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Die nächsten Tage kamen Ahna und Manny vorbei, einmal nahm Manny sogar seinen Freund mit und stellte ihn Luke vor. Ich denke Luke war begeistert von Mannys Courage sich zu outen. Ich war es auch. Jeder war es.
Lächelnd strich ich ihm über seine Finger und betrachtete Luke, der Musik hörte und aus dem Fenster blickte. "Eden?"
   "Hm?", seine Hand fuhr durch mein Haar, wickelte eine Strähne um seinen Finger.
   "Wie soll ich mich verabschieden? Ich meine, was soll ich sagen und wem?"
"Luke...", flüsterte ich und verschränkte meine Finger mit seinen. "Du machst dir gerade zu viele Sorgen. Lass... Gott das klingt so schlimm... aber... lass dir Zeit. Vielleicht... Naja, schreib doch Briefe an deine Liebsten. Vielleicht an Ahna und Manny und natürlich an deinen Dad?", seine hasselnussbraunen Augen fesselten mich und ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen.
   Das erste seit zwei Tagen.
   "Das ist eine super Idee, Eden."
   Stille herrschte zwischen uns, angenehm, so als wäre etwas viel Größeres entstanden.
   "Danke, dass du bei mir bist."
   "Luke. Ich liebe dich", sagte ich als wäre das allein eine Erklärung für alles.
"Und ich liebe dich, meine sturköpfige Eden."

Die nächsten Tage verbrachte ich mit den Fernkursen und bei Luke am Bett. Andy und ich wechselten uns Schicht für Schicht ab und es schien Luke immer besser zu gehen.
   Doch vielleicht war das auch nur die Ruhe vorm Sturm, wer weiß?
   Ich kritzelte Notizen auf meinen Collegeblock als Granny von unten hinauf rief: "Eden! Ich habe Besuch für dich hochgeschickt!"
   Im nächsten Moment flog die Tür auf und Ahna warf sich mir um den Hals. Manny stand grinsend im Rahmen und wedelte mit einem Blatt Papier vor seiner Nase herum.
   "Was macht ihr denn hier?", stotterte ich und befreite mich aus Ahnas Klammergriff.
   Die Beiden lächelten mich an und Manny zeigte auf das Bett um zu signalisieren, dass er sich gerne setzten würde, ich nickte bloß.
   Nachdem sie Platz genommen hatten, entstand eine unruhige Stimmung und ich raufte mir die Haare.
"Was ist?", fragte ich nochmal und sah Manny an.
   "Wir...", er räusperte sich und sah nun auch mir in die Augen. "Wir möchten Luke gerne überraschen, nachdem es mit eurer Reise nicht geklappt hat."
   Ein Kloß entstand in meinem Hals, mein Herz fühlte sich leicht an, als würde es sich von meinem Körper lösen.
Langsam nickte ich, mein Kopf fühlte sich steif an, als würde meine Seele in dem Gefäß, das sich mein Körper nannte, schreien, als würde sie sich gegen jede Bewegung wehren.
   Es war klar gewesen, dass Ahna und Manny irgendetwas Neues für Luke machen wollten, aber es fühlte sich falsch an, dass nicht ich diejenige war, die damit zu ihnen kam.
   Deshalb blieb ich schweigsam und sah die meine beiden Freunde an um ihnen Bestätigung zum Weitermachen zu signalisieren.
   "Also", begann Ahna, unterbrach sich jedoch um ein Hüsteln von sich zu geben. "wir haben uns gedacht, dass wir Luke sowas wie eine Ausstellung machen könnten. Wegen seinen Fotografien."
   Mir stand der Mund offen, das war eine super Idee.
   "Äh... wow... ja klar. Aber ich meine, wo sollen wir denn einen so großen Raum finden und wann?"
   "Keine Sorge, wir haben uns schon ziemlich was überlegt", sagte Ahna stolz und grinste.
   "Wir wollen es gerne fertig haben , wenn Luke wieder aus dem Krankenhaus kommt, aber den Ort wollten wir dir überlassen", setzte Manny Ahnas Gedanken fort.
   Die beiden sahen mich abwartend an, Ahna grinste leicht, auch wenn Manny eine sorgenvolle Mine zur Schau trug.
   "Ich weiß nicht so recht... denn, naja ich kenne ihn nicht so lange wie ihr. Vielleicht suche ich einen falschen Ort aus, oder er ist nicht groß genug. Oder was wenn-"
   "Eden! Beruhig dich", unterbrach mich Ahna und legte eine Hand auf mein Knie. "Wenn es um dich geht und um das was du tust, liebt er alles. Du hast ihn so sehr verändert, dass du dir sicher sein kannst, dass er es toll finden wird. Vertrau auf dich selbst, auf eure Liebe, hm?", ihre Augen funkelten mir engegen, so stark und fesselnd, dass ich augenblicklich nickte und auch lächelte. Sie drückte mich an sich und fuhr mir durchs Haar.
   "Du fehlst mir in der Schule", ich lachte auf und entzog mich ihrer Umarmung.
   "Du fehlst mir auch."
   Ahna kicherte und zeigte auf Manny, dann auf mich und zum Schluss auf sich selbst.
   "Wir werden ihm die schönste Überraschung seines Lebens verpassen!", lachend setzte ich mich wieder auf meinen Stuhl und neigte mich vor um an eine Schublade heranzukommen.
   In ihr lag der Stapel Bilder, die wir geschossen haben. Luke hatte darauf bestanden die Fotoreihe weiterzuführen und ich hatte es als eine schöne Ablenkung empfunden.
   Manchmal hatten wir überhaupt keine Zeit oder hatten es vergessen, doch dann trafen wir uns irgendwo schoßen ein Foto und küssten uns. Manchmal waren wir beide auch zu müde um das zu tun und verabschiedeten uns nur. Das waren, wie ich gelernt hatte, seine schlechten Tage. An denen sein Herz besonders wehtat oder ihm bewusst wurde, was er nicht mehr machen konnte.
   Ich legte die Bilder sorgsam auf den Tisch und sah mir die letzten paar an. Sie waren alle von Luke und mir im Krankenhaus, doch davon sah man kaum etwas, nur eigelbe Wände und auf den anderen die Fenster vor denen wir die Fotos geschossen hatten.
Ich warf einen Blick auf die Uhr, dann schob ich Ahna die Bilder zu. Die nahm sie mit sanften Bewegungen hoch und sah sie sich an.
   "Luke wollte, dass wir jeden Tag ein Foto zusammen machen. Es ist... sowas wie eine Tradition und bedeutet uns viel... naja, sowas ist schwer zu erklären", etwas in meinem Körper zog sich bei der Erklärung zusammen.
Es war immer nur etwas zwischen Luke und mir gewesen. Es jetzt Ahna und Manny zu erzählen, machte mich traurig. So als wäre das Geheimnis jetzt aller Welts Geheimnis.
   Ich blickte Manny an und es schien als würde er mich verstehen, als wüsste er was ich fühle.
"Hey... ich müsste kurz jemanden anrufen. Ihr könnt euch ja schonmal die Bilder ansehen", sagte ich und stand auf. "Oh, und ich würde sie gerne an einer Lichterkette aufhängen!", fügte ich hinzu und schloss meine Zimmertür.
   Ich schlich mich die Treppe hinunter und quetschte mich in Grannys Zimmer. Mit zittrigen Fingern wählte ich Lukes Nummer und drückte mir den Hörer ans Ohr.
   "Eden. Was ist los?"
   "Hey Baby... wie geht es dir?"
   "Gut, aber ich habe dich zuerst was gefragt."
"Es ist eigentlich alles gut... ähm... ich kann nur heute leider nicht zu dir kommen. Es hat sich da was ergeben."
   "Ergeben? Was meinst du?"
   "Nun ja, Ahna und Manny sind hier und wir wollen etwas unternehmen... und es tut mir leid, wirklich."
   "Ist schon gut. Ich bin nicht mehr lange ans Bett gefesselt."
   "Wann?", fragte ich und biss mir auf die Lippe. Schuldgefühle nagten an mir, frassen mich von innen auf. Wuttränen stiegen auf. Wut gegen mich selbst.
   "In einer Woche. Mittwoch", er klang kühl, müde.
   "Luke es tut mir leid", murmelte ich und konnte ein leichtes Zittern in meiner Stimme nicht verhindern.
   "Eden. Es ist alles gut, ja? Ich bin nur... müde. Vertrau mir, ja Baby?"
   Und obwohl er es nicht sehen konnte, nickte ich. "Ich liebe dich Luke."
"Und ich liebe dich Eden."
   Wir legten auf und ich seufzte tief.
   Mein Herz lag schwer in meiner Brust, die Fingerspitzen kribbelten und Schuldgefühle überwältigten mich.
Ich rieb mir die Augen, mein Kopf brummte mir und gerade hielt mich nichts mehr aufrecht. Nichts außer dem Gedanken, Luke eine Freude zu machen.
Leise stieg ich die Treppe wieder hoch und hörte Manny und Ahna durch die Tür sprechen.
   "Die Bilder sind süß", murmelte Ahna.
"Sie haben Tiefe, als würden die Beiden uns direkt ansehen und anlachen."
   Ich legte meine Finger an das Holz der Tür und lächelte, wieder etwas glücklicher.
   Luke und ich wurden immer zusammenbleiben. Ich würde immer bei ihm sein.

Für Immer Bei DirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt