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Ich lief die kalten Flure unserer Schule entlang und vergrub mein Gesicht in meinem Buch. "Das Schicksal ist ein mieser Verräter", das Buch war eigentlich ganz gut, nur gefiel mir die Protagonistin nicht sehr gut, ich weiß nicht wieso.
Ich wurde angerempelt und fiel auf meine Knie.
"Pass doch mal auf!", schnauzte mich der Junge and und zog von dannen. Einige Schüler, die daneben standen, kicherten und ich richtete mich so schnell es ging wieder auf, verstaute mein Buch in meiner Tasche und lief schnellen Schrittes zu meinem Klassenzimmer.
Nun stand die Hürde namens Blicke an. Ich musste den ganzen Klassenraum durchqueren, bis ich hinten war. Die Tür quitschte als ich sie öffnete und ich begann zu gehen, vorbei an Betty Hastings, unserer Schulschlampe und an Luke Orion, dem angeblich "heißesten Kerl unserer Schule" und seinen Kumpels. Ich ließ mich auf meinen Platz hinter Luke fallen und las weiter.

"So! Hastings und Hendriks, ihr habt heute Putzdienst, also vergesst nicht noch länger zu bleiben!", mit diesen Worten verdonnerte mich unser Klassenlehrer insgeheim zu einer Stunde alleine das Klassenzimmer zu putzen, nur wusste er das noch nicht.
"Heeey! Eden, du willst das doch bestimmt allein machen, oder?", fragte mich Betty nachdem die Stunde beendet war.
Und wieso sollte ich?
"Supi! Danke!", sie drehte sich wie eine Ballerina um und lief ihren Freunden nach. Ich folgte ihnen, um aus der Putzkammer Besen und Putzeimer zu holen. "Ist euch mal aufgefallen, dass wir noch nie Edens Stimme gehört haben?!", die Clique von ihr kicherten und Betty setzte hinzu: "Und vorallem hatte sie noch nie einen Freund! Man sieht ihr sofort an das sie 17 Jahre alt ist!"
Haha! Sehr witzig, nur weil ihr schon überall rumbumbst?!
Ich schloss den Raum auf und holte alles was ich brauchte, als ich wieder im Klassenraum war, begann ich mit dem Fegen.
Man! Auf den Zetteln steht echt interessantes Zeug!
Bei uns in der Klasse war es Gang und Gebe sich Zettelchen zuzustecken. Und ich hatte einen Heidenspaß ihre kleinen Zettelchen zu lesen.
Nachdem ich fertig gelesen hatte, schmiss ich alle Zettel weg und machte weiter.
Ich bemerkte nicht, dass ich anfing zu singen. Ich sang einfach. Früher war ich mit ganzer Liebe dabei, doch seit dem Unfall meiner Eltern sang ich nicht mehr sehr gern. Es war immer ein Familiending gewesen zu singen, es heute noch zu tun, käme mir falsch vor. Weil ich nicht aufpasste haute ich gegen einen Tisch und rutschte aus.
"Aua", jauelte ich und stand wieder auf. Da fiel etwas in meinen Blick.
"Noch ein Schnipsel", murmelte ich und hob ihn auf.
Mit einer krikeligen - anscheinend hatte es ein Junge geschrieben - Schrift stand auf dem Zettel "To-do-Liste". Ich schüttelte den Kopf und wollte ihn gerade zusammenknüllen, doch da bemerkte ich etwas auf der Rückseite.
Auch da stand "To-do-Liste", aber - ich stockte.
"Hä?", murmelte ich.
Geistesabwesend strich ich über die Wörter um sie in mein Gehirn einzubrennen.
"bevor ich sterbe"
Plötzlich ging die Tür auf und ein Lehrer kam herein.
"Ah! Hendriks! Ich habe Sie gesucht, Sie können jetzt nach Hause gehen." Ich nickte und rauschte an dem Lehrer vorbei.
Der Schnipsel war in meiner Faust, ich konnte fast spüren wie die Worte mich anschrien sie mir nochmal durchzulesen.
Ich rannte, als ginge es um mein Leben. Mein Herz wollte sich nicht beruhigen und meine Beine trugen mich, so als wüssten sie wo ich hin wollte. Doch ich selbst wusste es nicht.
Meine Beine versagten nach einiger Zeit, die ich gerannt war und ich fiel keuchend zu Boden. Die Schuluniform, mit dem schwarzen Rock sahen zerknittert und dreckig aus.
Wieso sieht gerade alles so traurig aus? Es geht mich doch gar nichts an!
Doch ich konnte dieses schmerzende Gefühl nicht abstellen. Langsam stand ich auf und sah mich um, ich kannte die Gegend. Dann trottete ich nach Hause.

"Hallo Granny", begrüßte ich meine Oma und hängte meine Jacke auf. Granny lächelte mich an und sagte etwas, was ich nicht verstand, denn ich trabte schon die Treppe hoch, schlug die Tür zu meinem Zimmer zu und warf mich auf mein Bett. Der Zettel schien in meinem Körper irgendwas zu bewegen, es fühlte sich an als würde er versuchen mich zu überzeugen - zu etwas derartig schmerzhaftem - dass mir Tränen in die Augen stiegen.
Ich wusste nicht wieso dieser Junge sterben würde, aber ich traf eine Entscheidung. Er hatte auch Familie, die wäre genauso traurig wenn er sterben würde wie ich als meine Familie auseinander brach.
Ich wusste, dass die Idee die gerade in mir aufkeimte total irre, war. Aber auf eine andere Art war sie auch völlig logisch. Es war ein seltsames Gefühl, so etwas nur durch einen Schnippsel, den man in der Hand hielt, zu entscheiden, aber das war mir egal.
Ich wollte einfach nicht, dass jemand in meinem Wissen von der Erde verschwand, also werde ich ihn beschützen!
Niemals werde ich zulassen, dass jemand von dieser Welt geht, in meinem Wissen, dass ich ihn hätte retten können.
"Ich werde ihn ausfindig machen!", murmelte ich überzeugt und sprang auf.

Für Immer Bei DirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt