Kapitel 56: Was?

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Lautes Gegröhle ließ mich aufhorchen. Was war da unten los? Ich stand von meinem Bett auf und begab mich zum Fenster hin. Da sah ich es. Oder besser gesagt ihn. Wie konnte ich nur vergessen, dass Jonah heute kommen würde? Ich sah ihn mir genau an.

Er war dünner geworden. Nicht viel aber schon, dass es auffiel. Und er sah müde aus. Erschöpft. Jeder der Jungs klopfte ihm auf die Schulter und erklärte ihm, dass sie froh waren, dass er wieder da war. Es machte mich fertig ihn so zu sehen. Eigentlich ging die Kugel an mich. Warum wusste ich nicht jedoch war die Waffe auf mich gerichtet. Ich hätte eigentlich um mein Leben kämpfen müssen und nicht er.

Ich hätte diese schmerzhaften Qualen aushalten müssen und nicht er. Ich hatte ein schlechtes Gewissen. Mein Vater hatte ihn mittlerweile auch schon begrüßt doch er schien etwas zu suchen. Oder jemanden. Ich zog die Gardinen wieder zu bevor einer von ihnen bemerkte, dass ich sie beobachtete. Außerdem war es besser für mich.

Wenn ich ihn nicht sah, musste ich auch nicht über ihn nachdenken. Hoffte ich zumindest. Doch es klappte nicht. Jetzt da er hier war, konnte ich überhaupt nicht anders als an ihn zu denken. Ich ließ mich rückwärts auf mein Bett fallen, sodass meine Beine an der Bettkante runter baumelten. Plötzlich klopfte es an meiner Zimmertür. Hier hatte man auch nie seine Ruhe.

"Was?" Die Tür öffnete sich und Alex kam herein. Etwas schüchtern schloss er die Tür wieder und stand dann etwas hilflos im Raum.

"Was gibt's?", fragte ich während ich mich aufrichtete und versuchte meine Haare wieder in eine einigermaßen normale Form zu bringen.

"Möchtest du mit runter kommen? Es ist nicht das Gleiche wenn du fehlst" Er lächelte mich mit seinen noch kindlichen Gesicht an, sodass ich gar nicht anders konnte als es zu erwidern. Alex war für mich wie der kleine Bruder, den ich nie hatte. Nur seinetwegen rappelte ich mich auf um mit ihm runter in die Halle zugehen. Dort standen auch alle und warteten auf mich. Aber einer fehlte.

Suchend sah ich mich um doch ich konnte Jonah nirgends ausfindig machen. Das schienen auch die Jungs zu merken, denn sie grinsten sich verschwörerisch an. Genervt stemmte ich meine Hände in die Hüften.

"Jungs, was soll der Blödsinn?" Auch mein Vater und Rick kamen hinzu und sie hatten das gleiche Grinsen im Gesicht wie die andern auch. So langsam fand ich das echt nicht mehr lustig.

"Wir haben deine schlechte Laune, auch wenn sie berechtigt war, satt. Genau wie deine schreckliche Musik", begann Seth. Mir klappte der Mund auf.

"Ihr findet eure Musik besser? Ohne Scheiß?" Sie nickte alle. Ich strich mir lachend durch die Haare.

"Also wirklich...ähm. Wow. Ich bin schockiert. Da wir das nun geklärt hätten, kann ich ja wieder gehen. War toll, dass wir uns ausgesprochen haben. Fand ich klasse. Ich bin dann mal wieder weg"

"Schön hier geblieben, junges Fräulein!" Ich stand schon auf der ersten Stufe der Treppe als Dads Stimme erklang. Leise vor mich hinfluchend drehte ich mich langsam wieder um und stelle mich wieder vor diese Horde von Bekloppten.

"Deswegen haben wir beschlossen dich zu deinem Glück zu zwingen. Ob du nun willst oder nicht. Aber wir gehen allesamt davon aus, dass du willst sonst wärst du in den letzten Wochen nicht so mies drauf gewesen"

Jeder nickte zustimmend. Augenverdrehend verschränkte ich die Arme vor der Brust und verlagerte mein Gesicht auf ein Bein und musterte die ganze Meute misstrauisch. Allen voran meinen Vater. Dieser hob beschwichtigt die Hände.

"Ich kann es einfach nicht ertragen dich so traurig zu sehen. Kannst du es mir denn auch verübeln? Und du musst auch zugeben, dass man dich wirklich oft zu deinem Glück zwingen muss" Die andern nickten wieder.

Ergeben ließ ich die Hände fallen und seufzte laut.

"Gut. Was habt ihr vor?"

"Draußen ist eine Überraschung für dich"

Scars of the pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt