Kapitel 51 - Einen Versuch ist es wert

2K 112 4
                                    

Xavier

Ich saß mal wieder in meinem Büro, während draußen alle Vorbereitungen für die Wintersonnenwende liefen. Weihnachten steht vor der Tür und das ist eines der wichtigsten Ereignisse für uns, welches zeitgleich eine neue Saison einläutet. Dementsprechend sind alle Wölfe aufgeregt und eifrig dabei alles vorzubereiten. Doch während die Stapel auf meinem Tisch immer größer und höher wurden, konnte ich nur an eine einzige Sache denken. Olivia. Sie war bei mir zuhause und macht dort weiß Gott was. Ich hatte sie zwar von ihren Fesseln befreit aber auf irgendeine Art und Weise war sie immer noch eingesperrt. Was mich eigentlich hätte beruhigen sollen, da sie nicht wegkonnte, abhauen oder vor mir fliehen konnte. Doch genau diese Tatsache ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Diese Frau war unberechenbar und clever noch dazu. Wer weiß, was sie sich alles ausdenkt oder ausheckt, um von hier zu verschwinden. Aber mit hierher bringen konnte ich sie ja auch schlecht. Bis auf Atlas, Xander und seiner Frau wussten nur noch der Rat von ihrer Existenz. Niemand aus meinem Rudel hatte bislang erfahren, dass ich meine Gefährtin gefunden habe auch wenn so einige Gerüchte im Umlauf waren. Denn jeder hier wusste, dass ich in weniger als zwei Monaten mein dreißigstes Lebensjahr erreiche, was so viel bedeutet wie, ich muss eine Luna finden, bevor meine und damit die Kräfte des Rudels schwinden.

Dennoch verbessert das meine Situation kein Stück. Ich rieb mir daher aufgebracht die Stirn bei dem Gedanken daran, was alles auf mich zukam als es plötzlich an der Tür klopfte. „Herein." Rief ich abwesend und ließ den Kopf gesenkt. „Ich hoffe ich störe nicht, aber ich habe ein paar Fragen bezüglich des .." Die sanfte Stimme meiner Schwägerin erreichte meine Ohren, was mich langsam aufblicken ließ. „Xavier? Ist alles in Ordnung? Du siehst .." Doch sie brach ab und sah mich mitleidig an. „Scheiße aus? Danke. Das höre ich heute zum ersten Mal." Ich versuchte mich an einem Lächeln, doch scheiterte kläglich. „Das war nicht das, was ich eigentlich sagen wollte." Erwiderte sie skeptisch und kam auf mich zu. „Aber du hast es gedacht." Ich zwinkerte ihr zu und deutete auf den Stuhl vor mir. „Wenn du reden willst .. du weißt. Ich bin immer da. Also was ist los?" Sie sah mich mit leuchtenden Augen an und war bereit sich all meine Probleme anzuhören und eine Lösung zu finden. Genau wie mein Bruder. Sie passten einfach perfekt zusammen. „Wer sagt, dass etwas los ist? Vielleicht bin ich einfach nur gestresst." Doch sie schüttelte nur abwinkend den Kopf. „Xavier. Auch wenn du und dein Bruder nicht unterschiedlicher sein könntet. Ich erkenne, wenn euch etwas auf dem Herzen liegt. Nenn es Intuition aber ich sehe es dir an. Du leidest und ich möchte dir helfen." Ich rümpfte die Nase und sah sie stoisch an. „Wie kommst du auf die Idee, dass ich darüber reden möchte." Sie zuckte mit den Schultern.

„Reden hilft und außerdem kann ich eine Pause von dem Stress da draußen gebrauchen. Weibliche Wölfe sind ja sooo anstrengend. Das glaubst du gar nicht." Ich lachte höhnisch auf „Oh doch. Und wie ich das glaube." Ich nickte mit dem Kopf und konnte mir ein ärgerliches Lächeln nicht verkneifen. „Wusste ich doch, dass etwas nicht stimmt! Also, erzähl schon. Was ist los? Geht es um Olivia? Deine Gefährtin?" Ich ließ meinen Kopf sinkend nieder. „Du hast es erfasst." Sie lächelte aufrichtig und leckte sich über die Lippen. „Erzähl schon. Ich will alles wissen. Was lässt dich dir den Kopf zerbrechen. Was hat sie getan?" Ihre Stimme klang voller Neugier. „Ich weiß nicht mal, wo ich anfangen soll. Es ist alles so kompliziert." Ich fuhr mir nervös durch die Haare. „Dann fang von vorne an." Ihre Miene verblasste kein bisschen, während sie es sich bereits auf dem Stuhl bequem machte. „Also gut .." Ich resignierte und fing an die ganze Geschichte aufzurollen. „Es fing alles im Wald an, als ich ihren Duft gerochen habe ... als wir uns nähergekommen sind, hat sie kurz darauf alles über einen Haufen geworfen ... dann fand ich heraus, dass sie ein Mittel entwickelt hatte, was die Verbindung unterdrückt ... als ich sie zur Rede stellen wollte, ist sie abgehauen und hat Jäger auf das Rudel gehetzt ... Nach Wochen des Suchens habe ich sie dann endlich gefunden, doch sie hat sich verändert ... dann habe ich herausgefunden, dass sie sich in einen Werwolf verwandelt hatte ... und ihre Gefühle spielen verrückt. Den einen Tag will sie mich den anderen stößt sie mich von sich weg. Ich bin verwirrt und irritiert. Mehr als das."

Der Hass meiner Gefährtin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt