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"E-d-e-n!", Ahna warf sich mir um den Hals und schnüffelte an meinem Nacken. Ich zuckte auf und schob sie von mir weg.
"Hey!", rief sie gespielt empört und kicherte dann hinter hervorgehaltener Hand.
Ahna Mercet und ich verstanden uns gut, wäre da nicht dieses fiese Gefühl was mir immer wieder zu murmelte, dass sie mich verlassen würde. Deshalb versuchte ich meinen Abstand zu bewahren, was mir nicht immer gelang.
"Na wie war dein Wochenende so? Ich habe gehört du hast dich mit Luke getroffen!"
"Ja."
"Und was habt ihr so gemacht?", sie schaute mich neugierig an und ich hatte das Gefühl als würde sie durch meine Fassade blicken wollen.
Moment, das war doch keine Fassade!
Mir schmerzte der Kopf vom Nachdenken über mein Dasein. Ich seufzte und schüttelte meinen Kopf um die Gedanken zu verdrängen.
"Na? Komm sag schon, wie war es?!"
"Verdammt schlecht, richtig Hendriks?", Ahna warf einen Blick hinter mich und stockte. Manny Stevans.
Ahna hatte das Geschehene von Luke erfahren. Sie war zwar geschockt, aber in ihren Augen hatte etwas Wissendes geschimmert.
Er lief so stolz, mit erhobenem Kopf den Gang entlang zu uns. Ich knallte meinen Spint zu, drehte mich zu ihm hin und ging ihm entgegen. Er starrte mich an, mit hoch gezogenen Augenbrauen und einem arroganten Lächeln auf den Lippen. Mein Blick war steinhart und ich blickte nur nach vorne.
"Hey hey!"
Er grinste und lief langsamer, er wollte stehen bleiben. Aber ich rauschte an ihm vorbei und ließ ihn verdattert hinter mir stehen. Ich trat aus dem Schulgebäude, lief über den Schulhof und ging zu den Fahrrädern, schloss mein Fahrrad auf und schwang mich auf mein Rad.
"Bye bye Edeeeen!", Ahna Mercet winkte mir, als ich losfuhr. Ich hob meine Hand und ließ sie schnell wieder sinken.
Luke Orion war wieder zur nächsten Stunde aufgetaucht, wenn auch erst am Ende dieser Stunde. Er hatte noch immer müde ausgesehen, aber es ging ihm sichtlich besser. Als er Manny Stevans sah, ist er rot angelaufen und ich konnte förmlich spüren wie er sich am Liebsten über seinen Tisch geschmissen hätte um Manny an die Kehle zu gehen. Doch er hatte den Tag ganz gut gemeistert, ohne weitere Vorkommnisse, aber auch ohne weiteres mit mir, Ahna Mercet oder Manny Stevans zu sprechen. Was auch in Ordnung war, wenn man bedachte, was heute passiert war.
Mein Rad quitschte als ich bremste und an einer Ampel wartete. Ein Bus fuhr an mir vorbei, ich sah eine Bewegung aus dem Bus. Ich hob meinen Kopf und sah, dass Ahna Mercet und Luke Orion nebeneinander im Bus saßen, Ahna winkte mir. Sie strahlte und ihr Grinsen war breiter als alles anderes was ich jemals gesehen hatte.
   Ich prustete los, es kam einfach so. Ohne es stoppen zu können, lachte ich laut und lange. Ich hielt mir meinen Bauch und kicherte sogar noch vor mich hin, als ich den Zebrastreifen überquerte und losfuhr.
Das war das erste Lachen, nach dem Tod meiner Eltern. Es war so befreiend und offen gewesen, dass ich es am Liebsten nochmal getan hätte, aber solangsam verging das Lachen. Wie eine Rauchwolke, die vom Wind weggetragen und auseinandergerissen wird. Aber trotzdem blieb etwas, es zog sich durch mich und setzte meine Muskeln in Bewegung. Ich summte ein Lied, mein Lieblingslied Until the last falling star. Ich bog in die Ems ab und reckte meinen Kopf, um Granny vielleicht im Garten zu sehen. Doch ich sah etwas anderes, etwas viel, viel, sehr viel verrückteres. Ich hielt vor ihm und schob mein Fahrrad an die Hauswand. Ich beäugte ihn argwöhnisch und schlich um ihn wie ein Tier um seine Beute.
"Was willst du hier?", fauchte ich und ballte meine Hände zu Fäusten. Er kicherte und kratzte sich am Kopf.
"Was denn? Ich wollte doch nur meine neue beste Freundin besuchen!"
"Was willst du Manny Stevans?"
"Dich", sagte er in einem schnippischen Ton. Grinsend machte er einen Schritt auf mich zu, ich wich einen zurück und wollte ihn anfauchen, doch er kam mir zuvor.
"Es muss sich ziemlich gut anfühlen, die Geheimnisse von anderen zu wissen, hm?"
"Wie bitte?", ich war ehrlich überrascht und doch zuckte etwas in meinem Kopf. Mein Gehirn begann sich zu bewegen, immer schneller, es versuchte sich an etwas zu erinnern, aber ich fand nichts und so schwirrte mir der Kopf und ich wollte mich am Liebsten setzten.
"Ich habe keine-"
"Stell dich nicht dumm, du weißt was ich meine!"
Manny Stevans machte einen Satz auf mich zu, packte mich am Arm und kniff in das Fleisch herein.
"Vor allem, weil du Luke jetzt auf deiner Seite hast!"
"Luke ist auf niemandes Seite!", schrie ich zurück und wandte mich unter seinem Griff. Dann riss ich mich los und hielt mir meinen Arm.
"Dein Leben wird zur Hölle, dafür sorge ich!"
"Mein Leben ist schon ausgebrannt!", fauchte ich und krallte mir meine Tasche, die ich fallen gelassen hatte. Es stimmte was ich sagte, aber Manny nahm es nicht als die Wahrheit an und spuckte mir vor die Füße.
"Du kannst ihn mir nicht wegnehmen!", er drehte sich abrupt um und stiefelte von unserer Auffahrt. Ich kramte meinen Schlüssel aus der Tasche und schloss mit zittrigen Fingern die Tür auf.
"Granny? Ich bin Zuhause?"
Doch es kam keine Antwort, nur das Summen der elektrischen Geräte war zu hören.
Leise legte ich meine Tasche auf das Sofa und schlich mich, im Glauben Granny würde schlafen, in die Küche. Dort lag ein Zettel auf dem Küchentisch.
Wieder...
Ich las den Zettel.
Hey Ed, ich bin heute auf einen kleinen Ausflug mit meinen Freundinnen gegangen, es kann also sein, dass ich erst spät abends nach Hause komme.
Kuss, deine Granny
Habe einen fabulösen Tag!

Für Immer Bei DirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt