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"Spring", rief Luke als ich nun auf dem Sims des Fensters hockte und meine Haarsträhne zwirbelte.
"Eden!", fauchte er und ich sprang herunter, mit einer uneleganten Landung fiel ich auf den Ast und packte Lukes Arm der nach mir griff.
Nachdem er mir half von dem Ast herunter zu springen, dann schlichen wir zu der Straße und rannten sie hinunter, bis zu der Ecke an der wir Halt machten und aufatmeten.
Wir setzte unseren Weg mit einem beruhigenden Schweigen fort. Seine Hand umklammerte meine und unsere Schultern stießen immer wieder zusammen, doch es war nicht ungemütlich.
Das Schweigen und der Wind ließ mein bebendes Herz wieder in seinen alten Rhythmus fallen und seine Wärme stärkte mich.
"Luke, vertrau mir", murmelte ich und sein Arm schlang sich um meine Schulter.
"Ich vertraue dir, genauso wie du mir vertrauen solltest."
"Ich habe mal in einem Buch gelesen, dass eine Liebe nur dann Vertauen aufweist, wenn sie bedingungslos ist. Und ich glaube, dass unsere Liebe bedingungslos ist", sagte ich und lächelte bei dem Gedanken.
Luke drückte mir einen Kuss auf die Stirn und schob mich nach rechts um in meine Straße einzubiegen.
Ich klopfte an Grannys Tür, sie wurde fast automatisch geöffnet. "Eden!", rief Granny und umarmte mich fest.
"Granny", murmelte ich an ihre Schulter und drückte sie. Nach einer langen Umarmung, schob mich Granny von sich und sah Luke an. "Das ist ja fabulös! Hallo, Luke", sie drückte ihn auch an sich.

"Ihr seid also abgehauen?", fragte Granny und zog die Augenbrauen hoch. Luke kratzte sich am Kopf und nickte, ich lehnte mich an ihn und machte eine ausholende Geste.
Wir saßen in dem Wohbzimmer, Granny saß uns schräg gegenüberauf einem Sessel, während wir es uns auf der Couch gemütlich gemacht hatten.
"Hätten wir da bleiben sollen?"
"Ach nein... Hach, das ist so fabulös. Fast wie Romeo und Julia", schwärmte Granny Hendriks und ich richtete mich auf und rückte ein wenig von Luke weg, mein Gesicht war heiß und rot.
Luke lachte und zog mich wieder zu sich, mein Kopf ruhte in der kleinen Mulde, wo der Arm sich mit der Brust verband.
Granny betrachtete uns schweigend und in ihrem Gesicht wechselten sich die Gefühle ab, bis es zu einer steinernen Maske erstarrte.
Sie fuhr sich durch das, wegen der Chemo weichende, Haar und blickte Luke an.
"Du solltest dich wieder mit deinem Vater vertragen. Ich will nicht sagen, dass das was er getan und gesagt hat richtig war, aber trotzdem solltest du dich nicht zu sehr mit ihm streiten. Denn stell dir vor was alles gerade in deiner Abwesenheit passieren könnte, was er alles fühlen könnte.
Das ist das schlimmste Gefühl, diese Ungewissheit. Bürge sie dir selbst nicht auf, und lasse deinen Vater damit in Frieden, dann wirst du dich auch bei ihm entschuldigen können, ohne noch wütend auf ihn zu sein", als Granny so sprach starrte Luke auf unsere verschränkten Finger und zeichnete mit dem Zeigefinger seiner anderen Hand die Adern unter meiner Haut nach, fuhr über meine Finger, tippte jeden meiner Fingernägel leicht an und ließ mir einen Schauer den Rücken herunterlaufen.
Dann blickte er auf und betrachtete mein Gesicht.
"Ich weiß Madame. Ich weiß es wirklich, aber jetzt gerade muss ich mich auch auf mich konzentrieren. Ich weiß, dass es egoistisch klingt, aber ich liebe Eden. Und ich weiß, dass mein Vater versucht sie von mir zu scheuchen. Und solange er das nicht ändert, werde ich nichts unternehmen", er klang ernst und sein Gesicht trug den Ausdruck der Verärgerung und Entschlossenheit. Mir wurde heiß und ich drückte seine Hand, um ihm zu versichern, dass ich immer für ihn da war. Luke Hand erwiderte den Druck und ich lehnte mich zurück. Es würde schon alles gut gehen.

Wir lagen in meinem Bett und er malte Kreise auf meinen nackten Bauch. Jede Bewegung zauberte Schmetterlinge in meinen Bauch, lächelnd schloss ich die Augen und genoss Lukes Berührungen.
Nachdem wir uns von Granny losgesagt hatten und in meinem Zimmer verschwunden waren, hatten wir uns sanft entkleidet und ich hatte ihn auf mein Bett gelegt.
Luke vergrub sein Gesicht in meinen Haaren und küsste meine Kopfhaut.
"Ich liebe dich ja so sehr", flüsterte er und ich lächelte und fuhr ihm durch die Haare.
"Und ich liebe dich so sehr", seine Lippen kräuselten sich an meiner Haut.
Mir war erst eben aufgefallen, dass das unser Markenzeichen war. Die Antwort auf die drei Wörter waren immer vier Wörter.
Als ich Luke meine Erkenntnis schilderte, hob er den Kopf und küsste mich.
"Na dann", murmelte er und strich mir mein widerspenstiges Haar aus dem Gesicht.
Sorgen nagten plötzlich an mir. Hätten sie eine Farbe, so wären sie tiefschwarz.
"Luke?", flüsterte ich und hoffte, dass er aufblickte. Er tat es.
"Wird alles wieder gut?", sein Gesicht wurde traurig und ich bereute sofort gefragt zu haben.
"Ich hoffe es Eden. Aber versprechen kann ich nichts", seine Hand drückte meine und eine Hoffnung schöpfende Mine trat auf sein Gesicht. Doch obwohl meine Augen diese Hoffnung sah, konnte sie mein Herz niht erreichen.
Ich lehnte mich an ihn und drückte meine Nase an seine Brust, die kleinen Haare kitzelten mich und ich roch seinen warmen, leicht nach Schweiß riechenden und starken Geruch.
Es war eines dieser Aftershaves, die nur bestimmte Personen tragen konnten, weil es an anderen schlecht roch oder nicht zu dessen Charakter passte. Doch an Luke roch es stark und untergrub jede seiner Gefühle, jede Ebene seiner Persönlicheit.
Luke küsste meine Finger und strich mir beruhigend über den Kopf.
"Ich weiß wirklich nicht was passiert, aber-", ich unterbrach ihn, indem ich den Kopf hoch riss.
"Luke. Bitte, ich kann das jetzt nicht hören. Ich will es nicht. Lass mir Zeit, bitte, bis ich bereit bin."
Lukes haselnussbraune Augen funkelten mir entgegen, Tränen bildeten sich in ihnen und ich lehnte mich ihm entgehen und umarmte ihn.
"Ich wünschte ich würde dir nicht wehtun, Eden."
"Es ist okay, solange du es bist", flüsterte ich, doch Luke schüttelte heftig den Kopf.
"Nein. Ist es nicht, niemand sollte, dass erleben, was ich dir antue! Aber ich brauche dich! Eden, ich brauche dich so dringend", er hatte meine Schultern gepackt und schüttelte mich leicht, er bemerkte es noch nicht einmal.
"Ich weiß, dass ich selbstsüchtig bin, aber bitte lass mich dich noch im Arm halten, bis mein Herz-", meine Lippen flatterten über seinen und ich schüttelte jetzt genauso heftig wie er den Kopf eben schüttelte.
"Hör auf so pessimistisch zu sein, ja Luke?"
"Ich versuche es Eden. Wirklich ich versuche es", er beugte sich vor und küsste mich langsam und voller Leidenschaft.

Für Immer Bei DirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt