Kapitel 54 - Ich habe die Kontrolle verloren

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Xavier

Ich verwandelte mich noch im Sprung als ich ihrer Fährte folgte. >Warum hat sie sich so plötzlich verwandelt?< Knurrte Xenon verwirrt doch meiner Meinung nach war das keine gewöhnliche Verwandlung. Sie wurde von ihrer Wölfin gezwungen sich zu verwandeln. Sonst hätte sie nicht so geschrien. Doch genau das ist ein großes Problem. Denn im Gegensatz zu Olivia kannte ich ihren wölfischen Teil nicht und dementsprechend konnte ich sie auch nicht einschätzen. Ich wusste nicht mit was ich zu rechnen hatte. Dazu kommt, dass sich unsere Wölfe nicht einfach so an die Oberfläche drängen. Irgendein Gefühl muss übergeschwappt sein, was die Verwandlung initiiert hat. Olivia wird die Kontrolle verloren haben, während sich ihre Wölfin in den Vordergrund gedrängt hat. Doch darüber konnte ich mir jetzt keine Gedanken machen. Ich musste meine Gefährtin finden bevor sie noch irgendetwas dummes oder unüberlegtes tut. Wer weiß, was ihr alles einfällt, in diesem Zustand. Ich rannte also durch den Wald und versuchte sie aufzuspüren, allerdings war die Markierung schon zu lange her und unsere Bindung noch nicht abgeschlossen. Also blieb mir nichts anderes übrig als ihrer Fährte zu folgen, welche sich quer durch den Wald schlängelte und an einem Flussbett endete. Verdammte Scheiße! Rief ich in meinem Kopf, während Xenon laut brüllte. Sie ist völlig verwirrt, von ihren Gefühlen überwältigt, hat sich erst ein paarmal verwandelt und ist auf fremden Territorium. Keine gute Kombination, wenn ihr mich fragt. Und genau deswegen muss ich sie finden und das so schnell wie möglich.

Olivia

Ich konnte nicht mehr. Ich war völlig am Ende und verloren in einem Strudel aus Gefühlen. Ich verstand nicht warum er weiterhin an dem Gedanken festhielt. Ich war einfach nicht dafür gemacht. Das hätte nie funktioniert. Und als sich meine Wölfin dann auch noch einmischen wollte, verlor ich vollends die Kontrolle. Ich stürmte aus dem Haus und wollte einfach nur raus. Weg von hier. Weg von dem Rudel. Weg von ihm und dieser Verantwortung. Ich war nicht die, die sich hier alle wünschten. Ich war ein niemand, doch sowohl Ophelia als auch Xavier wollten das nicht wahrhaben. Während ich also weiterhin vor meinem Gefährtin davonlief und in den Wald flüchtete, drängte sich Ophelia zunehmend in den Vordergrund. Solange bis mir schwarz vor Augen wurde und ich nur noch höllische Schmerzen spürte. Xavier hatte ich dabei schon vollends aus den Augen verloren. Erst als ich den Waldboden, Moos und den Wind um meinen Körper spürte, kam ich langsam wieder zu Bewusstsein. Meine Wölfin hatte die Kontrolle und mich somit in den Hintergrund gedrängt. Ich war also nur noch ein Schatten meiner selbst und musste mit ansehen, wie sie durch den Wald hechtete und umgefallenen Bäumen, Sträuchern oder Steinen auswich. Erst als wir an einem Flussbett ankamen, verschnaufte sie und war endlich wieder erreichbar. Ophelia, was ist passiert! Warum hast du dich verwandelt? Ich wollte mit ihr sprechen. Ihre Stimme hören. Sie verstehen. Doch sie knurrte nur, schabte mit den Pfoten in der Erde, ehe sie auf das Wasser zulief.

Was hast du vor? Bitte, rede mit mir. Ophelia? Sie stand einfach da. Den Blick stur auf das Wasser gerichtet, was mir einen Blick auf mein Spiegelbild ermöglichte. Doch anstatt einem Hellblau, blickten mich dunkelblaue Augen an. Meine Augen hatten also ähnlich wie in meiner menschlicher Form die Farbe Blau, unterschieden sich aber dennoch voneinander. Wahrscheinlich war es die wölfische Seite, welche den Farbunterschied verursachte. Auch Xaviers hatten sich in der Vergangenheit immer wieder verdunkelt. Als ich mir lang genug in die eigenen Augen gestarrt hatte, fokussierte ich mich auf mein Fell. Es war eine Mischung aus Braunen und weißen Flecken, welche sich um meinen tierischen Körper legten. Ich betrachtete mich noch eine ganze Weile, bis mich Ophelia aus meiner Trance riss. >Er kommt.< Ich zuckte verwirrt zusammen. Wer? Wer kommt? Wen meinst du? Doch da war sie bereits in das Wasser gesprungen und untergetaucht. Anscheinend war ihr Gesprächskontingent bereits ausgeschöpft, weswegen ich wohl oder übel noch länger auf Antworten warten müsste. Als wir also wieder auftauchten, schlug meine Wölfin eine neue Richtung ein. Sodass wir erneut weiter durch den Wald sprinteten, während ich immer wieder versuchte meinen tierischen Part zu kontaktieren, doch sie blockte all meine Versuche ab. Ich versuchte sie zu animieren stehen zu bleiben, doch egal was ich tat .. alles war zwecklos.

Sie war unerreichbar und ich hatte keine Ahnung worauf das hinauslaufen soll. KNACK. Unser Kopf schoss herum und wir sahen uns panisch in der Umgebung um. Was war das? Woher kam es? Wer war dafür verantwortlich? War nur ein Teil der unzähligen Fragen, welche mir durch den Kopf schossen. Auch Ophelia schien beunruhigt, denn sie verlangsamte ihr Tempo, spitzte die Ohren und lief gebückter. Als wir plötzlich ein weiteres Knacken hörten, welches wesentlich näher war, stoppten wir unsere Bewegung und hielten still. Das waren hundertprozentig zerbrechende Äste. Dessen bin ich mir sicher. Aber wer war dafür verantwortlich? Wir drehten uns im Kreis und suchten nach dem Ursprung, während wir in eine verteidigende Haltung übergingen. Doch als wir plötzlich Vibrationen auf dem Boden wahrnahmen, machte sich Ophelia bereit für einen Kampf. Ophelia! Rede mit mir. Was ist los? Wer ist das? Doch sie schwieg weiterhin. Also, wer auch immer uns gleich angreifen sollte. Ophelia war mehr als bereit alles zu geben und sich zu verteidigen und als sich plötzlich ein großer, schwarzer Fleck in mein Blickfeld bewegte, wurde mir so einiges klar. Xavier sprang plötzlich aus dem Unterholz oder sollte ich wohl eher sagen sein Wolf? Während wir also weiterhin an Ort und Stelle blieben und uns nicht bewegten, kam sein Wolf dem Boden immer näher, bis er auf diesem landete. Ophelia wollte sich gerade bewegen als Xavier anfing zu knurren. Sie blieb erneut stehen und schien abzuwägen, was sie jetzt tun sollte.

Doch uns blieb nicht viel Zeit, da sich Xaviers Wolf bereits auf uns zubewegte. Meine Wölfin ging einen Schritt zurück. „Bleib stehen!" Knurrte der schwarze Wolf vor uns. „Vergiss es!" Keifte Ophelia zurück und blieb weiterhin geduckt. Doch das war anscheinend zu viel des Guten, denn Xavier stürzte sich auf uns und brachte uns zu Fall. Immer noch völlig verwirrt und perplex lag ich nun am Boden. Über mir thronte Xavier in Wolfsgestalt und hielt mich mit seinen Pfoten am Boden. Ich versuchte mich zu befreien, bewegte meinen Körper, zappelte umher, doch vergeblich. Er war einfach zu stark. „Lass mich los." Rief ich ihm daher zu und appellierte an seine Vernunft. „Erst wenn du dich wieder beruhigt hast!" Ich rollte mit den Augen und schnappte nach ihm. „Wie soll ich mich beruhigen, wenn du mich festhältst und mir die Luft zum Atmen nimmst!" Er grummelte leicht und nahm ein wenig Druck von meinem Körper. Doch in dieser kurzen Zeit der Ablenkung sammelte ich meine ganze Kraft und schubste ihn von mir, sodass er zurückwich und ich problemlos aufstehen konnte. Meine Aktion blieb aber nicht lange unbemerkt. Xavier hatte sich derweil wieder aufgerappelt und starrte mich nun anstatt mit gold-gelben, mit tiefschwarzen Augen an. „Hinterhältiges Biest!" Keifte sein Wolf, doch mir war das ziemlich egal. Soll er mich doch nennen, wie er will.

Und genau so standen wir uns jetzt gegenüber. Umkreisten einander, während wir uns gegenseitig ein Blickduell lieferten. Ab und zu gesellte sich ein Knurren oder Schaben dazu, doch keiner von uns wollte zuerst angreifen. „Was soll das werden." Seine Stimme drang in meinen Kopf und ließ mich die Zähne fletschen. „Ich habe dir schon einmal gesagt: Du kannst nicht gegen mich gewinnen. Ich bin stärker als du es jemals sein wirst." Wieder knurrte ich. „Und ich habe dir gesagt: Du sollst mich nicht unterschätzen!" Er zog die Mundwinkel hoch, entblößte seine Reißzähne und deutete ein Grinsen an. „Also was? Willst du mich angreifen? Nur zu." Ich knurrte und schabte mit den Pfoten. Ich wollte ihn nicht angreifen. Ich wollte einfach nur meine Ruhe haben. „Verschwinde Xavier. Du bist hier nicht erwünscht." Er trat einen Schritt auf mich zu. „Ich habe eine andere Idee. Du beruhigst dich jetzt, verwandelst dich zurück und dann reden wir!" Er versuchte mich einzupferchen und mir die Fluchtmöglichkeiten zu nehmen, doch Ophelia hatte anscheinend andere Pläne. Urplötzlich durchschoss mich eine Energiewelle, welche mich auf Xavier springen ließ, was ihn zu Fall brachte. Ich rollte währenddessen ein paar Meter weiter, wollte gerade aufstehen und die Flucht ergreifen .. aber falsch gedacht. Xavier stellte sich mir in den Weg und drängte mich zurück. „Hör auf!" Befahl er mir, doch ich werde eine Scheiß tun. „Du hast mir gar nichts zu sagen!"

Ich stieß meinen Kopf in seine Seite und knurrte gefährlich. „Zügel deinen Wolf. Das ist ein Befehl!" Seine Stimme dröhnte in meinem Kopf und ließ mich kurz zucken. „Ich bin nicht eins deiner kleinen Schäfchen, die du herum schubsen kannst, wie du willst!" Ich stürzte mich erneut auf ihn, biss und kratzte nach ihm, versuchte ihn von mir zu bewegen. Doch er schlug sich gut und wehrte jeden meiner Angriffe ab. „Ich werde nicht gegen dich kämpfen!" Rief er mir zu und versuchte mich erneut auf dem Boden festzuhalten. „Besser für mich!" Ein Teil von mir dachte gar nicht daran aufzuhören, während ein anderer Teil in mir ihm zeigen wollte, dass wir nicht schwach waren. Dass wir es mit ihm aufnehmen können. Also machte ich weiter. „Olive! Ich sage es dir nicht nochmal! Hör endlich auf! Es reicht!" Ich brachte nur ein Knurren heraus und sprang erneut auf ihn. Doch diesmal schmiss mich Xavier gegen den nächsten Baum, was mich aufjaulen ließ. Er drehte sich zu mir um und sah mich wehleidig an. „Liv! Es .. das wollte ich nicht. Ich .." Ich blinzelte kurz, um mich zu sortieren als er auf mich zukam. „Bleib weg von mir!" Brüllte ich so laut, wie ich konnte. Doch er kam trotzdem immer näher. „Ich warne dich!" Rief ich ihm zu, doch vergebens. Er war bereits so nah, dass mir nichts anderes übrig blieb als zuzuschnappen. Ich öffnete also meine Schnauze und versenkte meine Zähne direkt zwischen seiner Schulter und seinem Nacken.

Der Hass meiner Gefährtin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt