"Kann es sein, dass Devin ein bisschen in deine neue Freundin verschossen ist?", verschmitzt sah Jonah mich an während wir zu seinem Wagen gingen. Seit Wochen verbrachten Joy und ich die Mittagspause mit den Jungs. Und jeder konnte sehen wie Joy und Devin aneinander ansahen. Heute hatte er sogar schüchtern angeboten sie nach Hause zu fahren. Die andern waren schon weg. Sie waren immer die ersten, die abhauen sobald die Schule vorbei war.
"Ein bisschen? Dein bester Freund ist total in sie verknallt" Ich lachte auf.
"Aber das beruht auf Gegenseitigkeit", erklärte ich ihm.
"Meint er es Ernst mit ihr?" Ich nickte. Ich war mir hundertprozentig sicher. Er seufzte.
"Er hatte mir nie erzählt, dass er verliebt ist oder dass er kurz davor ist eine Beziehung einzugehen", murmelte er leise doch ich hörte ihn trotzdem.
"Du hast ihm auch nichts von uns erzählt", bemerkte ich. Er zuckte mit den Schultern.
"Das ist was anderes", meinte er. Ich schüttelte den Kopf.
"Nein, das ist genau das Gleiche. Gönn deinem Freund doch auch mal sein Glück" So langsam wurde ich wütend.
Nur, weil er keine Beziehung führen wollte, hieß das noch lange nicht, dass sein bester Freund auch diese Meinung haben muss. Nun wurde auch er wütend.
"Du versteht das nicht" Seine Stimme wurde lauter.
"Dann erklär es mir", zischte ich ihn an. Er blieb stehen und baute sich bedrohlich vor mir auf.
Mein Atem ging flach, doch ich würde ihm nicht zeigen, dass ich Angst hatte. Ich hatte in den letzten Wochen genug Angst gehabt. Doch zu einer Auseinandersetzung kam es nicht.
"Na, Jonny-Boy! Ärger im Paradies?", erklang eine Stimme höhnisch. Ich wirbelte herum und sah eine Menge Typen auf Motorrädern.
"Man hat es nicht leicht mit den Frauen", stellte der Typ in der Mitte fest. Er hatte hellbraune Haare und stahlgraue Augen. Die Teile seines Körpers, die nicht von schwarzer Kleidung bedeckt wurde, hoben sich durch Tätowierungen hervor. Es war auch der Kerl, der vorhin gesprochen hatte. Ich sah zu Jonah, der wie erstarrt da stand und diese Typen anstarrte. Der Kerl kletterte von seiner Maschine und kam auf mich zu.
Ich ging einen Schritt nach hinten und das ging so weiter bis ich an Jonah Brust stieß. Er grinste hämisch, schnappte sich meine Hand und platzierte einen Kuss auf meinen Handrücken. Ich spürte wie Jonah sich hinter mir anspannte. Ich entzog dem Typen meine Hand und verpasste ihm eine Ohrfeige.
"Pfoten weg" Der Typ grinste mich an als hätte ich ihm über die Wange gestreichelt und nicht eine geklatscht.
"Die Kleine ist aber ganz schön zickig", meinte er als er wieder zu den andern ging, die bisher einfach nur still zu sahen.
"Es gibt so viele Mädchen und du wählst sie" Abwertend musterte er mich von oben bis unten. Jonah erwachte nun endlich aus seiner Starre und stellte sich schützend vor mich.
"Was willst du damit sagen, Drake?", knurrte Jonah. Der Kerl hieß also Drake.
"Ich will damit nur sagen, dass du etwas mit der Tochter deines Bewährungshelfers hast", erklärte Drake schulterzuckend. Die andern begannen zu lachen. Er wandte sich an mich.
"Was würde Daddy denn dazu sagen, wenn er von euch wissen würde?" Er sprach mit mir als wäre ich ein kleines Kind, was mich noch wütender machte. Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Jonah legte seine Hand auf meine Faust und löste sie sanft.
"Wer bist du eigentlich und was willst du von uns?", brüllte ich ihn an. Wieder begann jeder zu lachen.
"Die Kleine wird wütend", scherzte jemand.
"Ich kann dich doch verstehen, Jonah. Die Kleine kann einen echt aufgeilen mit ihrer Art. Trotzdem bin ich enttäuscht, dass du ihr nichts von uns erzählt hast" Er zeigte auf die Typen hinter sich.
"Aber wenn du es nicht tust, dann tu ich es"
"Halt einfach dein scheiß, verdammtes Maul", brüllte nun Jonah. So langsam wurde mir wirklich unwohl zumute. Was hatte Jonah mit diesen Typen zu tun?
"Kann irgendwer mir mal erklären, was hier eigentlich los ist?", rief ich verzweifelt.
"Ja, Jonah! Erklär deiner Freundin mal was hier los ist?" Sie starteten ihre Motorräder und fingen an Kreise um uns zu fahren.
"Gut dann mach ich's", erklärte Drake.
"Dein werter Freund dachte, er wäre ein ganz toller Hecht. Doch von Loyalität hielt er nicht sehr viel" Er ließ seinen Motor aufheulen und die anderen taten es ihm gleich.
"Halt einfach die Fresse!", brüllte Jonah wieder. Sein Körper war so angespannt, dass er zitterte. Mir ging es nicht besser.
"Ich habe mit allem abgeschlossen und meine Strafe bekommen", rechtfertigte Jonah sich.
"Die Strafen der Polizei. Aber wir wollen auch Gerechtigkeit!" Er zog etwas aus seinem Hosenbund und meine Augen weiteten sich sofort. Schockiert sah ich zu Jonah, der mit den Zähnen knirschte. Er wusste nicht, was er tun sollte, immerhin hatte Drake eine Waffe auf uns gerichtet.
"Eigentlich wollte ich ja dich abknallen, aber da wir dich heute in Gesellschaft begegnet haben, habe ich jetzt eine viel bessere Idee"
"Nein!", schrie er aufgebracht. Drake grinste nun schadenfroh.
"Ich knalle einfach die Person ab, die dir am wichtigsten ist. Sie!" Dabei zielte er mit der Waffe auf mich und drückte ab. Ich kniff die Augen zusammen und wartete auf den Schmerz. Doch er kam nicht. Dafür hörte ich einen Schrei und kurz danach ein dumpfes Aufprallen. Ich öffnete die Augen.
"Jonah!" Ich kniete vor ihn und hielt sein Gesicht während ich in Tränen ausbrach.
"Wie süß. Er hat sich für dich in die Kugel geworfen. Na dann viel Spaß mit ihm" Er lachte und schon brausten sie davon. Ich versuchte irgendwie die Blutung zu stoppen, die immer weiter aus seiner Brust zwischen meinen Fingern hindurch sickerte. Immer wieder hörte ich Jonah vor Schmerzen stöhnen, während ich immer noch verzweifelt versuchte seine Blutung zu stoppen. Ich wählte die Nummer des Notrufs und schilderte ihnen schnell meine Lage. Ich hatte gerade erst aufgelegt da hörte ich schon die Sirenen. Ich nahm wieder Jonahs Gesicht in meine Hände. Tränen tropften auf sein Gesicht.
"Jonah, Hilfe ist unterwegs. Halte durch. Für mich. Bitte"
Er war längst ohnmächtig. Ich schluchzte.
"Ich liebe dich"
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Scars of the past
RomanceNach zwei Jahren Aufenthalt in Frankreich findet Allison sich in Seattle bei ihrem Vater wieder. Dieser ist Sozialbeamter und hilft Jugendlichen, die schon mal mit der Polizei in Konflikt geraten sind. Dabei hatte Ally mit viel gerechnet. Aber nicht...