Kapitel 46: Ich gewinne

783 31 0
                                    

Hampton war tatsächlich ans Bett gefesselt, so wie Detective Moore gesagt hatte. Ich saß mit Detective Rhonda auf dem leeren Bett neben dem von Hampton und sah ihm beim Schlafen zu. Bei der Tür stand ein Polizist und verzog keine Miene. Es war der gleiche Polizist, der mich an Detective Moore weitergeleitet hatte als ich das erste Mal im Polizeipräsidium von Seattle war. Officer Duncan glaube ich. Hampton sah nicht so aus wie letztes Mal. Er sah erschöpft aus, müde und er wirkte viel älter als er wirklich war.

"Vielleicht ist er gar nicht mehr fähig zu sprechen", erklärte Rhonda während sie ihn nicht aus den Augen ließ. Ich tat das gleiche.

"Ich finde das so unfair. Er hat so vielen Frauen, jungen Frauen, qualvoll das Leben genommen und er selbst darf so friedlich einschlafen"

"Ally... Ally" Nur ein Hauchen kam aus Hamptons Mund.

"Komm näher", flüsterte er. Fragend sah ich Rhonda an. Sie nickte mir aufmunternd zu. Mit langsamen Schritten ging ich auf ihn zu bis ich bei seinem Bett stand.

"Noch näher. Ich habe böse Dinge getan" Zweifelnd sah ich zu Rhonda rüber, die ihn misstrauisch beobachtete. Ich beugte mich über ihn. Wahrscheinlich wollte er mir etwas ins Ohr flüstern. Plötzlich erhob er sich, packte mich, sodass ich quer über dem Bett lag und er über mich gelehnt. Seine Fesseln waren gar nicht am Bett angebracht. Sofort sprang Rhonda auf und wollte zu mir laufen. Doch der Officer stellte sich ihr in den Weg und bedrohte sie mit einem Taser. Der Officer war sein Komplize!

"Das würde ich nicht tun", riet der Officer ruhig. Ich versuchte mich unter Hamptons Griff zu winden doch er legte seine Hand um meinen Hals und drückte mir die Luftröhre zu. Röchelnd versuchte ich zu atmen und legte meine Hände um seine Hand und versuchte diese zu lösen, doch er war stärker als ich.

"Happy Birthday, Ally", lächelte er dreckig. Ja ich hatte heute Geburtstag und ich hatte es keinem erzählt, weil ich keinen Bock auf diese sämtlichen Glückwünsche und das gespielte Freundlichsein hatte. Doch das war mir gerade lieber als diese Situation.

Der Officer hatte Rhonda gefesselt und sie wieder auf das Bett gesetzt und zwang sie zuzusehen. Hampton lag mittlerweile fast gänzlich auf mir. Außerdem hielt er mir ein Skalpell an den Hals. Angstschweiß bildete sich auf meiner Stirn.

"Ich habe nie die Hoffnung aufgegeben dir wieder nah zu sein und du siehst ja selbst. Hoffen lohnt sich" Er drückte sein komplettes Gewicht auf mich sodass ich laut aufkeuchen musste.

"Und du weißt. Ich bringe alles zu Ende, was ich begonnen habe" Ich wimmerte, da ich das kalte Metall des Skalpell schon an meinem Hals spüren konnte.

"Nein", protestierte Rhonda, fing sich dafür aber eine vom Officer.

"Duncan! Den Taser bitte" Hampton nahm ihn entgegen und hielt ihn mir anstelle des Skalpells an den Hals, hatte ihn aber noch nicht eingeschaltet. Ich zitterte noch mehr. Duncan sah mich mit einen sadistischen Blick an.

"Duncan", wimmerte ich.

"Er wird dich nur benutzen, wie alle seine Komplizen" In Todesangst versuchte ich ihn gegen Hampton aufzubringen.

"Alle seine Komplizen sind tot. Du bedeutest ihm überhaupt nichts", versuchte ich es weiter.

"Ich bin nicht wie sie. Ich tue das nicht für Hampton sondern für mich", erklärte er.

"Und warum tun Sie das?", fragte Rhonda. Er sah sie kurz abwertend an antwortete dann aber trotzdem.

"Weil es Spaß macht" Er zuckte mit den Schultern.

"Duncan! Es wird Zeit" Sofort lief Duncan zu Hampton, nahm ihm den Taser ab und gab ihm das Skalpell.

"Was tun Sie da, Duncan? Er wird sie töten. Noch können Sie helfen, noch können wir so tun als wäre nichts geschehen", versuchte Rhonda es nochmals. Ihr Blick wurde panischer.

"Korrekt Detective", murmelte Hampton als er mir das Skalpell wieder an den Hals hielt. Ich hatte die Augen fest geschlossen. Ich wollte, dass es schnell vorbei ist. Ich hatte aufgegeben.

"Ich werde sterben. Und ich möchte Gesellschaft. Ich denke, ich nehme Ally und Detective Rhonda mit" Ich spürte ein schmerzhaftes Brennen an meinem Hals und schrie auf.

"Nein!", schrie Rhonda. Ich öffnete wieder die Augen. Ich lebte noch immer. Hampton hielt mir ein blutiges Skalpell vor die Nase. Mein Blut

"Es war nur ein kleiner Schnitt, Ally. Denkst du ich würde es jetzt schnell zu Ende bringen?" Er strich mir sanft über die Wange.

"Du kleines, naives Ding. Fessle sie!" Er nahm Duncan den Taser aus der Hand und er fesselte mich. Im Gegensatz zu Rhonda fesselte er meine Hände vor dem Bauch zusammen, nicht hinter dem Rücken.

"Diesmal gewinne ich, Ally", lächelte Hampton mich an.

Er ging mit dem Taser auf Rhonda zu. Diese versuchte sich so schnell wie möglich von ihm fortzubewegen, doch schaffte es nicht. Hampton setze den Taser ein und sie somit außer Gefecht. Jetzt war ich auf mich allein gestellt.

Sie lag auf der Liege und er setzte zu einem Schnitt an ihrem Hals an.

"Sie können vielleicht einen leichten Schmerz verspüren", witzelte er.

"Stop!", brüllte ich verzweifelt.

"Halt dein Maul!", schrie Duncan mich an der immer noch über mir steht. Mir reichte es. Ich schlug meinen Kopf gegen seinen, sodass er stöhnend nach hinten taumelte und ich genug Zeit hatte um aufzustehen.

Ich trat ihm schnell in die Weichteile, schnappte mir den Taser und erledigte ihn erstmal.

Hampton hörte auf mit dem was er tat und stellte sich mir in den Weg. Ich schlug ihm den Taser gegen den Kopf, sodass er hinfiel.

Auch sein Skalpell fiel zu Boden. Er robbte zum Skalpell und ich versuchte es ebenfalls zu schnappen doch er war schneller. Ich umgriff seine Hände und versuchte seine Hand vom Skalpell zu lösen doch schaffte es nicht.

Ich trat ihm in den Bauch doch auch dann ließ er es nicht los. Ich schlug ihm mit dem Knie ins Gesicht, was ihn leicht benebelte und er ließ endlich das Skalpell los.

Ich versuchte das Skalpell aufzuheben, was mir mit den Fesseln schwierig gelang. Hampton erlangte sein volles Bewusstsein wieder. Ich setzte mich mit meinem ganzen Gewicht auf ihn drauf und sah ihm in die Augen.

"Ich gewinne", zischte ich, hob das Skalpell an und rammte es in seine Brust, wo sich sein Herz befand.

"Und du fährst alleine zur Hölle!", keuchte ich. Die Tür flog auf, Detective Moore stürzte rein und es fielen Schüsse. Ich drehte mich um und sah Officer Duncan tot am Boden liegen.

Erst jetzt realisierte ich, was ich getan hatte. Ich hatte jemanden umgebracht. Überall war Blut.

Ein anderer Polizist stürmte herein und kümmerte sich um Rhonda. Moore half mir auf die Beine und umarmte mich.

"Alles ist gut Ally. Es ist vorbei" Der andere Polizist hat Rhonda wieder wach bekommen denn sie umarmte mich nun auch.

"Du bist ein tapferes Mädchen", flüsterte sie und wischte mir das Blut aus der Stirn. Es kam aus der Platzwunde, die entstanden war als ich meinen Kopf gegen seinen geschlagen hatte. Ich wurde noch medizinisch versorgt, bevor Moore wieder zu mir kam.

"Da draußen wartet jemand auf dich", erklärte er. Er half mir hoch und begleitete mich raus auf den Gang. Dort stand Jonah an der Wand gelehnt und breitete seine Arme aus. Sofort lief ich zu ihm, vergrub mein Gesicht an seiner Schulter und ließ meinen Tränen freien Lauf.

Scars of the pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt