Das Klingeln des Weckers riss mich aus meinem Schlaf. Grummelnd drückte ich mein Gesicht in mein Kissen, bis ich aufschreckte. Das war nicht mein Kissen. Mein Kissen war nicht so hart. Ich hörte ein tiefes Lachen. Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen und versuchte meine Umgebung zu analysieren. Ich riss die Augen weit auf. Jonah lag in meinem Bett und mein Kopf lag, bis vor kurzem noch, auf seiner Brust.
"Siehst du morgens immer so aus oder liegt das an mir?" Ich ging nicht auf seine Frage ein.
Er hatte bei mir geschlafen? Instinktiv sah ich an mir runter. Ich hatte meine Kleider noch an. Soweit ich sehen konnte hatte er seine Kleider von gestern auch noch an. Fragen würde ich trotzdem.
"Haben wir -"
"Nein, wir haben nicht miteinander geschlafen. Hätten wir miteinander geschlafen, glaub mir, das wüsstest du noch"
Sofort wurde ich rot und warf mit meinem Kissen nach ihm, was er mit Leichtigkeit auffing und hinter seinen Kopf legte. Als ich wieder zu ihm sah, zwinkerte er mir zu und grinste jungenhaft.
"Warum bist du eigentlich nicht gegangen", fragte ich ihn als ich mir Klamotten aus meinem Schrank raussuchte.
"Du lagst halb auf mir und ich wollte dich nicht wecken" Ich ließ fast meine Klamotten fallen. Ich lag halb auf ihm?
"Ähm okay, ich geh' mich umziehen und du wartest einfach hier"
"Du kannst dich auch einfach hier umziehen", grinste er. Seit wann war er denn so drauf?
"Vergiss es!" Ich flüchtete schnell ins Bad und zog mich um. Als ich mich im Spiegel sah war ich überrascht. Ich hatte keine Augenringe und sah auch sonst in keinster Weise müde aus. Ich habe die ganze Nacht durchgeschlafen. Ich kämmte schnell die Haare durch, tuschte meine Wimpern und putzte meine Zähne.
Als ich mit meiner Morgenroutine fertig war durchsuchte ich die Schränke auf der Suche nach einer neuen Zahnbürste für Jonah. Als ich endlich eine gefunden hatte, legte ich sie aufs Waschbecken. Ich ging wieder rüber in mein Zimmer. Jonah stand vor meinem Schreibtisch und betrachtete meine Zeichnungen. Er hielt eines hoch und zeigte es mir.Darauf war eine Frau zu sehen, die in ihrem eigenen Blut zu ertrinken drohte.
"Hilft dir das?" Ich zuckte mit den Schultern.
"Ein bisschen" Er nickte und legte alles wieder zurück. Ich schnappte mir meine Tasche, die schon neben meinem Schreibtisch bereit stand.
"Im Bad liegt eine Zahnbürste für dich. Ich bin unten in der Küche" Er ging ohne ein Wort zu sagen ins Bad. Ich ging, wie gesagt, in die Küche und machte mir und auch ihm einen Kaffee. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass wir noch genügend Zeit hatten bevor die Schule begann. Als er runter kam stellte ich ihm seine Tasse hin und lehnte mich gegen die Arbeitsplatte und trank meine eigene aus. Als wir beide fertig getrunken hatten verließen wir die Halle und gingen auf sein Auto zu.
"Weiß mein Vater eigentlich, dass du hier übernachtet hast?"
"Nein"
"Und die andern?" Er schüttelte den Kopf.
"Macht es dir was aus wenn ich mir 'ne Kippe anzünde?" Ich schüttelte den Kopf und lehnte mich gegen sein Auto. Während er seine Zigarette anzündete, betrachtete ich ihn. Seine Haare waren etwas verwuschelt, was ihm zugegeben ziemlich gut stand. Als er fertig war, trat er die Kippe aus und kam grinsend auf mich zu. Wir stiegen ein und fuhren schweigend los. Mir fiel auf, dass man mit Jonah ernst aber auch lustige Gespräche führen konnte aber er war der einzige mit dem ich gemeinsam schweigen konnte.
"Weißt du schon wo Dylan mit dir hingehen möchte für euer Date?"
"Er meinte, ich sollte mich überraschen lassen"
"Und du vertraust ihm?"
"Ich hab' keine andere Wahl" Er lachte kurz auf.
"Stimmt. Lässt dein Vater dich einfach so gehen, nachdem was gestern war?"
"Ich habe mit Detective Moore telefoniert. Er sagte, dass Hampton unter Beobachtung stehen würde und keinen Kontakt zu andern Menschen hat. Ich müsse mir keine Sorgen machen"
Wir parkten ein und stiegen aus. Ich begrüßte die Jungs mit einem kurzen Nicken, da ich nicht wusste wie ich mich ihnen gegenüber verhalten sollte und wollte dann verschwinden. Wie gesagt wollte. Ich wurde am Oberarm festgehalten. Nicht besonders fest, dass es weh tat aber so fest, dass ich mich nicht herauswinden konnte.
"Woah! Wo denkst du, gehst du hin?"
"In die Schule?" Fragend blickte ich auf Jonahs Hand um meinen Oberarm und dann in seine blauen Augen.
"Alleine? Nachdem was gestern passiert ist und du uns erzählt hast, wirst du immer einen von uns um dich haben" Ernsthaft?
"Das müsst ihr nicht. Wirklich nicht. Ich komme zurecht" Sein Blick duldete keine Widerworte. So kam es, dass ich wenig später bei den Trotteln stand. Gerade waren sie dabei Jonah argwöhnisch zu betrachten. Immerhin hatte er die gleichen Sachen an wie gestern und auch seine Frisur war ziemlich verwuschelt. Kurzum, man sah, dass er nicht dort geschlafen hatte, wo er sonst schlief.
"Mich würde extremst interessieren, was Jonah die ganze Nacht getrieben hatte"
Nun blickten ihn alle fragend an, worauf er sich verlegen am Hinterkopf kratzt und nach einer passenden Ausrede sucht.
"Ich habe die Nacht bei einem Mädchen verbracht" Jonah war ein echtes Genie, was Ausreden ausdenken angeht.
"Wer ist es?"
"Wann lernen wir sie kennen?"
"War sie gut?" Ich hatte es kommen sehen. Er wurde mit Fragen überhäuft. Ich verdrehte die Augen so, dass nur er es sehen konnte, was ihn zum Grinsen brachte.
"Also ich geh' jetzt", bemerkte ich und verließ die Gruppe. Ich wusste, dass sie gleich hinter mir waren, da ich sie immer noch diskutieren hörte. Ich holte die Bücher, die ich brauchen würde, aus meinem Spind. Als ich ihn schloss, stand dort Dylan.
"Machst du das öfters?"
"Nur wenn sich gerade die Gelegenheit ergibt" Er zuckte mit den Schultern.
"Darf ich dich fragen, was du hier machst?" Ich wandte mich ihm nun ganz zu.
"Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass ich dich abholen werde" Damit ging er.
"Ich hab' dir doch gar nicht meine Adresse gegeben!", rief ich ihm nach.
"Komm schon, Ally! Jeder hier weiß wo du wohnst!"
DU LIEST GERADE
Scars of the past
RomanceNach zwei Jahren Aufenthalt in Frankreich findet Allison sich in Seattle bei ihrem Vater wieder. Dieser ist Sozialbeamter und hilft Jugendlichen, die schon mal mit der Polizei in Konflikt geraten sind. Dabei hatte Ally mit viel gerechnet. Aber nicht...