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Jedes Mal, wenn ihre zarten Finger einen der Gegenstände berührten, durchfuhr sie ein Schauder, als würden die Objekte eine Brücke zu vergessenen Welten schlagen. Vor ihrem inneren Auge entfalteten sich nicht nur vereinzelte Bilder, sondern ganze Szenarien vergangener Zeiten. Ein leises Flüstern umspielte dabei beharrlich ihre Ohren, als wäre es der Hauch längst verstummter Seufzer. "Gefangene Nummer 329, Gesicht zur Wand," hallte die befehlende Stimme aus den Tiefen ihrer Erinnerung.

Die Schritte, mit denen sie auf die Tür zuging, schienen im Einklang mit dem leisen Flüstern zu sein, als öffnete sich die Tür bereits, bevor ihre Hand sie berührt hatte. Doch das mysteriöse Flüstern blieb bestehen und begleitete sie wie eine gespenstische Melodie. Unter einem Tuch entdeckte sie schließlich etwas Verborgenes. Als ihre Finger den Gegenstand ergriffen, erkannte sie sofort den Dolch, und in einem magischen Augenblick verwandelte sich ihre Umgebung. Wie ein Schatten in der Dämmerung fand sie sich augenblicklich wieder im düsteren Bunker, noch ehe ihre eigene Stimme den Raum erfüllte.

"Meine geliebten Zwillinge, wo verweilt ihr? Tretet hervor, ich sehne mich lediglich nach einem Spiel. KOMMT RAUS!" Das blutbefleckte Messer in ihrer Hand und das unheilvolle Grinsen auf ihren Lippen ließen keinen Raum für Zweifel – Cleopatra hegte nur einen düsteren Gedanken: "Die beiden Moonbloods müssen sterben!" Die Tür knarrte bedrohlich, als sie mit finsterer Entschlossenheit in die Farm eintrat.

Das leise Wimmern der kleinen Lex durchdrang ihre Ohren, während Cleopatra zielstrebig auf das verängstigte Mädchen zulief. Hinter einem Tisch verborgen, wiederholte die Kleine beharrlich: "Ich fürchte mich nicht, ich fürchte mich nicht."

Ein kleiner Junge stand vor ihr, ein zitterndes Messer in den Händen. Sein Blick war entschlossen, bereit, seine kleine Schwester um jeden Preis zu schützen, sogar vor seiner eigenen Mutter. Murmelnd sagte er: "Meine Schwester, meine Verantwortung, ich habe es versprochen."

Cleopatra packte ihn plötzlich und zerrte ihn gewaltsam weg. Das finstere Grinsen auf den Lippen der Brünetten vertiefte sich, als sie den Jungen zu einer mit Wasser gefüllten Wanne schleifte. "Mama, hör auf! Mama!" schrie der kleine Junge verzweifelt, doch sein Schreien verhallte, als Cleopatra ihn unter Wasser drückte. Verzweifelt wehrte er sich, aber gegen die überlegene Kraft der erwachsenen Frau hatte er keine Chance. Das Grinsen auf Cleopatras Lippen vertiefte sich, und ihre Gedanken kreisten beharrlich um das Eine: "Töte ihn, töte ihn!"

Plötzlich jedoch wurde sie von ihm weggerissen und unsanft gegen die nächstgelegene Wand geschleudert. "Cleo, was zum Teufel machst du da?" schrie Blodreina empört und fixierte sie wütend, während Lex sich zu ihrem Bruder begab. "Ich bin nicht Cleo," erwiderte die Brünette mit einem teuflischen Grinsen.

Die Brünette, die die Szene mit glasigen Augen aus den Schatten beobachtet hatte, wich zurück und öffnete die nächste Tür, die sich knarrend vor ihr auftat. Als sie hindurch trat, fand sie sich plötzlich in einem Raum wieder, einem Ort, der sehr viele Jahre lang das Zuhause von ihr, und ihrere Familie gewesen war - die Ark. Der vertraute Geruch von Rationen und das GEräusch von Maschinen umgab sie, und das gedämpfte Gemurmel der Ark Bewohner drang an ihre Ohren.

Sie schritt weiter durch die Kantine, in Richtung der kleinen Versammlung, wo sie früher immer einen Baum bewundert hatte, den Wells angezündet hatte, um festgenommen zu werden. Keinen Moment später entdeckte Cleo jemanden an einem Tisch stehend, einen kleinen Bonsai-Baum sorgfältig schneidend. Als sie in den Nebenraum lief, durchflutete sie eine Woge der Erkenntnis. "Grandma?" hauchte die Brünette, und die ältere Rothaarige, Vera Kane, drehte sich zu ihr um. "Hallo, mein Schatz", sagte sie und schenkte ihrer Enkeltochter ein Lächeln, bevor Cleo sich in ihre Arme warf. Die Wärme und Nähe ihrer Großmutter waren wie ein verlorenes Paradies, das Cleo schmerzlich vermisst hatte. Der Tod ihrer Großmutter war nie wirklich von ihr verarbeitet worden, und auch ihr Vater hatte das Thema nie vertieft.

CLEOPATRA || ᵗʰᵉ ¹⁰⁰Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt