= kapitel 2 : wirklich nicht vorstellen =

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Die Brünette lag reglos auf der eiskalten Pritsche, ihr Gesicht ein Spiegelbild von Schmerz und bitterer Enttäuschung. Die Augen, einst so lebhaft und voller Hoffnung, starrten nun stur auf die triste, graue Zellenwand, als versuchten sie verzweifelt, der unwirklichen Härte des Lebens zu entkommen. In welches Labyrinth aus Angst und Unsicherheit hatte sie sich wieder einmal verirrt? Cleo spürte tief in sich, dass sie die Kraft besaß, stark zu sein, doch die Flut der Verzweiflung hatte sie gnadenlos überwältigt.

Dann durchschnitt ein schriller Piepton die erdrückende Stille, und die knarrende Tür zur Zelle schwang auf. Ein Mann betrat den kalten Raum, und als sein Blick auf Cleo fiel, durchzuckte es ihn wie ein elektrischer Schlag. Sofort eilte er zu ihr, half ihr, sich von der harten Liege zu erheben, und ein erlöster Seufzer entrang sich ihrer Kehle, als könnte sie nach langer Zeit endlich wieder frei atmen. Ihre Arme schlangen sich schützend um ihn, und er erwiderte die Umarmung mit einer Festigkeit, als fürchte er, sie könne ihm erneut entrissen werden. "Du bist wirklich hier", flüsterte sie ihm zu und schloss die Augen. In diesem Moment schienen Raum und Zeit bedeutungslos, nur ihre vereinten Seelen existierten.

Doch dann lösten sie sich voneinander, und Bellamy blickte Cleo tief in die Augen. "Es geht Jasper und Lex gut", sagte er, und ein zartes Lächeln spielte um seine Lippen. Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte Cleo, während sie liebevoll über seinen Bart strich. "Octavia wird ihnen nichts antun, egal wer sie sind", versicherte er, bemüht, ihre Ängste zu zerstreuen. "Ihr seid alle noch am Leben?", erkundigte sie sich mit zitternder Stimme und nannte die Namen ihrer Freunde. "Echo, Harper und Emori, ja. Clarke hat uns alle gerettet", erklärte Bellamy und legte seine Hand sanft auf ihre Wange. Cleo konnte es kaum fassen. So lange hatte sie in dieser düsteren Zelle verharrt, ohne zu wissen, ob ihre Freunde überhaupt noch existierten.

Doch dann drängte sich die nächste Frage auf: Warum hatte Octavia sie freigelassen? Bellamy zuckte mit den Schultern und berichtete von einer Abmachung und den Worten, die Indra über sie verloren hatte und die Blodreina in rasende Wut versetzt hatten. Ein Aufschrei der Freude und Erleichterung entrang sich Cleo, als sie erfuhr, dass sie endlich aus ihren Fesseln befreit war. Sie schaute Bellamy an und gestand ihm, wie sehr sie seine Nähe vermisst hatte. Erneut umarmte sie ihn, und er spürte, wie sie ihren Kopf in seine Halsbeuge barg.

Doch dann erhob sich Bellamy und zog Cleo behutsam mit sich. "Komm, wir sollten gehen", sagte er und half ihr, aus der Zelle zu treten. Sie folgte ihm, erfüllt von Vorfreude darauf, wieder in Freiheit zu sein, mit ihren Freunden zu sprechen und gemeinsam die Zukunft zu planen.

~~~

Cleo betrat die Arena mit einem Hauch von Ehrfurcht, während eine Welle der Erinnerungen in ihrem Inneren brandete. Die Stufen, die sie hinaufführten, schienen die Zeit zu überbrücken, und es war, als ob die Vergangenheit in diesem Moment lebendig wurde. Gaia's Worte, gesprochen mit erhabener Gewissheit, hallten durch die Arena: "Kom folau oso na gyon op. [Aus der Asche werden wir auferstehen]". Jeder Krieger in der Arena wiederholte die Worte mit einer festen, fast rituellen Stimme, und es schien, als ob der Boden selbst die Kraft der Worte absorbierte.

Octavia tauchte majestätisch aus der Tiefe auf, begleitet von einem Chor gleichgesinnter Seelen. Cleos Blick kreuzte kurz den von Bellamy, während sie den Bewegungen der kleinen Blake mit einer undurchdringlichen Miene folgte. An seiner Seite spürte sie die Gegenwart des schwarzhaarigen Mannes, seine Nähe, durchzogen von den vielen Veränderungen, die sechs lange Jahre mit sich gebracht hatten. "Sie hat sich verändert, wir alle haben uns verändert. Sechs Jahre sind eine sehr lange Zeit, Bell", flüsterte sie leise, als sie sich zu ihm wandte. In seinem ernsten Blick konnte sie jedoch auch eine subtile Erleichterung erkennen, sie wieder an seiner Seite zu wissen.

Die Plattform trug sie nach oben, auf die Trümmer, und sie stellte sich Seite an Seite mit Octavia. Die Atmosphäre war gesättigt von der Wucht des Moments, als die Vergangenheit auf die Gegenwart traf.

CLEOPATRA || ᵗʰᵉ ¹⁰⁰Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt