Hatte er das gerade wirklich gesagt? Hatte er gerade zugegeben, dass er sterben wird?
Er lachte auf und grinste. "Wenn du deinen Blick sehen könntest! Das ist echt krass, ich wusste gar nicht, dass du so einen Ausdruck machen kannst!", er lachte und drehte sich um. Luke begann wieder zu putzen und achtete dabei sorgfältig darauf, mich nicht anzusehen, oder überhaupt den Kopf in meine Richtung zu neigen. Das, was er sagte, konnte nicht stimmen! Der Luke Orion, der Frauenheld unserer Schule, der sich nicht mit Leuten wie mir abgibt, der Idiot der denkt er wäre etwas besseres, stirbt bald?!
Bei dem Gedanken befiel mich ein komisches Gefühl, mein Magen verkrampfte sich und ein Knoten voller Schmerz an den Tod meiner Eltern bildete sich in meinem Herzen, mir wurde speiübel.
Er war immer so voller Adrenalin und auch irgendwie voller Selbstliebe. Jemand wie er konnte überhaupt sterben?! Mein Zorn stieg ins Unermessliche, meine Hände ballten sich wie von selbst zu einer Faust. Wie konnte jemand wissen, dass er stirbt und einfach weitermachen, noch schlimmer sogar, er tat so als wäre er jemand anderes! Benimmt sich so als wäre er ein Held, mein Kopf wurde schwer und meine Hände begannen zu zittern.
"W-wieso?...", flüsterte ich und die Tränenwand, die ich versuchte zu bekämpfen, brach. Die Tränen rollten über meine Wangen, sie waren voller Zorn aber auch voller Verzweiflung, weil ich ihm helfen wollte.
Der Besen rutschte aus meiner Hand und ich kam auf ihn zu getrampelt und schlug ihn mit voller Wucht ins Gesicht. Dann packte ich ihn am Kragen und brüllte ihn an.
"Was denkst du wer du bist?! Du willst ein Held sein, ein tapferer Retter?! Du solltest keine Maske aufsetzten um zu jemandem zu werden, der du nicht bist! Und sag mir verdammt nochmal nicht so leichthin ins Gesicht, dass du..... ein Totgeweihter bist!"
Meine Stimme brach und meine Hände konnten den Kragen nicht mehr umklammern, ich ließ ihn los. Ich hatte keine Kraft mehr um irgendwas zu tun.
So dämlich! Du bist so dumm, Eden!
Jetzt stand ich vor dem Frauenhelden und Macho Nummer 1 auf unserer Schule und heulte wie ein Wasserfall. Luke Orion stand da wie gelähmt und zögerte kurz, dann tätschelte er mir meine Schulter.
"Ähm... alles gut. Es wird alles gut."
Ich löste mich von ihm und starrte ihn mit verheuelten Augen an. "Wie kann alles wieder gut werden? Weißt du was das für ein Geheimnis ist, was jetzt auf meinen Schultern lastet?"
"Du hättest ja nicht rumschnüffeln müssen!" Und da war er wieder der hochnäsige Luke den ich kannte.
Ich räusperte mich und nahm den Besen und Handfeger und Schaufel wieder in die Hand, trat die angelehnte Tür mit meinem Fuß auf und brachte die Sachen weg.
Als ich wieder zum Klassenraum kam, stand Luke am Fenster mit vorgebeugtem Oberkörper.
"Alles gut?", fragte ich mit meiner gewohnt kühlen Art nach und trat neben ihn.
"Ja."
"Wirklich?"
"Wirklich."
Er musterte mich belustigt und fügte hinzu: "Ich hätte niemals gedacht, dass du so lieb und freundlich sein kannst."
Ich wurde bei seiner Bemerkung rot und musste erstmal heftig schlucken.
"Vielleicht bin ich das", murmelte ich und packte meine Tasche um so schnell wie nur irgendwie möglich zu verschwinden. Doch Luke stoppte mich indem er meinen Namen sagte: "Eden! Du wirst es doch nicht rum erzählen, oder?"
Ich musterte ihn und schüttelte den Kopf. "Wem denn? Ich habe hier keine Freunde."
Mit diesen Worten ging ich aus der Tür und ließ Luke alleine stehen. Ich muss schon zugeben, diese Worte klangen gerade ziemlich traurig und mitleidig.
Ich wuschelte mir durchs Haar, als könnte ich so alles was eben passierte löschen. Ich kam an meinem Spint an und nahm meinen Schal heraus. Lautscheppernd fiel er wieder zu und trat aus der Schule heraus.
Zu meinem Bedauern musste ich feststellen, dass es regnete. Spurtend erreichte ich die überdachten Fahrradständer und schloss mein Fahrrad auf. Mit der Grazie eines Nilpferdes schwang ich auf mein Rad und fuhr los. In kurzer Zeit wurde ich pitschenass. Mein Rock klebte an meinen Beinen fest und ich konnte geradezu spüren, dass mein roter BH zum Vorscheinen kam. Aber obwohl mich das früher schon nicht gezuckt hatte, war es mir heute noch weniger wichtig als sonst. Alles was in meinem Kopf herumschwirrte war das Gespräch mit Luke Orion. Es war das erste Mal seit ich auf diese Schule ging, dass ich mit jemandem mehr als sieben Wörter gewechselt hatte. Luke Orion war außerdem der erste Junge, denn ich jemals geschlagen, oder überhaupt angefasst hatte, außer meinem Dad.
Meine Wangen und Ohren färbten sich rot, mir wurde pochend warm. Es war verdammt peinlich über so etwas nachzudenken. Und obwohl es regnete wurde mir heißer als jemals zuvor.
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Für Immer Bei Dir
RomanceIch räusperte mich. "Gehört das dir?" Er wirkte ehrlich geschockt, doch dann entspannte sich sein Gesichtsausdruck. Seine Mundwinkel gingen leicht nach oben, doch seine Augen sagten etwas anderes als sein Lächeln. Es war erschreckend. Das Lächeln wi...