Luke schloss die Tür hinter uns, setzte sich an den Tisch und streckte die langen Beine aus.
"Also was ist es, das du mir sagen musst?", er beobachtete mich wie ich unruhig um den Tisch tigerte, er griff nach meiner Hand und brachte mich zum Stillstand. "Was ist denn los, Eden?"
Ich zwirbelte meine Strähne um den Finger und verfluchte mich innerlich. "Ich wusste gar nicht, dass Ahna auch von deiner... Situation weiß." Luke versteifte sich und rutschte auf dem Stuhl hin und her.
"Eden... ich wollte es dir sagen, aber ich wusste nicht wie. Ich... empfand es für unwichtig und... naja, du hast dich... ich dachte du... verdammt, keine Ahnung was ich dachte!", seine Wangen wurden rosig und es verriet mir, dass er doch eine genaue Antwort darauf hatte.
Ich legte den Kopf schief, zog einen Stuhl zu mir heran und setzte mich. Luke setzte sich ebebfalls, sehr unschlüssig und sorgenvoll.
"Schon gut. Ich bin dir nicht sauer oder so. Ich wollte das nur gerne wissen", und es stimmte. Ich war weder sauer, noch angesenkt deswegen. Alles war okay.
Egal wie oft du es versuchst, es wird nie klappen, wenn du keine Liebe und kein Glück hineinlegst.
Ich lächelte als mir das Mantra meiner Mutter wieder einfiel. Es passte perfekt in meine Situation und machte mich glücklich. Glücklich, dass ich mich noch daran erinnern konnte.
"Hey Eden."
Suchend drehte ich mich zu Luke. Ein lautes Klicken erfüllte die Luft und dann ein Blitzen. Luke hatte mich fotografiert. "Bild Nummer 2", flötete er und grinste dabei.
"Ha ha ha. Sehr witzig", sagte ich ironisch und schnappte ihm das Foto weg, jedenfalls versuchte ich es.
Denn Luke riss den Arm hoch, ich verlor das Gleichgewicht auf meinem Stuhl und fiel. Luke packte meinen Arm, probierte mich noch zu halten, brach dann aber selbst zusammen.Wir lagen aufeinander, oder besser gesagt: Ich lag auf Luke.
Meine langen Haare hatten sich aus meinem Pferdeschwanz befreit und lagen auf Lukes Brust, die sich stetig hob und senkte. Unsere Gesichter waren sich nahe, sehr nahe. Ich spürte Lukes heißen Atem auf meinen Lippen und seine hasselnussbraune Augen bohrten sich in meine, wieder dieser fesselnde Blick.
Ich bemerkte etwas unter meinen Fingern, die auf seiner Brust ruhten. Es war kalt, aber irgendwie auch warm, eine seltsame Mischung aus beidem. Meine Fingerspitzen strichen über den Stoff des Hemdes, in sein Hemd hinein und auf das angewärmte Metall.
Luke bewegte sich zwar nicht, aber ich spürte dass sich sein Körper versteifte. Es war ihm unangenehm... oder vielleicht hasste er es sogar. Aber mein Mund bewegte sich schon ohne mein Zutun.
"Was ist das?", Lukes Blick flog über mein Gesicht und suchte nach Anzeichen, von denen ich nicht wusste, welche es waren.
"Es entlastet mein Herz, so gut es geht", Luke seufzte und verdeckte sein Gesicht mit dem Arm. Seine Wangen glühten. Meine Wangen nahmen auch eine rötliche Färbung an und meine Fingerspitzen und Lippen kribbelten.
Lukes Haut!
Na toll! Luke hatte mir gerade etwas schockierendes eröffnet und ich dachte darüber nach, wie toll sich seine Haut anfühlen musste. Aber vielleicht war auch genau diese unerwarteten Gefühle, die, die Luke am liebsten sehen würde. Nicht immer sollte er Schock sehen.
Ich öffnete vorsichtig zwei Knöpfe und senkte meinen Kopf herunter.
"E-", er stoppte abrupt, als meine Lippen die festen Muskeln unter der sanften Haut an seiner Brust berührten und dann das Metall, welche sein Herz umschloss, wie ein Schutzwall.
Ich musste an unseren Beinahe-kuss im Krankenhaus denken und wie abweisend er darauf reagiert hatte.
Bitte lass es nicht auch so dieses Mal sein!
Ich richtete mich wieder auf und schaute Luke fest in die Augen, so fest es eben ging, wenn das Gesicht brennt wie Feuer und deine Lippen kribbeln und sich anfühlen als würden sie anschwellen. "Ich finde dieses Stück Metall nicht schlimm. Ich finde gar nichts an deinem Dasein schlimm, also solltest du es auch nicht!"Luke starrte mich an, seine Augen waren geweitet und er sah ergriffen aus. Dann drehte er sein Gesicht weg. "Eden, ähm... es ist nicht so... dass ich dich nicht mag. Aber... ich, ähm, habe mich in jemand anderen verliebt."
Mein Herz setzte aus. Enttäuschung.
Trauer.
Schmerz.
"Ah! Klar, ich meinte damit ja nur, dass ich dir beiseite stehen werden. Nicht mehr!"
Lüge. Oder ist es doch die Wahrheit? Ich weiß es nicht. Ich weiß gar nichts mehr.
"Entschuldigung falls es irgendwie so rüberkam."
"Quatsch! Alles gut. Es ist nicht so rübergekommen. Und ich hoffe meine Aktionen auch nicht."
Luke schüttelte den Kopf und verneinte. Es blieb still. Die ganze Bibliothek war in Schweigen gehüllt.
Ich musste die Frage stellen, auch wenn...
Auch wenn es mir weh-...
Spinnst du Eden! Du bist doch kein liebestrunkenes Mädchen! Reiß dich zusammen!
"Und wer ist deine...", ich biss mir auf die Lippe und begann meine Strähne zu zwirbeln, es war wirklich schwer, "...Deine Angebetete?"
Luke hob den Kopf und schaute zu mir auf. Ich stand am Tisch, nach Lukes Eröffnung konnte ich nicht mehr so nahe bei ihm sitzen.
Aber nur weil er so... verliebt ist. Ich hasse verliebte Menschen.
Jedenfalls redete ich es mir ein, während Luke aufstand und über seine Antwort nachgrübelte.
"Das weiß niemand. Und ich fände es ehrlich gesagt, naja nicht schlecht, aber vielleicht unfreundlich oder so, wenn du es erfährst und sie es selbst noch nicht weiß."
Ich nickte, obwohl ich es nicht verstand. Ich lächelte, obwohl ich heulen wollte. Ich blieb ruhig, obwohl ich schreien wollte. Ich fühlte mich elend.
Es gongte und zerriss die Schmerzen in meinem Herzen.
"Komm. Wir haben Biologie, sitzen wir nebeneinander?"
Nein!
"Okay."
Ich will nicht!
"Vielleicht könntest du mir ja helfen, sie zu beeindrucken?", Luke schaute mich erwartungsvoll an.
Niemals!
Bitte nicht!
Ich nickte. "Klar, gerne."
Lukes erleichtertes Gesicht schmerzte mich.
Verdammt! Halt dich zurück Herz!
Wir schlichen uns aus der Bibliothek, ich schloss den Raum zu und lief den Korridor entlang, Luke lief neben mir. Er warf mir einen langen Blick zu, dann wandte er sich wieder um.
"Sag Luke, darf ich dich was fragen?"
Luke runzelte die Stirn und nickte. "Klar. Was ist los?"
"Ich dachte du willst dich nicht verlieben? Ich dachte du wolltest alleine bleiben, weil du niemanden, wegen dir leiden sehen wolltest und jetzt... Wieso diese Änderung?"
Luke guckte verträumt in die Massen der an uns vorbeirauschenden Schüler. "Weil sie anders ist. Sie hat so etwas süßes und verträumtes an sich. Als würde sie alles und alle um sich herum schöner und glücklicher machen."
Tränen stiegen bei seinen Worten in meine Augen. Wir kamen an einer Mädchentoilette vorbei und ich verschwand unauffällig in den Massen um mich zu der Tür durchzuquetschen. Als ich eintrat, konnte ich es nicht mehr halten. Die Tränen rollten leise über meine Wangen. Es waren stumme Schluchzer, die meinen Körper schüttelten.
Bitte nicht!
Mein Herz zog sich zusammen und zersprang in tausend Teile.
Wann hatte ich begonnen ihn zu lieben?
Zitternd holte ich mein Handy heraus und schrieb Ahna eine SMS, die sie natürlich sofort las.SOS!
Ahna Mercet:
komme. hab dich ins klo laufen sehen.Ahna stieß die Tür auf und stellte sich vor mich. Ihren Kopf hatte sie schief gelegt und sie nahm meine Hände in ihre. Ich richtete mich auf und drückte mich gegen sie, ihre Arme schlossen sich um meinen zitternden Rücken und sie begann mir übers Haar zu streicheln.
"Er hat jemanden den er liebt", schluchzte ich. "Er liebt jemanden anderen", schniefte ich und Ahna drückte mich fester an sich.
"Ich wusste es schon die ganze Zeit. Du hast ihn schon lange gemocht."
Die Tränen kamen zurück, aber ich drängte sie wieder in meine Tränensäcke.
Wir blieben nicht lange in der Toilette, irgendwann fühlte ich mich stark genug, mich von Ahan zu lösen und in den Spiegel zu schauen. Ich hatte Glück und mein Gesicht sah nicht aufgeschwollen und rot aus.
Und so beschlossen wir wieder in den Unterricht zu gehen. Ahna war so schlau gewesen und hatte unseren Lehrern verklickert, dass mir schlecht war und Ahna mich nicht alleine lassen wolle.
"Wir treffen uns noch in der nächsten Pause, ja?"
"Ist okay."
"Und du klärst mich dann ganz auf, verstanden?", schärfte mir Ahna ein.
Ich versicherte Ahna noch zehnmal mehr, es ginge mir gut, bis wir zum jeweiligen Unterricht gehen konnten. Ahna umarmte mich bevor sie in die gegengesetzte Richtung ging.
Ich klopfte an der Tür als ich am Biologieraum ankam. Man rief mich herein, ich öffnete die Tür und entschuldigte mich unter dem Kichern anderer Mitschüler. Obwohl ich Luke in der dritten Reihe alleine sitzen sah, setzte ich mich nach hinten, neben einen Jungen mit schwarzen Rastalocken.
Dieser rückte gleich ein Stück weg von mir, aber das war okay. Ich wollte erstmal alleine sein.Die Stunde verlief ruhig, nicht wirklich spektakulär, obwohl sich jemand fast ein Skalpell in die Augenbraue gerammt hatte. Es gongte und ich stand auf und ging. Luke folgte mir, das spürte ich. Sein Blick bohrte sich in meinen Nacken.
"Eden", Luke hatte mich eingeholt und hielt mich am Arm fest. Wir blieben stehen, die Schüler liefen um uns herum oder blieben erwartungsvoll stehen. Anscheinend dachten sie, wir würden uns streiten.
Vielleicht sollte ich ihnen das geben was sie wollten.
Gerade als ich das dachte, wurde ich puderrot und schaute Luke an. Ihm schien, das noch unangenehmer zu sein als mir.
Wegen seinem Status? Oder weil er mit mir reden will.
Ich trat nah an ihn heran und zischte ihm zu: "Ist es, weil es dir peinlich ist dich mit mir sehen zu lassen?"
"Nein!", er starrte mir ernst in die Augen.
Ich glaubte ihm.
"Gut."
Ich packte seinen Arm und zog ihn mit mir.
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Für Immer Bei Dir
RomanceIch räusperte mich. "Gehört das dir?" Er wirkte ehrlich geschockt, doch dann entspannte sich sein Gesichtsausdruck. Seine Mundwinkel gingen leicht nach oben, doch seine Augen sagten etwas anderes als sein Lächeln. Es war erschreckend. Das Lächeln wi...