Die Sonne schien durch die Vorhänge gedämpft in die Bibliothek. Es wurde wärmer udn die Sonne schien jetzt ohne Unterlass auf die Erde und erhitzte sie.
Ahna Mercet und ich saßen uns gegenüber am Tisch.
Es waren nur noch drei Wochen bis der Frühlingsball stattfand. Ahna Mercet machte sich schon so viele Gedanken über Kleider, ich jedoch wollte noch nicht mal hingehen. Und das versuchte Ahna gerade zu verhindern.
"Du kriegst vielleicht nie wieder so eine Chance im Leben! Ich meine, Hallo? Ein Frühlingsball!"
Es versetzte mir einen Stich. Luke Orion hatte vielleicht keine Zeit mehr.
Ich schob den Gedanken sofort beiseite und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf Mercet.
"Nein heißt Nein."
"Biiiitte!", sie begann wieder zu betteln.
"Ich möchte das aber nicht", antwortete ich stur.
"Ich will es aber!", gab Ahna Mercet genauso stur von sich.
"Es ist aber etwas anderes, ob du willst, dass ich mitkomme, oder ob ich nicht mitkommen will."
"Man Eden, sei keine Spielverderberin!"
"Du hast andere Leute mit denen du da Spaß haben kannst."
"Na und? Ich will aber mit dir Spaß haben!"
"Aha."
"Ach komm Eden! Bitte!"
"Ahna, ich habe keine Lust okay?"
"Wozu hast du keine Lust?", wir zuckten auf und ich drehte mich um. Luke Orion stand hinter uns und reckte den Hals neugierig.
"Eden will nicht mit zum Frühlingsball!"
"Ahna!", rief ich, doch da war es schon zu spät. Luke Orion musterte mich und schüttelte dann den Kopf.
"Wieso willst du denn nicht?"
"I-ich..."
"Sag es ruhig."
Es gongte und so schnell es ging rannte ich zum Biologieraum und setzte mich in die hintere Reihe. Ahna Mercet und Luke Orion kamen nach, setzten sich aber nach vorne. Luke warf mir einen entschuldigend Blick zu, drehte sich dann aber wieder zum Pult.Die Stunden verliefen quälend langsam, jede Pause ging ich Luke Orion und Ahna Mercet aus dem Weg. Als es zum Schulschluss gongte, schlich ich mich zu den Fahrrädern und schloss mein Fahrrad ab.
"Hallo!"
Ich zuckte auf und wandte mich zu Luke Orion um.
"Was möchtest du?"
"Du hast die Frage noch nicht beantwortet."
"Luke Orion, der Bus sollte gleich kommen."
"Eden Hendriks, du sollst mich doch Luke nennen."
"Möchte ich aber nicht."
"Okay, das lasse ich jetzt einfach mal so stehen. Aber wieso willst du nicht mit zum Frühlingsball?"
Wir schwiegen lange Zeit, bis ich mich aufraffen konnte ihm eine Abfuhr zu erteilen.
"Aus gewissen Gründen."
"Aus gewissen Gründen?"
"Ja. Solltest du den Bus nicht kriegen?"
"Nein. Ich geh mit dir!"
Ich schob mein Fahrrad neben mir und Luke Orion her. Wir schwiegen vor uns hin.
"Wieso gehst du mit mir nach Hause?"
"Ach nur so."
"Aha."
Und wieder Schweigen. Ich wusste, dass da etwas im Busch war, ich wusste es, konnte aber nichts sagen.
Es war das Gefühl der Hilfslosigkeit, dass mich immer wieder dazu zwang, meinen Mund zu halten, wenn ich eigentlich etwas sagen sollte oder wollte. Als Mom und Dad noch lebten, hatte ich ein solches Problem nicht. Ich hatte mich immer geborgen gefühlt, deshalb war ich mir sicher, dass Mom und Dad meine Meinung akzeptieren würden, aber jetzt da sie fort waren - tot - hatte ich das schmerzende Gefühl immer zu fallen, immer tiefer ohne Unterlass.
Wann würde ich wohl endlich auf dem Boden aufschlagen und zersplittern?
"Ich darf keinen Sport mehr machen."
Mein Schultern zuckten vor Schock kurz nach oben. Luke Orion blickte nach vorne, in die Ferne und erzählte mir die Wahrheit.
"Mein Vater will nicht, dass ich mich überanstrenge. Als ich das letzte Mal aus dem Fitnessstudio, nach Hause kam, ging es mir schlecht. Ich konnte nicht gut atmen und konnte mein Herz rasselnd schlagen hören. Deswegen hat Dad gesagt, dass ich das ab sofort lassen sollte."
Er blickte auf mich herunter, als erwarte er irgendeine Antwort von mir. Ich nickte stumm.
"Ich versuche mich immer noch fit zu halten. Deswegen laufe ich jetzt ziemlich oft, kurze Spaziergänge um mein Herz und Körper intakt zu halten."
"Und... was hat deine Mutter dazu gesagt?", ich schluckte. Ich hatte ihn noch nie etwas persönliches gefragt.
Wie hatte ich mich eigentlich so gut mit ihm verstehen können, wenn ich gar nichts über ihn wusste?
"Es gibt sie nicht."
"Hmm?", schreckte ich aus meinen Gedanken hoch.
"Ich weiß nicht wo meine Mutter ist. Sie hat uns alleine gelassen, als ich drei war. Ich kann mich nicht an sie erinnern."
"Oh", mehr brachte ich nicht heraus. Und auf einmal brannten heiße Tränen in meinen Augen. Es gab noch einen Punkt indem wir uns ähnlich waren.
"Ich verstehe."
"Was denn?", er blickte auf mich herunter und erschrak.
"Hey!", er packte mich an meinen Schultern und zog mich zu sich. Luke Orion kniete sich herunter und hielt meine Hände, die Tränen rollten unaufhaltsam. Luke drückte meine Hände und murmelte mir beruhigend zu.
"Alles ist gut. Wieso weinst du denn? Es hat nichts mit dir zu tun. Hey", er strich mir über den Arm und drückte mich an sich.
"Shhh", murmelte Luke Orion.
"Ich verstehe es nicht. Wieso weine ich?", flüsterte ich an seine Schulter.
"Ich weiß. Es ist alles gut", er strich durch meine Haare und richtete sich auf. Jetzt überragte er mich wieder, aber das bemerkte ich kaum, denn auf einmal drehte er mir den Rücken zu und kniete sich wieder hin.
"Was?", schniefte ich.
"Komm steig auf!"
"Aber mein Fahrrad."
"Los! Ich nehme das."
Ich zögerte.
Ich kann mich nicht auf ihn verlassen, immerhin stirbt er irgendwann! Ich muss das alleine hinkriegen, das was alle Leben nennen!
Ich blickte auf meine geballten Fäuste und stockte. Meine Hand zitterte, so wie sie gezittert hatten als ich Luke Orion nach dem Zettel gefragt hatte. Sie zitterte genauso wie damals, als ich erfahren hatte, dass ich meine Eltern - Mom und Dad - verloren hatte.
Es hatte sich so viel verändert. So viel und doch war es so klein, dass es für Andere nicht erkennbar war.
Luke hatte sich verändert, ich hatte mich verändert.
"Luke."
"Ja-", er stockte und wandte sich mir zu, seine Augen schimmerten vor Freude und sein Gesicht hatte sich erhellt. "Ja?"
"Du bist anders geworden."
Ich lächelte, trotz verquollenem Gesicht, Tränen und einem hochroten Kopf.
Seine Wangen erglühtem in einem rosa und ließen ihn noch jünger erscheinen als er ohnehin schon war.
"Du auch, Eden."
Normalerweise finde ich es schrecklich wenn mich jemand mit meinem Namen anspricht. Der Garten Eden ist laut der Bibel ein schöner Ort, ein Ort an dem alles passieren kann und alles freidlich ruht. Aber ich, ich ruhe nicht. Innerlich brechen inmer wieder Mauern, die ich aufgestellt habe um mich und mein Herz zu schützten.
Doch Luke riss sie alle gleichzeitig ab, mit nur einem Wort.
Ich blickte ihn an und hob die Hand.
"Luke, lass uns einen Pakt schließen."
Er starrte mich nervös an und grinste.
"Na?"
"Wir werden einander niemals vergessen, oder uns hintergehen, ja?"
Seine hasselnussbraunen Augen wirkten glasig, er war kurz vorm Weinen.
"Eden... ruf meinen Dad an"
Er keuchte und drückte auf sein Herz.
"Luke?"
Sein Gesicht war blass, fast weiß und verkniffen. Seine Atmung rasselte und stockte. Ich machte einen Schritt auf ihn zu.
"Luke!"
Sein Körper sackte in sich zusammen und er blieb benommen am Boden liegen.
"Oh mein Gott! Luke!", kreischtd ich und schmiss mich auf den Boden.
Ruhe bewahren! Ruhe bewahren! Das wird schon! Bitte Luke! Hilfe! Ich muss seinen Vater anrufen!
Oh mein Gott! Oh mein Gott! Oh mein Gott! Oh mein Gott!
"Nein! Komm schon Luke!"
Er regte sich nicht. Hastig zog ich mein Handy heraus und rief mich zur Ordnung. Es würde ihm nichts bringen, wenn ich nur herumzukreische. Aber mein Herz beruhigte sich nicht, es hämmerte gegen meine Rippen, dass ich dachte sie müssten gleich zerbersten. Das Blut rauschte in meinen Ohren, alles ging so unglaublich langsam. Mein Kopf begann sich zu drehen, es fühlte sich an als würde ein Zug mich erfassen.
Nur, dass dieser Zug Tod hieß."Verlass mich nicht!"
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Für Immer Bei Dir
RomanceIch räusperte mich. "Gehört das dir?" Er wirkte ehrlich geschockt, doch dann entspannte sich sein Gesichtsausdruck. Seine Mundwinkel gingen leicht nach oben, doch seine Augen sagten etwas anderes als sein Lächeln. Es war erschreckend. Das Lächeln wi...