Es war später Abend, als Granny hochkam und mir das Telefon reichte.
Ich hatte gerade geduscht, meine Haare hingen mir nass, fast bis zu der Taille, ich hatte eine enge, buntgemusterte Leggins und ein weißes Trägertop an.
Ich legte das Buch weg und nahm das Telefon an mich.
Meine Mutter formte den Namen Luke Orion und lächelte mich stolz an.
Ich wurde sofort nervös, als Granny die Tür schloss. Ich atmete tief ein und aus, dann drückte ich mir das Telefon ans Ohr.
"Guten Abend, hier ist Eden Hen-"
"Hey Babe, ich kenne deinen Nachnamen, du musst ihn mir nicht nennen."
"Oh okay", ich lächelte glücklich. "Was wolltest du denn?"
"Wie? Darf ich dich nicht einfach mal anrufen?", er klang enttäuscht.
"Doch! Doch! Natürlich, darfst du das", fügte ich schnell hinterher.
"Hah. Was machst du gerade?"
"Ich habe bis eben gelesen und du?"
"Ich habe Fotos gemacht und war auf dem Dach, das du mir gezeigt hast, weißt du noch?"
"Was für eine dumme Frage, natürlich erinnere ich mich daran. Ich erinnere mich an alles, das wir zusammen erlebt haben."
"Das ist das süßeste Geständnis, das ich jemals bekommen habe."
Etwas wie Eifersucht wallte in mir auf und überschlug sich.
"Wie viele hast du denn schon bekommen?", meine Stimme musste kühl geklungen haben, denn am anderen Ende wurde es still.
"So war das nicht gemeint, Babe. Was ich sagen wollte war, dass ich noch nie so für jemanden gefühlt habe wie für dich und ich deshalb mehr als glücklich bin, verstehst du?"
"Ja...", murmelte ich. Am anderen Ende lachte Luke und verstummte dann.
"Ich will es dir zeigen. Mach das Fenster auf, setz dich auf dein Bett und schließ die Augen."
"Was?"
"Mach einfach wie ich es dir sage okay."
"Aber-"
"Bitte Babe."
"Okay, aber versprich mir dass du nichts gefährliches machst. Du bist doch Zuhause oder?"
"Ja ich bin Zuhause, oder besser gesagt sehr nahe. Ich sitze auf einem Baum."
"Was? Wieso?!"
"Weil ich Lust dazu hatte. Ach komm schon, du machst manchmal doch auch verrückte Dinge."
"Nein... eigentlich nicht."
"Wie jetzt? Dann müssen wir unbedingt verrückte, leichtsinnige und schöne Dinge machen! Also mach jetzt was ich gesagt habe, Babe."
Ich legte das Telefon weg und stand auf. Mein Zimmer war nur von meiner kleinen Nachttischlampe beleuchtet, weshalb mein Zimmer einen wohligen Flair besaß.
Ich schob die Vorhänge beiseite und öffnete das Fenster, wie er es wollte, setzte mich aufs Bett, drückte mir das Telefon ans Ohr und schloss die Augen.
"Alles gemacht. Und jetzt?"
"Jetzt lege ich auf. Denk an den Himmel und wie schön er aussieht, ja?"
"Ist gut."
Kurz danach piept es, ich öffnete kurz die Augen und drückte auf den roten Hörer, warf das Telefon auf mein Bett und kniff die Augen zusammen.
Die kalte Nachtluft zog an meinem Nacken, ich begann zu summen um meine Nervosität herunterzupegeln und mich besser auf den Himmel vor meinem inneren Auge konzentrieren zu können.
Dann verschwand der Luftzug und das leise Klicken des Fensters schreckte mich auf, ich wollte die Augen aufreißen, doch eine Hand legte sich auf diese.
Panik stieg in mir auf und ich wollte schreien, doch da spürte ich den kalten Atemzug an meinem Nacken.
"Ich dachte du bist bei dir Zuhause?", sagte ich empört, konnte mich aber nicht wehren.
"Mach die Augen nicht auf!", Luke nahm die Hand von meinen Augen und die Decke raschelte als er irgendetwas tat.
Ich guckte nicht, weil ich irgendwie wusste, dass er etwas vorhatte und mich damit überraschen wollte.
Das Buch, dessen Ecke mir ins Knie stach, verschwand und ein kalter Körper zog mich zu sich und klemmte mich zwischen seine Beine.
Ich öffnete die Augen und blickte hoch, er lächelte auf mich herunter und küsste mich.
"Du bist ein Idiot. Was wäre wenn du heruntergefallen wärst?"
"Bin ich aber nicht, Babe!", Luke grinste frech und hob das Buch.
"Liest du mir was vor?"
Luke starrte mich überrascht an, küsste mich dann und klappte das Buch da auf, wo mein Lesezeichen lag.
Er räusperte sich und begann zu lesen.
Die Wörter die über seine Lippen kamen, klangen tief, ruhig und melodisch.
Ich hätte sie mir den ganzen Tag anhören können, oder besser gesagt die ganze Nacht.
Mein Körper bewegte sich wie von selbst, ich rutschte näher an ihn heran, seine Beine schlangen sich unter meine, er hielt das Buch vor meine Stirn und legte das Kinn auf meinen Kopf.
Luke strubbelte meine nassen Haare, strich durch ihre Fasern und berührte sacht meinen Nacken.
Plötzlich klappte er das Buch zu und küsste meine Stirn, drehte mich, sodass er meine Lider, meine Nase und meine Lippen küssen konnte.
Ich gab mich seiner süßen Hitze hin und stöhnte auf.
Ich riss erschrocken die Augen auf, löste mich von ihm und drückte mir meine Hände auf den Mund. Meine Wangen brannten, die Hitze ging bis zu meinen Ohren.
Ich wollte schreien und im Erdboden verschwinden.
Ich habe gestöhnt! Gestöhnt, verdammt nochmal! Was ist mit mir los?!
Luke beginnt zu lachen, ein schönes Lachen. Aber es machte mich trotzdem sauer, ich drehte mich zu ihm um und wollte ihn schlagen.
Doch Luke packte mich und küsste meine Hand.
"Wenn du willst schlag mich, aber glaub mir, es wird mir gefallen."
Meine Wangen wurden backsteinrot und ich drehte mich weg.
Aber Luke zog mich wieder zwischen seine Beine und streichte mir über das Genick.
Und obwohl ich versuchte stark zu bleiben, durchfuhr mich ein wohliger Schauer.
"Wenn du stöhnst, ist es eine Bestätigung, dass es dir gefällt. Also tue es für mich nochmal, du bist süß wenn du...", ich bedeckte seinen Mund mit meinem und beiße ihm dann in die Oberlippe.
"Jetzt sei einfach still", seufzte ich und kuschelte mich neben ihn in meine Decke.
Luke starrte noch ein paar Sekunden, blöd lächelnd an die Wand, dann klopfte ich ihm auf den Handrücken und er schlüpfte zu mir unter die Decke.
Seine Arme legten sich um mich und ich spürte den weichen Stoff seines weißen T-shirts und seiner grauen Jogginghose an Bein und Armen.
Er legte den Kopf in die Kuhle zwischen Nacken und Schulter.
"Ich kann nicht mit Licht schlafen", murmelte Luke müde und rollte sich mitsamt mir auf den Rücken.
"Gut denn ich kann es auch nicht."
Mein Kopf lag auf Lukes Brust die sich stetig hob und senkte, welches mir ein Gefühl von Sicherheit und Leben vermittelte. Ich schlang meinen Arm - so weit es bei seiner muskelbepackten Brust ging - um seinen Oberkörper.
Er hatte die Augen geschlossen, zog mich aber dennoch noch näher zu sich.
Meine Augen fielen mir zu und ich lauschte Lukes schwerem, gleichmäßigem Atmen, während ich in die leichte Welt der Träume döste.
"Ich liebe dich", flüsterte ich noch und war nach wenigen Blinzeln der Wimpern weit, weit weg.Der Wecker piepste unaufhörlich und ich wollte mich zu dem Wecker drehen, aber etwas versperrte mir den Weg.
Ich drückte mit meinen Füßen dagegen und schob die Barriere soweit es ging von mir.
Meine Augen waren noch geschlossen und ich wollte mich am liebsten nochmal umdrehen und dösen, da war der Wecker auf einmal aus.
"Das hat wehgetan", schimpfte Luke und ich riss schlagartig die Augen auf.
"Guten Morgen, Babe", er beugte sich zu mir herunter, jedoch drehte ich meinen Kopf blitzschnell weg und hielt mir die Hand vor den Mund.
"Ich stinke!", flüsterte ich beschämt, Luke lachte erfreut.
"Du riechst nach Pfefferminz. Ich habe dir vor ein paar Minuten schon einen Kuss gestohlen, noch einer wird dich nicht weiter in die Tiefe ziehen", mit diesen Worten beugte er sich zu mir herunter und küsste meine Lippen sacht, dann wanderten seine hoch zu meiner Wange und streiften meine Augenbraue.
"Guten Morgen", flüsterte er und strich mir eine verfiltzte Strähne aus dem Haar.
"Hallo, Luke", antwortete ich und stieg aus dem warmen Bett um meine Haare zu richten.
Er ließ sich nach hinten fallen und starrte an mein Bücherregal.
"Ich habe keine Lust auf Schule."
"Ich auch nicht, aber Ahna hatte heute vor mir ein Buch auszuleihen", antwortete ich wahrheitsgemäß und strich mit dem Kamm durch meine Haare.
"Du musst dich beeilen, wenn du noch nach Hause und dich umziehen möchtest", fügte ich streng hinzu und wechselte einen Blick mit ihm aus.
"Ich muss heute um zehn Uhr ins Krankenhaus von daher."
Er sagte es beiläufig, aber mich erschreckte es und fast hätte ich den Kamm fallen gelassen.
"Wieso denn das?", ich konnte nicht verhindern, dass Angst in meiner Stimme mitschwang.
"Ach eine Routineuntersuchung, mal das Herz abtasten, das Gehirn, sowas halt."
Ich legte den Kamm wieder weg und stand reglos in meinem Zimmer. Luke wühlte in einem Rucksack, den ich gar nicht bemerkt hatte, herum und zog ein schwarzes Longsleeve heraus und eine graue Jeans.
Ich musste das hier stoppen. "Warte mal Luke. Ist das... ist dir das egal?"
"Hm? Nein, es ist nur für mich zur Routine geworden. Es ist nichts schlimmes oder ungewöhnliches mehr, verstehst du?"
Ich runzelte meine Stirn und seufzte schwer.
"Eden", Luke schlang von hinten die Arme um mich und drückte sein Gesicht in meine Halsbeuge. Mein Kopf hing herunter und Tränen sammelten sich in meinen Augen und perlten die Wimpern herunter.
"Eden, schau hoch", sagte Luke leise aber bestimmt. Ich schaute stur nach unten.
"Bitte. Eden, schau auf", er flehte nicht, aber seine Bitte zerriss mir trotzdem das Herz.
Ich blickte auf und sah ein Mädchen in den Armen eines jungen Mannes. Ein paar brauner Augen die in einen Spiegel blickten.
Das waren wir.
Das war ich!
Und das war Luke!
Ich lächelte unwillkürlich.
"Siehst du? Es geht nicht darum was um uns herum passiert, sondern was mit uns passiert. Es geht auch nicht um meine Krankheit oder um deine Granny. Das sind Dinge, die mit uns als Person etwas zu tun haben, aber nicht mit uns als Paar."
Lächelnd drehte er mich zu sich und strich mir die Haare aus der Stirn.
"Ich kann es nicht fassen. Auf einmal sind wir zusammen, wie ist das bloß passiert?", dachte ich laut nach und grinste. Luke zog eine Augenbraue hoch und strich mir über die Lippen.
"Es gab da immer schon was zwischen uns, wir haben es nur ausgeblendet", ich schob ihn von mir.
Das stimmte nicht, er hatte es verleugnet, ausgeblendet. Ich war immer bereit für so etwas!
"Was ist los?"
"Luke...", ich schüttelte verständnislos den Kopf, "Du hast es verleugnet, ich wollte dich schon im Krankenhaus. Du warst derjenige, der meinte, dass das nicht ginge."
Meine Mine musste unergründlich sein, denn Lukes Mundwinkel sackten nach unten und er neigte den Kopf zu Boden.
"Es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du dich so fühlst."
Er wirkte ehrlich traurig und beugte sich zu mir, schloss mich in eine Umarmung und drückte mich fest.
"Ach Mist", erinnerte ich mich trüb. Meine Großmutter musste heute ins Krankenhaus.
"Eden... bitte. Vertraue mir, ich liebe dich. Das tue ich wirklich. Also-", ich hielt ihm den Mund zu und grinste in kokett an.
"Ich muss heute auch ins Krankenhaus."
"Wieso das denn?"
"Meine Großmutter muss heute ein paar Tests oder so machen", ich lächelte und strich ihm über die blasse Wange.
Er nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich federleicht auf die Lippen.
Danach wurde alles hektisch, ich verschwand im Bad, zog eine Jeans und ein langes T-shirt an, band meine Haare zusammen und trat wieder in mein Zimmer.
Luke hatte sich etwas Gutes angezogen und lächelte schelmisch als er mich sah.
"Was denn?", fragte ich mit heißen Wangen.
"Deine Granny war eben in deinem Zimmer, sie wirkte nicht ein bisschen überrascht."
"Bin ich wirklich eine solche Rabaukin geworden?"
Er grinste mich an und nickte erfreut. "Seit du mit mir zusammen bist, auf jeden Fall!", er legte mir den Arm um die Schultern und führte mich aus dem Raum.
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Für Immer Bei Dir
RomanceIch räusperte mich. "Gehört das dir?" Er wirkte ehrlich geschockt, doch dann entspannte sich sein Gesichtsausdruck. Seine Mundwinkel gingen leicht nach oben, doch seine Augen sagten etwas anderes als sein Lächeln. Es war erschreckend. Das Lächeln wi...