"Hallo Thomas", begrüßte ich den Detective, der mir schon oft das Leben gerettet hatte. Jonah sah überrascht aus und formte mit seinem Mund 'dieser Cop?'. Ich nickte und wies ihn an leise zu sein. Er deutete an das Handy auf Lautsprecher einzustellen. Augenverdrehend machte ich, was er verlangte.
"Hallo Ally. Störe ich?"
"Nein, ich habe gerade Mittagspause", erklärte ich während ich mich neben Jonah auf eine Bank setzte.
"Gut"
"Was gibt's Thomas? Du rufst doch bestimmt nicht ohne Grund an", sprach ich das aus, was ich schon dachte seit ich seinen Namen auf dem Display gelesen hatte.
"Da hast du Recht. Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für dich", druckste er herum. Ich ahnte schlimmes.
"Ist Hampton wieder ausgebrochen?" Das war das erste was mir in den Sinn kam und bei dem Gedanken zerquetschte ich fast Jonahs Hand.
"Nein, er ist nicht ausgebrochen. Aber die schlechte Nachricht hat schon mit ihm zu tun" Ich nickte obwohl er das gar nicht sehen konnte.
"Gut. Ähm... ich fange mal mit der schlechten Nachricht an. Also Hampton hat gerade erzählt, dass er noch weitere Frauen getötet und diese vergraben hat. Aber er würde den Ort nur einer Person verraten. Dir"
Ich blies geräuschvoll Luft aus. Jonah legte einen Arm um mich und zog mich näher an ihn.
"Ich muss das erstmal sacken lassen. Warum kommt er gerade jetzt damit?"
"Das hat mit der guten Nachricht zu tun. Hampton ist schwer krank. Leberkrebs im letzten Stadium. Die Ärzte schätzen, dass er die Nacht nicht überlebenden wird. Er will wohl mit einem großen Knall gehen", erzählte Detective Moore.
Wir werden uns bald wiedersehen. Das hatte er zu mir gesagt bevor er mich erschießen wollte. Jetzt ergab das einen Sinn. Er wusste, dass er sterben würde.
"Du rufst an um mich zu bitten mit ihm zu sprechen", stellte ich sachlich fest und ballte meine freie Hand zu einer Faust.
"Ja, aber du musst es nicht tun. Wir dachten, es wäre für die Angehörigen leichter alles zu verkraften wenn sie die Leichen hätten"
Damit hatte er mich. Ich war nicht das einzige Opfer. Ich war nur die einzige, die überlebt hatte. Andere hatten eine Familie, die wissen wollten, was mit den Frauen passiert ist.
"Du überlegst doch nicht wirklich dahin zu gehen, Ally. Das ist doch verrückt. Was ist wenn er das auch wieder vorspielt wie die Blinddarmentzündung?"
"Das haben wir uns auch schon gedacht und verschiedene Bluttests durchgeführt. Die Ärzte sind sich allesamt einig, dass das nicht vorgetäuscht ist"
"Ally, du machst das nicht. Du hast immer noch Alpträume, hast Angst allein in einem dunklen Zimmer zu sein und du gehst zum Psychologen. Ihn jetzt zu treffen, wird dir bestimmt nicht helfen", meinte Jonah aufgebracht.
"Du versteht das nicht. Es ist die Genugtuung ihn mal am Ende zu sehen. Außerdem ist es egoistisch gegenüber den Angehörigen der anderen Frauen wenn ich nicht dahin gehe. Diese Leute haben es verdient zu erfahren, was mit den Frauen passiert ist und wo sie sind. Hier geht es nicht alleine um mich"
Mittlerweile brüllte ich ihn schon fast an. Verzweifelt raufte ich meine Haare. Aber ich hatte Recht. Es ging nicht alleine um mich.
"Gut, dann geh dahin. Aber ich komme mit"
"OK. Dann kommt zum Hochsicherheitsgefängnis. Ich warte auf euch" Damit legte er auf.
"Du musst nicht mitgehen" Schüchtern blickte ich den gutaussehenden, jungen Mann vor mir an. Sein Blick wurde weicher. Er nahm mein Gesicht in seine Hände.
"Doch. Wenn du gehen willst dann akzeptiere ich das. Aber ich würde mir nie verzeihen, wenn ich dich alleine gehen lassen würde"
Er drückte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen. Als er sich wieder löste, strich er sanft mit seinem Daumen über meine Wange.
"Wir müssen gehen. Der Detective wartet", hauchte ich ganz benommen. Er nickte. Wir machten uns wieder auf den Weg zurück in die Cafeteria um unsere Sachen zu holen.
"Hey! Wo geht ihr hin?", fragte Devin als wir gehen wollten.
"Ins Gefängnis", sagte Jonah als wäre es das normalste auf der Welt und ließ seinen besten Freund und die andern verdutzt zurück.
-
Wir mussten gerade durch einen Metalldetektor um zu über prüfen, dass wir keine Waffen bei uns hatten als Detective Moore und Rhonda zu uns stießen. Auch sie wurden kontrolliert und mussten ihre Waffen abgeben.
"Hallo, schön, dass ihr gekommen seid. Ich bin Detective Thomas Moore und das ist meine Partnerin Detective Jane Rhonda", stellte er sich vor und beide reichten Jonah die Hand.
"Ich bin Jonah", stellte er sich kurz vor.
"Darf ich fragen, warum Sie Ihre Waffen abgeben mussten? Sie sind doch Polizisten", fragte Jonah. Rhonda verdrehte die Augen.
"Der Direktor dieses Gefängnisses kann Thomas nicht leiden, aus welchem Grund auch immer, und, da ich seine Partnerin bin, mich auch nicht. Und das lässt er uns mit kindischer Manier auch spüren".
"Wie dem auch sei. Ally, du musst keine Angst haben, wenn du zu ihm gehst. Er ist an seinem Bett gefesselt und es ist immer ein Wachmann im Zimmer. Außerdem wird Jane bei dir sein. Hampton hat das erlaubt", erklärte Moore.
"Ich habe einen Diplom in Psychologie. Ich kann also unterscheiden ob er die Wahrheit sagt oder ob er unter Einfluss von Schmerzmitteln irgendetwas vor sich hin faselt", meinte Rhonda.
"Jonah, du kannst hier warten" Er nickte. Ich umarmte ihn nochmal bevor ich mit Rhonda durch die Tür ging. Die Tür hinter der ein Monster auf mich wartet.
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Scars of the past
RomantikNach zwei Jahren Aufenthalt in Frankreich findet Allison sich in Seattle bei ihrem Vater wieder. Dieser ist Sozialbeamter und hilft Jugendlichen, die schon mal mit der Polizei in Konflikt geraten sind. Dabei hatte Ally mit viel gerechnet. Aber nicht...