zettel oder Notizen, welche keine Auskunft über irgendetwas gaben. Weswegen ich diese wieder schloss, ehe ich mich an den letzten Schubkasten machte, welcher sich schwerer öffnen ließ als die Restlichen. Nachdem ich jedoch ein bisschen daran gezogen und gewackelt hatte, sprang die Schublade plötzlich auf und offenbarte mir bis auf ein Bild und ein Stück Papier rein gar nichts.

Ich wollte schon vor Enttäuschung aufstöhnen, als ich das Foto herauszog und es betrachtete. Es schien schon älter zu sein und war in schwarz-weiß. Die Ränder leicht zerknittert und abgegriffen. Nachdem ich es einige Sekunden in den Händen gedreht hatte, fokussierte ich mich auf das eigentlich wichtige. Denn zu sehen waren eine Frau und ein Mann sowie zwei kleine Jungs. Die Personen waren inszeniert, wie auf einem glücklichen Familienportrait, doch die Gesichter der Abgelichteten sprachen Bände. Ihre Mienen waren zu Stein gemeißelt, niemand lächelte. Der Mann stand aufrecht und hatte die Brust herausgestreckt, während die Frau eher zurückgezogen aussah. Die kleinen Jungs standen jeweils vor den beiden Erwachsenen und hatten die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Genauso wie der Mann streckten sie die Brust heraus und hielten meiner Meinung nach den Atem an. Als ich das Foto näher betrachtete, konnte ich die beiden Kinder als Xavier und Xander identifizieren. Das bedeutet dann wohl, dass das ihre Eltern sind. Wieso sonst, sollten sie gemeinsam auf einem Bild sein. Während ich das Bild in meinen Händen hielt, kamen mir weitere Fragen in den Kopf. Warum sahen alle so streng und unglücklich aus? Warum hat Xavier nie etwas über seine Eltern erwähnt? Okay, das war eine dumme Frage. Ich hatte ihn ja nie gefragt, aber vielleicht sollte ich das demnächst mal tun. Ich drehte das Bild um, als ich auf der Rückseite eine fast verblasste Innenschrift fand. >Es werden bessere Zeiten kommen.<

Eine ziemlich traurige Innenschrift, für ein Familienfoto, wie ich finde. Ich legte es wieder zurück auf den Schubkasten und zog stattdessen den Brief heraus. In der Hoffnung, dass mir dieser ein paar Antworten liefern kann.

Lieber Xavier.
Wenn du diese Zeilen liest mein Sohn dann werde ich bereits tot sein. Doch das wird in Ordnung sein, denn ich weiß, dass ihr in Sicherheit seid. Ich bitte dich daher, nicht um meinetwillen zu trauern. Trauer um eine sorglose Kindheit, welche dir nicht gegeben werden konnte. Trauer um den Schmerz, welchen er dir oder deinem Bruder zugefügt hat. Die Göttin weiß, wie oft du Schmerzen für deinen kleinen Bruder einstecken musstest. Aber bitte, trauere nicht um mich. Ich wusste, was es bedeutet deinen Vater zu heiraten. Also versprich mir mein Kind, dass du nicht allein deinem Vater für all das verantwortlich machst. Es hat seine Gründe, wieso er so geworden ist und die Mondgöttin allein weiß, was ihn dazu getrieben hat.

Ich habe alles, in meiner Macht stehende getan, um ihn von diesem Weg abzubringen. Aber manchmal muss man sich eingestehen, dass es am Ende eines Tunnels eben kein Licht gibt. Sondern nur noch mehr Dunkelheit. Deswegen glaube mir, wenn ich dir sage, dass ich euch nie hätte verlassen können. Ihr wart das Licht in meiner unendlichen Dunkelheit und ich bin dankbar dafür, dass ich euch zu zwei großen, starken, selbstbewussten und gutmütigen Wölfen erziehen und aufwachsen sehen konnte. Trotz der Taten eures Vaters. Du warst damals noch zu jung, aber eines Tages wirst du verstehen, was es bedeutet, sein eigenes Glück aufzugeben, um das Wohl der anderen zu sichern.

Spätestens wenn du deine Gefährtin triffst. Denn glaube mir, wenn ich dir sage, man kann sich nicht gegen die Verbindung stellen. Egal, was dein Vater getan hat, ich hätte niemals gehen können. Niemals. Versprich mir also, dass du auf deinen kleinen Bruder aufpasst. Versprich mir, dass du dieses Rudel mit Verstand führst. Denn wir wissen beide, dass du geboren wurdest, um dieses Rudel anzuführen. Also versprich mir, dass du die Fehler deines Vaters nicht wiederholst. Versprich es mir.

Gezeichnet

Aletta Lightwood

Ich musste ordentlich schlucken, als ich den Brief aus meinen Fingern auf den Schreibtisch gleiten ließ. Das allein klingt so als hätte Xavier alles andere als eine schöne Kindheit erlebt. Ich meine, ich kann und will mir gar nicht vorstellen, was Xavier alles erleben und erfahren musste. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, was sein Vater getan haben könnte. Ich meine, wie kann ein Vater überhaupt etwas seinen Kindern antun. Was für ein schrecklicher Mann muss er gewesen sein, wenn seine eigene Frau solche Wörter über ihn schreibt. Ich faltete den Brief wieder zusammen und legte alles ordnungsgemäß zurück in den Schubkasten, ehe ich mich überrumpelt auf dem Stuhl zurücklehnte. Sollte ich ihn darauf ansprechen? Wahrscheinlich nicht. Er würde herausbekommen, dass ich hier drinnen gewesen bin und wer weiß, was dann passiert. Aber andererseits .. wollte er nicht, dass ich ihn kennenlerne? Dass ich mich öffne? Ich meine, was wäre ein besserer Beweis, als dass ich ihm Fragen stelle. So zeigt man doch, dass man sich für den anderen interessiert. Das man Interesse an ihm und seinem Leben hat. Ich erhob mich daher aus dem Stuhl und wollte gerade das Büro verlassen und Xavier aufsuchen, als ich mir die Hand vor den Kopf schlug. Ich Trottel. Er wird den ganzen Tag im Büro sein oder im Rudelhaus, so wie sie ihr Hauptquartier nannten und das Haus verlassen kann ich auch nicht. Er hat Lichtschranken vor jeden Ausgang gesetzt, die ein direktes Signal an sein Handy verschicken, sollte ich versuchen das Haus zu verlassen.

Ich ließ mich daher zurück auf den Stuhl plumpsen und stützte mein Gesicht in die Hände. Zeitgleich sah ich mich wieder in dem Raum um, als mein Blick an dem Bücherregal haften blieb. Und plötzlich schoss mir eine neue Idee durch den Kopf. Ich fing an zu grinsen und rieb mir die Hände. Vielleicht erfahre ich ja noch mehr über ihn und über seine Spezies. Ophelia knurrte in meinem Kopf. Ist ja gut. Vielleicht erfahre ich auch mehr über das, was ich jetzt bin. Ich lief also rüber zu dem Bücherregal, setzte mich auf den Boden und durchstöberte die Unzähligen Etagen, bis mir etwas interessantes in das Auge stach.

Der Hass meiner Gefährtin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt