= kapitel 5 : hälfte der verbannung =

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Cleo widmete sich mit beeindruckender Gewissenhaftigkeit Octavias Wunde. Ihre Finger glitten ruhig über die verletzte Stelle, während sie behutsam säuberte und mit einer ruhigen Hand desinfizierte. Obwohl Octavia unter den quälenden Schmerzen litt, bewahrte sie eine stoische Haltung und erntete dafür Bewunderung von Madi. "Das ist ja ekelhaft", entfuhr es dem schwarzhaarigen Mädchen, aber Cleo winkte den Einwand mit einem gleichgültigen Schulterzucken ab und warf einen bedachten Blick zu Blodreina, die sie genau beobachtete. "Die Infektion klingt ab", meldete sich Cleo zu Wort:" Aber das wird wehtun. Bist du sicher, dass du nicht Jackson haben möchtest?"

"Jackson kümmert sich um Indra und die anderen. Mach einfach", wies Octavia an und seufzte. "Madi, du wirkst wie eine überzeugte Anhängerin", bemerkte Cleo und registrierte die faszinierten Blicke, die Madi Blodreina zuwarf. "Ich bin sicher, du kennst die Legenden über das Mädchen unter dem Boden, das die Menschheit gerettet hat." Madi nickte begeistert, und Octavia fügte hinzu: "Und was ist deine Geschichte? Sechs Jahre in der Strahlung überlebt – was ist dein Geheimnis?"

Madi richtete ihren Blick auf Cleo, die bejahend nickte. "Künstliches Nachtblut, richtig? Wie bei Clarke. Sie hat mir erzählt, dass sie in Beccas Labor war, dich dort kennengelernt hat und ihr sogar ihr Knochenmark gespendet hat. Clarke kann das sicherlich besser erklären als ich."

Blodreina hörte aufmerksam zu, und in ihren Augen spiegelten sich ein Hauch von Neugier und Respekt wider. "Du hast Glück, dass Clarke dich gefunden hat", sagte Octavia, und genau in diesem Moment öffnete sich die Tür und unterbrach das Gespräch.

"Können wir gehen?" fragte Cooper ungeduldig, und Octavia seufzte schwer. "Sie braucht noch einen Tag Ruhe", entgegnete Cleopatra, während sie die noch nicht vollständig behandelte Wunde versorgte. "Sie muss zurück zu ihren Leuten", argumentierte Cooper, doch Octavia ließ sich nicht beirren. "Ich habe genug davon, hier nur herumzusitzen und Wunden zu lecken. Wir sollten lieber unsere Versprechen einlösen", erklärte sie entschlossen und zog sich ihr Gewand an. Madi sah sie überrascht an, doch als Clarke die kleine Blake ansah, verschwand der Ausdruck der Überraschung in ihren Augen.

"Kom folau... [Aus der Asche]", sprach Octavia und schlug mit Madi ein. "... oso na gyon op [werden wir auferstehen]", fügte die kleine Blake hinzu und schlug ebenfalls mit Madi ein. Cleopatra beobachtete dies mit gemischten Gefühlen, denn obwohl sie wusste, wie sehr Madi Octavia Blake bewunderte – genauso wie ihre eigenen Zwillinge –, gefiel ihr nicht, was aus der kleinen Blake geworden war. Sie wollte nicht, dass dies die Kinder beeinflusste; sie wollte einfach, dass Kinder Kinder waren und keine Krieger.

Als Octavia den Raum mit einer leisen Türbewegung verließ, füllte eine Stille den Raum, die von einem feinen Hauch von Melancholie durchzogen war. Clarke, die in diesem schweigsamen Moment Einlass fand, trat behutsam an die Stelle, die Octavia zuvor innegehabt hatte. In ihren Augen spiegelte sich ein stummer Dialog wider, den sie mit Madi teilte, einem Dialog, der durch einen impulsiven Ausbruch von Madi durchbrochen wurde.

"Octavia ist so abgefahren!", rief Madi mit einer jugendlichen Begeisterung aus, die den Raum für einen Moment mit einer ungefilterten Frische durchströmte.

Cleo, die bisher im Hintergrund verweilt hatte, trat nun ins Rampenlicht der Aufmerksamkeit. Ihre Worte durchdrangen die Atmosphäre wie ein sanfter, aber bestimmter Windhauch. "Ich belüge dich schon seit sechs Jahren. Alles, was ich tue, geschieht im Namen des Schutzes meiner Zwillinge. Das bedeutete, Blodreina zu folgen, ob es mir gefällt oder nicht. Aber ich verspreche dir, ich werde ihr nichts verraten", enthüllte Cleo, ihre Stimme ein leiser Klang aus der Tiefe ihrer Erfahrungen.

Clarke, von Cleos Offenbarung berührt, griff nach den Worten und fügte hinzu: "Danke, Cleo... Wir haben darüber gesprochen, Madi. Wir müssen alle lügen, um dich zu schützen. Wenn die Grounder herausfinden, was du bist, könnten einige von ihnen versuchen, Octavia durch dich zu ersetzen. Ich kann nicht zulassen, dass du in einen Machtkampf verwickelt wirst, besonders nicht während eines Krieges..."

CLEOPATRA || ᵗʰᵉ ¹⁰⁰Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt