Kapitel 39 - Meine Werwölfin?

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Xavier

Ich verwandelte mich nach dem Fund, welchen wir im Wald gemacht haben, relativ schnell wieder zurück, ehe wir der Spur bis zu einem Wohngebiet im westlichen Zentrum folgten. Doch hier verlor sich der Geruch oder vermischte sich vielmehr mit dem anderer Menschen. Dennoch ist das ein Anfang und ich bin mir sicher, meine Gefährtin hat sich hier in der Nähe niedergelassen. Jetzt müssen wir nur noch warten, bis sie ihre Umgebung verlässt, ehe wir sie von unserer Anwesenheit in Kenntnis setzten. Aber bis dahin, dauert es noch eine Weile. Es ist gerade mal zwei Uhr nachts, was die Sache nicht gerade einfacher für mich und meinen Wolf macht. Auch wenn ich meine Einstellung ihr gegenüber verändert hatte, so ist Xenon der festen Überzeugung, das sie sich zu uns bekennen wird. Wie viel Zeit das jedoch in Anspruch nehmen wird, interessierte den Faulpelz allerdings weniger. Er musste ja nicht um ihre Gunst kämpfen. Musste sich nicht ins Zeug legen, dass sie etwas für uns empfand. Er versteckte sich hinter meiner menschlichen Gestalt und ließ mich die ganze Arbeit machen. Ich seufzte frustriert, ehe ich mir ein Diner in der Nähe suchte, welches 24 Stunden geöffnet hatte. Nachdem ich ein entsprechendes im 80er Jahre Stil gefunden hatte, ließ ich mich dort nieder und bestellte einen großen schwarzen Kaffee. Es waren kaum Gäste anwesend, weswegen ich mir den besten Platz, mit Blick auf die Straße, aussuchte. Danach fing ich an die Minuten zu zählen, bis die Sonne aufging und die Wahrscheinlichkeit zunimmt, dass sich unsere Gefährtin blicken lässt.

Olivia

Nachdem ich mich geduscht hatte, bin ich zurück in mein Schlafzimmer gegangen, um endlich eine angenehme Nacht mit möglichst vielen Stunden Schlaf hinter mich zu bringen. Meine, ich glaube es kaum das jetzt zu sagen, aber meine Wölfin hielt sich währenddessen bedeckt und gab keinen Ton von sich. Sie hatte sich zusammengerollt und schmollte in den Tiefen meiner Gedanken. Mir sollte es recht sein, solange sie mich nicht weiter damit nervt, dass „wir" ohne Xavier nicht leben können. Ich setzte mich also auf das Bett, zog die Decke über mich und versuchte die Augen zu schließen. Doch jedes Mal, wenn ich kurz davor war einzuschlafen, schossen mir Bilder in den Kopf, welche mich aufschrecken ließen.  Entweder waren es Bilder meines angeblichen Gefährten, welche Ophelia schnurren ließen oder Bilder von Bäumen, welche an mir vorbeizogen und einem Tier, welches vor meinen Augen zu laufen schien. Auch wenn ich mich nicht wirklich an meine, ich scheue mich diese Worte auszusprechen, da sie so unreal sind, Verwandlung erinnere, glaube ich, dass das die Bilder meiner Jagd sind. Oder besser gesagt von der Jagd, welche meine Wölfin geführt hatte. Ich schüttle den Kopf darüber und versuchte all das zu verdrängen. Die Gedanken an Xavier, welche mich unwohl fühlen ließen. Die Gedanken an die Jagd im Wald, was meine Galle nach oben treib und vor allem den Gedanken daran, dass ich ein Werwolf war.

Ich drehte mich noch ein paar Mal von rechts nach links und auf den Bauch, doch nichts half dabei in einen angenehmen Schlaf zu fallen. Also drehte ich mich auf den Rücken und starrte an die Decke. Wie lange kommt ein Mensch ohne Schlaf aus? Fragte ich mich innerlich und fing an darüber nachzudenken. Wenige Tage? Eine Woche? Oder sogar noch länger? Ich habe seit einem Monat schon nicht mehr wirklich geschlafen. Meistens wurde ich von der Müdigkeit übermannt, aber mehr als eine Stunde war nie drin. Zu nervenaufreibend waren die Träume, zu intensiv das Gefühl, es würde etwas fehlen. Konnte man als Werwolf länger wach bleiben? Länger ohne Schlaf leben? Was bedeutete das überhaupt ein Werwolf zu sein? Welche Auswirkungen hat das? Auf mein Leben, meinen Körper, auf mich? Ich starrte auf die Wand über mir und versuchte mir einen Reim aus dem Ganzen zu bilden. Doch nach einer Stunde qualvoller Gedanken und einem Meer aus Fragen, musste ich mir eingestehen, dass es nur eine Person beziehungsweise ein jemand gibt, der all diese Fragen beantworten kann. Ich schloss also meine Augen, atmete tief durch, um folgendes zu tun. „Ophelia? Bist du da?" Ich ließ eine kurze Pause und wartete eine Antwort ab. Doch es blieb still in meinem Kopf. „Ophelia, bitte." Doch wieder regte sich nichts, weswegen ich kurz schnaufte. „Es tut mir leid." Ich wartete kurz ab, bis ich ein „wirklich" nachlegte. Und plötzlich bewegte sich etwas. Sie rümpfte die Nase, ehe sie sich aufrichtete. >Was tut dir denn leid?< Ich rollte mit den Augen und massierte mein Gesicht mit den Händen.

Der Hass meiner Gefährtin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt