Klick!
Die Tür wurde geöffnet, ich riss meine Arme von Luke Orions Rücken, aber er ließ nicht von mir ab.
Ich versuchte ihn weg zu schieben, doch er war zu stark und drückte mich an sich.
"Luke? Eden?", das war Ahna Mercets Stimme.
"Luke!", flüsterte ich und probierte ihn nochmal weg zu drücken. Sein Kopf ruhte noch immer auf meiner Schulter, seine Wangen waren gerötet.
Jetzt fiel es mir auf. Er wollte nicht, dass jemand ihn so sah! Ich verdrehte meine Arme so, dass ich an seine Hände kam und umklammerte sie.
"Schsch!", machte ich und zog ihn hinter ein Bücherregal.
Er starrte mich verwirrt an, ich drehte mich kurz um, sodass ich einen Blick auf Ahna Mercet erhaschen konnte, die interessiert ein Buch anschaute.
Als ich wieder nach vorne blickte, sah ich Luke Orions Schulter, denn er hatte sich so vor mich gestellt, dass er uns beide verdeckte.
Seine Hände lagen über meinem Kopf und sein Körper war meinem zu nahe. Ich wurde wieder rot und drehte meinen Kopf weg.
Nach ein paar Minuten hörte ich wie Ahna Mercet ging und die Tür wieder schloss. Ich schaute zu Luke Orion hoch und sah, dass seine Lippen sich zu einem ziemlich süßen Lächeln verzogen hatten.
Ich stieß ihn so schnell ich konnte weg und drehte ihm den Rücken zu.
Tief ein und aus. Ein und aus.
"Eden?"
"Halt die Klappe, Luke Orion!"
"Was?"
"Ich sage, dass jetzt nur einmal, also hör gut zu!"
Aus meinem Blazer zog ich eine kleine Karte und hielt sie ihm vor die Nase.
"Du kannst mir schreiben wann immer du willst, Luke Orion. Das heißt aber nicht, dass ich antworte!", fügte ich hinzu und stampfte aus der Bibliothek.Die Blicke die mich streiften, zeugten von Wut bis hin zu Verwirrung oder Mitleid.
Ich brauche euer Mitleid nicht!
Ich fauchte diesen Satz so lange in meinem Kopf, dass ich schon dachte sie könnten es hören.
"Eden!", hinter mir tauchte Luke Orion auf und ich wurde sofort wieder puderrot. Ich versteckte mein Gesicht und beschleunigte meine Schritte.
"Ich werde immer schneller sein als du!", er lachte und tätschelte mir die Schulter.
"Das glaubst auch nur du", murmelte ich leise und hoffte, dass Luke es nicht gehört hatte, doch er hatte. Seine Augen strahlten, die leicht roten Ränder waren kaum sichtbar.
"Luke!", Betty Hastings und ihre Clique kamen auf uns zu stolziert und drängten sich zwischen uns. Betty stieß mich so fest es ging mit ihrer Hüfte weg, sodass ich gegen einen Pfeiler, der die Fenster von einander abtrennte stieß.
Ich rieb mir den Arm und starrte Bettys Rücken böse an. Luke war in ein Gespräch mit Betty verwickelt, natürlich schaute er sich nicht einmal nach mir um.
Langsam trottete ich zu der Treppe, als ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung ausmachen konnte.
Luke Orion hatte sich umgedreht, um nach mir zu sehen, als er mich entdeckt hatte, lächelte er entschuldigend und formte mit seinen Lippen ein Wort.
Danke.
Ich machte eine Geste, die ihm signalisierte, dass alles okay sei. Er drehte sich wieder um und führte das Gespräch weiter fort.Dieser Freitag kam mir wirklich lang vor. Es war Mittagspause und Betty und die meisten Jungen standen wie immer um Luke Orions Tisch herum und gackerten, wenn Luke auch nur ansatzweise etwas sagte. Ich stand auf um mir mein Essen in der Cafeteria zu kaufen.
"Ah, Eden. Warte ich komme mit!", kam es auf einmal von Luke Orion. Er stand auf und quetschte sich durch die kleine Traube die sich an seinem Platz gebildet hatte.
Ich öffnete die Tür und trat in den Korridor. Luke folgte mir und streckte sich genüsslich, er wirkte wie ein Kind, wenn er so lächelte wie er es gerade tat.
"Ist was?", fragte er und beugte sich zu mir herunter. Ich wandte schnell den Blick ab und schüttelte meinen Kopf, ich wurde rot.
"Warst du schonmal auf dem Dach?"
"Das ist verboten."
Meine knappe Antwort gefiel ihm wohl nicht wirklich und er begann zu schmollen.
"Mir doch egal!"
"Benimm dich nicht wie ein Kleinkind."
"Du bist so gemein!"
"Ich bin ehrlich."
Wir betraten die Cafeteria und die Köpfe der Schüler bewegten sich in unsere Richtung, das Getuschel begann. Ich ging zum Tresen und kaufte mir ein belgtes Brötchen.
Luke kaufte einen Bananen- und einen Erdbeerdrink, dazu noch ein Pizzabrötchen und dann machte er sich auf den Weg.
"Kommst du?", fragte er an mich gewandt, als er merkte, dass ich ihm nicht folgte.
"Ja."
Wir liefen die Treppen hoch und die Korridore entlang, egal wen wir trafen, alle begannen zu flüstern und kichern.
Schrecklich!
"Wie kannst du das bloß aushalten?"
"Was?", Luke Orion wirkte verdutzt.
"Diese Blicke, das Getuschel, dieses nervige Kichern!"
"Die selbe Frage könnte ich auch dir stellen. Wie kannst du die Schikanen aushalten?"
Ich schwieg und schüttelte den Kopf.
"Das ist was anderes."
"Nein, ist es nicht. Ich kann das aushalten, weil ich es gewissermaßen gewohnt bin. Und du?"
Ich rollte mit den Augen, seine Antwort war zu leicht hin gesagt. Mir kam es vor, als würde er alles einfach so, ohne groß nachzudenken aussprechen.
Das ärgerte mich. Wieso musste ich über jede meiner Antworten so lange nachdenken, dass mein Kopf begann zu schmerzen und er konnte einfach immer das Richtige sagen?!
"Keine Ahnung."
Luke Orion betrachtete mich und zog mich dann in einen Raum herein.
Der Raum bestand eigentlich nur aus einer Treppe, die Luke erklomm.
"Komm!"
"Ich komme doch!"
Ich folgte ihm, bis wir an eine Tür kamen, ein scharfer Luftzug streifte meine Knöchel, ich erschauerte.
Luke drückte sich gegen die Tür bis sie nachgab und aufschwang.
Vor mir lag das Dach unserer Schule. Ein kleines Geländer schützte an dem Rand des Daches, vor dem Fallen.
Es war wirklich schön.
"Wie hast du das hier gefunden?"
"Ich brauchte meine Ruhe und da habe ich das hier entdeckt", er machte eine schweifende Geste über das Dach.
Luke Orion zog mich zu einer windstillen Ecke und ließ sich fallen, ich setzte mich ihm gegenüber.
"Und wieso das Dach? Die Cafeteria hätte doch auch gereicht."
"Ich möchte dir meine Bitte erklären, ih fand die Cafeteria wäre ein unpassender Ort dafür."
"Das stimmt", murmelte ich und schaute ihn interessiert an.
"Was ist das denn für eine Bitte?"
Luke Orion hielt mir den Bananendrink vor die Nase.
"Für dich."
"Lenk nicht ab."
"Tue ich nicht, wollte dir, das nur davor geben."
Ich zog die Augenbrauen hoch, nahm den Drink aber an.
"Dankeschön"
"Magst du Banane überhaupt?"
"Ja, ist mein Lieblingsobst!"
Luke lachte und warf den Kopf in den Nacken, er sah wieder aus wie ein Kind.
Sein blondes Haar fing das Sonnenlicht und spiegelte es wieder, wie die Oberfläche eines Baches an einem hellen Morgen. Seine hasselnussbraunen Augen fixierten mich und er atmete tief ein und aus.
"Also ich bitte dich mir zu helfen. Diese Bitte könnte komisch sein, geradezu verrückt, aber ich kann sie nur dir anvertrauen.
Es hat etwas mit dem Papierschnippsel zu tun, den du gefunden hast.
Und zwar bitte ich dich mir bei meiner Liste zu helfen."
Er schaute mich erwartungsvoll an, ich betrachtete gespannt sein Gesicht und nickte langsam.
"Mein Therapeut sagte mir, dass ich mir Ziele setzten solle. Eine Liste erstellen, was ich noch so tun wolle. Das habe ich gemacht, aber ich will das nicht mit meinem Dad durchziehen.
Und du bist so... anders. Es interessiert dich nicht was andere über dich denken. Das ist mir schon früher aufgefallen, aber erst seit du mich gefragt hast, ist mir bewusst geworden, dass du ein Vorbild für mich bist."
Seine Wangen röteten sich leicht, ich spürte, dass auch mir die Röte ins Gesicht stieg.
"Und? Was ist das für eine Liste?"
"Die Liste... naja, ist eben eine Liste mit Sachen die ich machen will."
"Darf ich sie sehen?"
Luke Orion wirkte verängstigt, so als würde er denken, dass ich schreiend davon rennen würde, wenn ich sie sah.
"Luke Orion, ich werde dich nicht einfach so alleine lassen!"
Er blickte erschrocken auf, nach ein paar Sekunden änderte sich seine Miene in ein schüchternes Lächeln.
"Also gut."
Er zog ein Stück Papier heraus und drückte es mir in die Hand.
"Du musst mir versprechen nicht zu lachen oder so!"
"Versprochen."
Ich faltete den geknickten Zettel auf und begann zu lesen.1. Eine 6-stöckige Torte selbst backen
2. Sich ein Tattoo oder Piercing machen lassen
3. Valentins Schokolade verschenken
4. Ein romatisches Date verbringen
5. So viel Spaß wie möglich haben
6. Eine Ausstellung mit meinen Bildern
7. Meine Mutter finden und ihr danken
8. Einem Mädchen die Halskette meiner Oma schenken
9. Auf einen anderen Kontinent reisen
10. Ich will mich verlieben
11. Erinnerungen schaffen, die mein wahres Ich zeigen
Mir blieb die Luft weg.
So etwas will er machen?! Das soll Luke Orion persönliche Liste sein?!
"Ziemlich dumm, nicht wahr?", Luke hatte eine Hand vor sein Gesicht gelegt, damit ich ihn nicht direkt ansehen konnte.
"Nein, sie ist wunderschön!"
Luke errötete und nahm seinen Arm von seinem Gesicht.
"Wirklich?"
"Ja wirklich!"
Lukes Gesicht erhellte sich und er warf mir einen glücklichen Blick zu.
"Kannst du mir helfen?"
"Ja, natürlich."
Aber da fiel mir etwas ein. Ich hatte Angst, dass er mir sagen würde, dass er Selbstmord begehen wolle.
Meine ängstliche Seite flüsterte mir Dinge zu, die mir eine Gänsehaut brachte.
Aber wenn ich ihn nicht fragte, könnte vielleicht alles was ich versuche zu spät sein.
"S-sag mal Luke Orion. Wieso... stirbst d-du eigentlich?"Lukes Lächeln verschwand, er seufzte tief und presste sich die Hand auf das Herz.
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Für Immer Bei Dir
RomanceIch räusperte mich. "Gehört das dir?" Er wirkte ehrlich geschockt, doch dann entspannte sich sein Gesichtsausdruck. Seine Mundwinkel gingen leicht nach oben, doch seine Augen sagten etwas anderes als sein Lächeln. Es war erschreckend. Das Lächeln wi...