Kapitel 10

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Miss Evelyn Hunter

There will be blood.

~ ♤◇♧☆ ~ ☆♧◇♤ ~

"Evelyn, du riechst nach Rauch", beginnt meine Mutter beim Abendessen. "Rauchst du etwa?"

"Nein", sage ich wie aus Reflex und sehe sie an. Mit großen Augen. Ich hoffe sie sieht nicht, dass ich lüge. "Freunde von mir haben neben mir geraucht", rette ich mich sichtlich erfolgreich aus der Situation. Meine Mutter nickt nur und nimmt es so hin, mein Vater ebenfalls.

"Wir wollten mit dir noch über etwas anderes Reden", kommt dann von meinem Vater, er wirkt etwas bedrückt. "Und zwar müssen wir nach Europa, für mindestens ein Jahr", angespannt betrachtet er meine Reaktion. Ich bin verspannt als er mich ansieht.

"Wieso?", frage ich nur monoton.

"Du weißt, das Unternehmen soll auch nach Europa gebracht werden. Sie haben uns eingeladen um schon Vorbereitungen zu treffen und zu starten sobald es geht." Ich sehe zwischen beiden hin und her, weiß nicht, was ich machen soll. Nicht auch noch soetwas! Der Mord macht mir ja auch zuschaffen, und jetzt wollen sie nach Europa!?

"Muss ich mit?"

"Nein, also... wir haben gedacht dass du hierbleiben kannst, die Schule beendest und dann nachkommen kannst. Du hast hier deine Freunde, die Pferde und dein ganzes Leben", antworte meine Mutter in einfühlsamen Tonfall. Ich nicke. Sie hat recht. Mein Leben spielt sich hier ab.

"Und wo soll ich wohnen? Weiterhin hier, alleine?", ich nehme einen weiteren Bissen von meiner Pizza.

"Du würdest ins Internat ziehen. Dafür haben wir auch schon für ein Gespräch die Schule angeschrieben", erwidert mein Vater, wie immer sehr gefasst und sachlich. Null einfühlsamen. Das Gegenteil meiner Mutter. Ahnen sie etwas? Denken sie, ich hab was mit Dannys verschwinden zutun?

"Okay", sage ich. "Ich gehe nach oben, bin echt Müde", ohne auf eine Antwort zu warten gehe ich, verschwinde in meinem Raum auf dem Dachboden, werfe mich auf mein Bett und Starre aus dem Dachfenster. Es schneit wieder. Ich hole das Messer von Diamonds aus einer meiner Hosentasche. Ich befolge seinen Befehl, trage es immer bei mir. Es gibt mir Sicherheit und vertrauen. Und ich haben damit Danny ermordet.

Stumm sehe ich mir die hübsche verkleidung der Scheide an. In das Metall eingraviert kann ich Flammen und Schädel sowie Buchstaben erkennen. Sie ergen in geschwungener Schrift interfectorem comitatu. Es hört sich lateinisch an. Keine Ahnung was es bedeuten soll.

Ich klappe langsam die glänzende Klinge hervor, betrachte wie sie das Licht spiegelt, taste die glatte Oberfläche ab und erkenne die selben Buchstaben erneut. Warscheinlich ist das der Hersteller. Ob es wohl eine Sonderanfertigung ist, oder man es so kaufen kann? Ohne umschweife hole ich mein Handy hervor und gebe die beiden Wörter in der Google suchleiste ein. Alles was ich bekomme ist eine Übersetzung.

Latein
Interfectorem comitatu

Bedeutet: Killer Company

Ich runzele nur die Stirn und schließe die App wieder. Damit kann ich absolut nichts anfangen. Ich halte das Messer weiterhin in meinen Händen, spiele damit herum. Immerwieder lasse ich es zufallen, klappe es auf oder werfe es so, dass es sich dreht. Beinnahe sticht es mich in den Arm, da ich es nicht fangen konnte. Ich höre jedoch nicht auf. Wie dämlich von mir.

Ich betrachte wie es in die Luft fliegt, greife bereits danach, und bemerke zu spät, das ich die Klinge, nicht den sicheren Griff, gepackt habe. Als ich meine Hand langsam öffne sickert bereits Blut hervor und tropft auf mein Shirt. Das Messer fällt aus meiner Hand und entblößt den tiefen Schnitt auf dem sich dunkelrotes Blut sammelt. Augenblicklich durchfährt mich ein Schmerz, zieht durch meinen Arm bis hin zu meinem Kopf und veranlasst, dass ich mich nicht mehr bewegen kann.

Dark LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt