Kapitel 31: Versprochen? - Versprochen!

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Schweigend trug Dad meinen Koffer nach unten. Er war lange nicht so schwer, wie der mit dem ich hier angekommen war. Also hätte ich ihn leicht selbst tragen können, aber mein Vater bestand darauf. Er war leicht angesäuert, das wusste ich. Er wollte nicht, dass ich zu Mum fuhr. Eigentlich wollte ich es auch nicht aber angesichts der Umstände fand ich keine andere Möglichkeit.

Seufzend stellte er ihn neben der Treppe ab und blickte mich an. Auch die Jungs waren da, aber wann waren sie das auch nicht. Jetzt war wohl die Zeit des Abschieds gekommen. Ich umarmte ihn und lehnte meine Stirn an seine Brust. Auch er legte seine Arme um mich. Ich wusste, es würde keinem von uns leicht fallen Abschied zu nehmen.

"Es ist nur für eine Woche. Ich komme wieder"

"Ich weiß, aber ich kann es mir gar nicht mehr vorstellen, dass du für eine Woche nicht mehr hier sein wirst"

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und drückte ihm einen Kuss auf die Wange bevor ich mich von ihm löste. Auch Alex umarmte mich kurz und später auch alle andern. Sogar Seth.

"Seth, du hast deine Hand an einer Stelle liegen, an der sie nichts verloren hat", murmelte ich. Dabei meinte ich seine Hand, die auf meinem Hintern lag.

"Nein, die liegt genau richtig" Ich nahm seine Hand da weg, löste mich aus der Umarmung und ging rüber zu Jonah. Dieser warf schon die ganze Zeit über seine Autoschlüssel in die Luft und fing sie wieder auf. Als er sah, dass ich zu ihm kam, schnappte er sich meinen Koffer und gemeinsam verließen wir die Halle.

"Der Abschied war ja schon fast filmreif", bemerkte er als er meinen Koffer in seinem Auto verstaute. Ich sagte dazu nichts und setzte mich auf den Beifahrersitz. Ich war noch etwas überwältigt, dass die Jungs über meine Abwesenheit genauso dachten wie mein Vater. Auch Jonah stieg schweigend ein und fuhr los, Richtung Flughafen.

"Wie stellst du dir deine Auszeit überhaupt vor?"

"Ich habe mein Handy ausgeschaltet. Es liegt auf den Tisch zu Hause. Man wird mich nicht erreichen können. Ich möchte Zeit mit meiner Mutter verbringen, ihren Freund besser kennen lernen und mir die Gegend, in der ich den größten Teil meiner Kindheit verbracht habe, ansehen"

Vielleicht musste ich über meine Gefühle klar werden. Das sagte ich ihm aber nicht. Ich lächelte leicht. Er nickte abwesend. Irgendetwas beschäftigte ihn. Ich musterte ihn noch eine Weile, bis er meine Blicke auf sich spürte und mich ebenfalls ansah. Es war nur ein kurzer Blickkontakt, wobei er mich kurz und gezwungen anlächelte aber dann sofort wieder stur auf die Straße schaute. Ich verdrehte die Augen. Jeder meint, dass Mädchen immer launisch wären und Stimmungsschwankungen hätten, dabei hatte ich jemanden neben mir sitzen, der genauso schlimm ist.

Doch auch ich bemerkte, dass er mich aus den Augenwinkeln nachdenklich betrachtete. Aus dem Kerl würde ich wohl nie schlau werden. Als wir am Flughafen angekommen waren, stiegen wir genauso schweigend aus wie wir eingestiegen waren. Meine Uhr zeigte mir, dass mein Flugzeug in einer halben Stunde starten würde. Dann würden mir viereinhalb Stunden Flug bevorstehen. Wie vorhin, trug Jonah meinen Koffer zum Flughafen. Während ich eincheckte, gab er den Koffer ab. Nun hieß es wohl warten. Mittlerweile war auch Jonah wieder bei mir und so wie ich ihn kannte, würde er auch erst wieder gehen wenn ich im Flieger saß.

"Was ist los mit dir?" Er zuckte mit den Schultern.

"Was soll denn mit mir los sein?"

"Du bist so still und siehst nachdenklich aus. Ich mache mir Sorgen" Nun erhellte sich sein Gesicht etwas.

"Du machst dir Sorgen um mich?" Ich nickte. Er trat näher.

"Müsste man sich nicht eher um dich sorgen?", hauchte er. Sein Atem kitzelte meine Wange.

"Lenk nicht ab. Worüber denkst du nach?" Ich strich ihm eine Strähne aus der Stirn und fuhr schließlich mit der Hand über seine Wange bis runter zu seinem Kinn.

"Ich denke noch immer über diese eine Frage nach. Hättest du den Kuss erwidert oder nicht?" Seine Wangen wurden leicht rosig und er sah mir nicht in die Augen. Ich lächelte. Ich legte nun meine zweite Hand an seine Wange und brachte ihn dazu mich anzusehen.

"Du willst noch immer wissen ob ich den Kuss erwidert hätte", stellte ich schmunzelnd fest. Er nickte. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und drückte meine Lippen auf seine. Er wirkte zuerst etwas überrascht, erwiderte den Kuss jedoch. Er zog mich näher an sich und nahm schließlich mein Gesicht in seine Hände. Meine Hände fanden ihren Weg zu seiner Brust und blieben dort liegen. Wir standen mitten im Flughafen, inmitten von Menschen, während sich unsere Lippen im Einklang bewegten.

"Reisende in Richtung New Orleans sind gebeten, sich in das Flugzeug zu begeben" Ich löste mich langsam von ihm und lehnte meine Stirn gegen seine.

"Ich muss jetzt gehen", hauchte ich.

"Wann kommst du nochmal wieder?"

"Nächsten Samstag"

"Ich hol dich ab" Er drückte seine Lippen noch einmal kurz auf meine. Seine Hand lag immer noch auf meiner Wange.

"Letzter Aufruf! Alle Reisende nach New Orleans sind gebeten, sich in das Flugzeug zu begeben"

"Mach keinen Mist" Er nickte.

"Versprochen?"

"Versprochen!" Seine Hand strich über meine Wange, hinunter zu meinem Hals, über meine Schultern, meinen Arm entlang bis zu meiner Hand, die er kurz festhielt.

Er ließ meine Hand erst wieder los als ich mich auf den Weg zum Flugzeug machte.

Scars of the pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt