Kapitel 53 - Ich bin am Ende

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Olivia

Ich konnte hier nicht länger bleiben. Nicht mit diesen Wölfinnen in einem Raum. Ich konnte ihre Worte nicht mehr hören. Wollte sie nicht mehr hören. Das war einfach zu viel. Ich versuchte mich daher zu beruhigen, wischte mir die Wangen ab und sammelte mich, ehe ich die Kabine öffnete und meine Hände über dem Waschbecken wusch. Anschließend trat ich aus den Toilettenräumen heraus und blickte mich in dem Flur um. Auf der Suche nach dem kürzesten Weg raus aus diesem Höllenloch. Doch genau dort, in der Nähe des Ausgangs standen sie. Die tratschenden Wölfinnen, welche mich mit ihren Blicken versuchten zu erdolchen und zu verbrennen. Reiß dich jetzt zusammen, Olivia! Du schaffst das. Das sind nur kindische Weiber, die nichts besseres zu tun haben als sich mit Dingen zu beschäftigen, die sie nichts angehen. Ich straffte also meine Schultern und hob das Kinn an. Na ja, ich versuchte es zu mindestens. Ich lief also mehr oder weniger selbstbewusst an ihnen vorbei, doch das Tuscheln nahm kein Ende.

„Denkt ihr, er erwählt sie als Luna?"
„Das würde er nicht."
„Sinn würde es schon machen. Ich meine, er wird bald dreißig."
„Und du denkst ernsthaft Xavier würde sich einfach eine dahergelaufene Schlampe nehmen?"
„Ich bitte dich. Das wäre unter seiner Würde."
„Vielleicht ist sie ja auch seine Gefährtin. Wieso sonst sollte er sie vom Bahnhof abholen."
„Du machst Witze. Sie ist ein nichts."
„Stimmt auch wieder. Wenn, würde ihn die Mondgöttin mit einer starken Wölfin paaren. Die Tochter eines Beta oder sogar Alpha."
„Sie ist der Position einer Luna definitiv nicht gewachsen. Seht sie euch nur an."
„Wahrscheinlich war sie nur zur richtigen Zeit am rechten Ort und ist jetzt seine Lückenbüßerin."
„Früher oder später wird er sie eh fallen lassen. Xavier braucht eine richtige Frau. Eine echte Werwölfin und kein Schoßhündchen."

Und wieder lachten sie. Ich schluchzte leicht, während ich den langen Flur entlanglief. Wie konnte man nur so fies sein? Ohne mich zu kennen, urteilten sie. Ohne mit mir gesprochen zu haben, erzählten sie Dinge über mich. Sie verletzten mich mit ihren Worten auch wenn ich mir das nicht eingestehen wollte. Doch objektiv betrachtet, hatten sie in einer Sache tatsächlich Recht. Ich war der Position einer Luna nicht gewachsen. Ich war ja nicht mal eine richtige Werwölfin. Ich wurde verwandelt. Also genau betrachtet, bin ich nur ein Halbblut. Wer weiß wie sie reden würden, wenn sie das auch noch wüssten. Mir lief eine weitere Träne das Gesicht herunter, während ich das Rudelhaus verlassen wollte. Das hatte ich zu mindestens vor. Doch bevor ich die Tür überhaupt passieren konnte, trat Xavier in mein Blickfeld und sprach mich an. Ich jedoch war gerade alles andere als bereit, mich mit ihm zu unterhalten. Also ignorierte ich ihn, schlug seine Hand weg, welche auf mich zukam und drängelte mich an ihm vorbei. Anschließend passierte ich die große Eingangstür und stürmte nach draußen.

„Olivia! Was soll das?" Ich ignorierte ihn. Mir war es egal, was er gerade zu sagen hatte. „Bleib stehen! Bitte." Ich schnaufte vor mich hin. „Warum? Warum sollte ich stehen bleiben huh?!" Ich drehte mich zu ihm um und reckte mein Kinn in die Höhe. „Damit du mal wieder beweisen kannst, dass du der allmächtige Alpha bist? Und alle genau das tun, was du sagst?" Er kam einen Schritt auf mich zu, was ich mit einem Schritt nach hinten quittierte. „Was ist passiert. Du wirkst wütend." Ich lachte ironisch auf. „Wütend? Ich bin mehr als das, Xavier!" Er versuchte wieder auf mich zuzukommen, doch ich brauchte gerade Abstand. „Hey, Olive. Rede mit mir. Was ist da drinnen passiert?" Ich blickte zur Seite und kämpfte mit meinen Tränen. Ich wollte nicht schwach wirken. Nicht jetzt. Also trat ich ihm mit dem einzigen Gefühl gegenüber, was ich gerade kontrollieren konnte. WUT. „War das der Grund, warum du mich hierhergebracht hast?" Ich konnte immer noch nicht glauben, was ich in den letzten Stunden alles gehört und mitbekommen habe. Wie sie über mich geredet haben. „Olive, es ist nicht so wie du denkst. Egal was du gehört haben willst. Ich kann das erklären." Ich sah ihn weiterhin fassungslos an, während wir auf dem Parkplatz vor dem Rudelhaus standen. „Xavier. Es ist mir egal, was die Frauen da drinnen von mir halten. Was sie über mich denken. Aber mir ist nicht egal, wie du zu dem Ganzen stehst."

Der Hass meiner Gefährtin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt