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Das Café war von innen noch größer, als man von außen vermuten könnte.
Luke bestellte einen Kaffee für sich und eine heiße Schockolade mit einem Stück Käsekuchen für mich.
Wir ließen uns auf einem sonnigen Platz auf der Veranda nieder und Luke zog seine Liste heraus.
"Ich habe noch ein paar Punkte hinzuzufügen."
"Klar welche?", fragte ich schmunzelnd und blickte von der Liste auf, die ich eben angeschaut hatte. Luke verzog den Mund zu einer komischen Grimasse, sein Blick huschte zu Andy, welcher zwischen uns hin und her schaute.
"Punkt Nummer 12: Ich will im eiskalten Meer baden."
"Und Punkt Nummer 13?"
"Ähm...", Luke hüstelte und wurde rot.
"Na Luke? Ist es was perverses?", Andy stupste seinen Sohn an.
Luke zuckte zusammen und schlug seinem Vater gegen die Brust, dieser keuchte bestürzt auf und begann dann Luke am Ohr zu ziehen.
"Du Bengel! Was glaubst du wer du bist?", Andy zog immer fester an seinem Ohr. Luke lachte und befreite sich mit einem Ruck aus Andys Griff. Dieses Gerangel ging noch ein bisschen weiter, bis ich dazwischen ging und Luke an die Schulter fasste.
Er drehte sich zu mir um, sein Blick sagte mir, dass er völlig vergessen hatte, dass ich da war. Ab da konnte ich mich nicht mehr halten.
Ich krümmte mich vor Lachen und hielt mir meinen Bauch. Das Lachen wurde immer stärker, ich richtete mich wieder auf und lachte Luke entgegen, dieser zog meinen Käsekuchen zu sich heran und hiefte ein großes Stück auf die Kuchengabel. Er wartete auf etwas und stopfte mir plötzlich die Gabel in den Mund. Hustend klopfte ich mir auf meine Brust. Keuchend und hustend wartete ich, dass das Husten abebnen würde.
Nachdem ich mich wieder gefangen hatte, starrte ich Luke böse an.
"Was sollte das?", mauelte ich und krallte mir den Teller mit dem Kuchen.
"Du warst so süß als du gelacht hast, da musste ich es beenden!"
Meine Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen.
War das sein Ernst? Ich war süß?!
Das kriegt er zurück!
Ich sprang auf, packte den Kuchen und klatschte ihm ein Stück ins Haar. Keuchend sprang er genauso plötzlich auf und griff nach dem zermatschten Kuchenstück um es mir nach zu werfen. Kreischend rannte ich weg und Luke mir hinterher.
Immer wieder drehte ich mich um und warf ihn mit Kuchen ab. Aber Luke war schneller als ich und holte mich ein, er riss an meinem Arm und klatschte mir die Reste des Kuchens ins Gesicht. Schreiend bäumte ich mich auf und drückte ihm die Reste in meinem Gesicht, auf seines.
Luke legte seine Arme unter meine Kniekehlen und warf mich über seine Schulter.
"Luke!", schrie ich lachend und klopfte ihm auf den Rücken.
"Du kommst mir nicht davon!", lachte er und ich prustete los.
Luke begann sich in Windeseile drehen, ich wusste nicht mehr wo unten und wo oben war. Doch auf einmal rannte Luke wieder in eine Richtung.
"Luke!", rief ich, doch es nützte nichts.
Luke sprang plötzlich, ich schrie, bis mich die Kälte erfasste. Das Wasser zog an meinen Klamotten und zerrte mich herunter, ich musste strampeln um an die Oberfläche zu kommen.
Luke tauchte neben mir auf, er lachte und reckte seinem Vater, der besorgt am Steg stand, den Daumen entgegen, keuchend schwamm ich zum Steg.
Aber anscheinend war Luke auch schneller im Schwimmen, denn er erreichte mich und drückte mich herunter, danach tauchte auch er nach unten.

Für einen See, war das Wasser ziemlich klar. Als ich unter Wasser die Augen öffnete, sah ich Luke, der um mich herumschwamm. Seine blonden Haare bewegten sich langsam um seinen Kopf herum, seine haselnussbraunen Augen leuchteten im Wasser. Er machte eine geschmeidige Drehung und tauchte auf, ich tat es ihm gleich.
Wir schwammen zusammen zum Steg und zu der Leiter, die daran befestigt war.
"Was sollte das?", fragte ich endlich, als Luke hochkletterte. Andy legte ihm seine Jacke um und rubbelte ihn damit die Arme ab.
"Dad! Ich kann das selber!", jauelte Luke und drehte sich dann zu meinem, mit der Leiter kämpfenden ich, um.
Die Sonne brannte auf uns herunte und schien ihm durch die blonden Haare, wie durch Geäst im Wald. Der See wurde in seinen hasselnussbraunen Augen widergespiegelt, mein Herz machte einen Satz.
Oho, gar nicht gut.
"Na komm Eden! Hop hop!", er wackelte mit seinen Fingern und lächelte mich dabei an. Seine nassen Haare tropften und einzelne Tropfen fielen auf mein Gesicht, das ich Luke engegenstreckte.
Mein Zögern wurde immer länger und das Lächeln in Lukes Gesicht immer zögerlicher, bis es fast ganz verschwand.
Sollte wegen mir das Lächeln aus seinen Augen verschwinden?
"Also echt, wieso denke ich immer so tiefsinnig?", fragte ich mich laut und nahm seine Hand. Er zog mich hoch und sein Lächeln kehrte auf seine Lippen zurück, wo es hingehörte.
"Was hast du denn gedacht?", Luke grinste keck und zog eine Augenbraue hoch.
Andy riss ihm die Jacke von den Schultern und schlug ihn damit.
"Sowas fragt man doch keine Dame!"
Grinsend schüttelte ich den Kopf und meinte: "Schon gut. Ich bin keine Dame."
Andy musterte mich und schlug Luke dann nochmal.
"Schau doch mal genauer hin", flüsterte er und Luke beobachtete mich.
"Oh Mist. Entschuldigung!", er warf mir die Jacke über und schloss den Reißverschluss.
Bis eben hatte ich noch nicht einmal gespürt, dass ich fror und zitterte. Luke zog mir die Kapuze über den Kopf und wir gingen zum Café, Andy bezahlte, während Luke und ich draußen stehen bliebn und abtropften.
"Meine Schuluniform ist durchnässt."
"Offensichtlich", Luke lächelte auf mich herunter und ich schenkte ihm auch ein Lächeln.
"Ich habe mir eine Konditorei herausgesucht, die uns eine kurze Einführung und alle Zutaten stellt. Dann können wir alleine backen", erstaunt schaute ich Luke an und nickte anerkennend.
"Bravo."
"Verarsch mich nicht!", schimpfte Luke lachhaft und klopfte auf meinen Po. Ich wurde feuerrot und sprang weg, Lukes Augen weiteten sich und er wurde auch rot.
"Entschuldigung! Das war...", Luke stammelte vor sich hin und kratzte sich am Nacken.
"...wild?", fragte ich und schaute wieder auf, Luke nickte stumm.
Andy kam heraus und starrte uns verwirrt an, dann schüttelte er den Kopf und ging zum Auto, Luke und ich folgten ihm stumm.
Luke öffnete die Autotür für mich und ich stieg ein, doch bevor ich mich hinsetzte kniff ich ihm in den Arm. Mit einem Fluchen sprang er er zur Seite und ließ sich neben mich fallen.
"Verdammter Mist! Das tat weh!", schimpfte er und ich zog meine Augenbrauen hoch.
"Gerechtigkeit."
"Jaja!", Luke richtete seinen Blick nach vorne zu seinem Vater.
"Danke Dad", flüsterte er leise. Andy schaute ihn durch den Rückspiegel an und griff nach hinten um Lukes Hand zu drücken.
"Ich weiß doch wie viel es dir bedeutet hierher zu kommen."

Die Fahrt war ruhig verlaufen. Luke und Andy hatten sich auf der Fahrt abgewechselt, weshalb Luke mich jetzt vor Grannys Haus absetzte. Andy schlief auf dem Beifahrersitz, als ich leise ausstieg und Luke mir folgte.
"Danke fürs nach Hause bringen", sagte ich und schüttelte Lukes Hand.
"Echt jetzt? Wir kennen uns doch schon... ein paar Monate?", er grinste und klopfte mir auf die Schulter.
"Echt jetzt? Und ich bin nicht dein männlicher Freund?", äffte ich ihn nach. Luke grinste keck und klopfte, über meine Schulter hinweg, an der Tür.
"Tja, soll ich dir jetzt einen Gute-Nacht-Kuss geben?"
Ich wurde puterrot, vergrub mein Gesicht in meinen Händen und drehte mich zur Tür. Luke beugte sich zu mir herunter und küsste meine Wange.
"Gute Nacht", er wandte sich zum Auto, stieg ein und knallte die Tür zu. Nach dem bekannten Rattern des Motors fuhr Luke davon, ich stand perplex an der Tür und die bekannte Backsteinröte stieg in meine Wangen.
Schnell drehte ich mich um und klopfte noch einmal, aber niemand öffnete. Doch das Licht brannte, ich sah es in der Küche brennen, es hob sich von der Schwärze der Nacht ab. Kurzerhand entschloss ich mich den inoffiziellen Weg zu nehmen, griff hinter den Briefkasten und zog einen kalten Schlüssel hervor.
Nachdem ich die Tür aufgeschlossen und den Schlüssel wieder im Versteck plaziert hatte, rief ich ins Haus: "Hallo Granny! Entschuldigung, dass ich dir nicht geschrieben habe!"
Als nach zwei Minuten noch immer keine Antwort kam, wurde ich misstrauisch und schlich gebückt durch das Wohnzimmer in die Küche.
Doch bevor ich die Tür mit Karacho aufreißen konnte, wurde ich von Geräuschen von innen gestoppt.
Da schluchzt jemand! Granny? Was hat sie denn bloß?
Als ich die Tür leise öffnete, schreckte Granny hoch und wischte sich mit einem zerknüllten Taschentuch über die Augen.
"Granny?", meine Stimme zitterte.
Grandma weinte nie, das einzige Mal, dass ich sie weinen sah, war bei der Beerdigung ihrer Tochter, meiner Mom und Dad.
"Was ist los?", ich legte ihr meinen Arm um die Schulter, doch sie drehte sich so schnell um, dass sie meinen Arm wegriss.
"Es ist nichts", schniefte Granny, ging in den Flur und stieg die Treppe hoch. "Leg dich schlafen Eden, es ist schon spät", dann fiel die Tür zu ihrem Schlafzimmer zu und ich stand verdutzt in der Küche.
Hatte Granny da gerade Blätter in den Müll geschoben?
Wieso benahm sie sich seit neustem so seltsam?
Und wieder, Fragen auf die ich keine Antworten hatte.
Ich bückte mich zum Mülleimer und fischte die Zettel heraus, aber Granny war schlau genug gewesen nur unwichtiges Zeug hineinzuschmeißen, aber trotzdem erkannte ich was das für Zettel waren.
Das waren Testergebnisse...
Vom Krankenhaus...
Mir stockte der Atem.
Klar! Als Granny das letzte mal zum "Bridge" gegangen ist, war gar kein Tag dafür, dass hatte sie mir vor einer Woche erzählt... aber das hieß ja, sie hat mich angelogen.
Die Lüge und die Tatsache, dass ich Testergebnisse in meiner Hand hielt, beschworen ein schlechtes Gefühl in meinen Magen.
Eine schlechte Vorahnung machte sich in mir breit und zerfrass meine Glückseligkeit wie Säure.
Lukes Kuss brannte noch warm auf meiner Wange, als ich die Treppe mit Tränen, zu Grannys Schlafzimmer hochrannte.

Für Immer Bei DirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt