"Wie lange wirst du noch sauer sein?"
Ich antwortete nicht. Ich hatte die Hände vor meiner Brust verschränkt und schaute stur nach vorne. Ich war sauer. Sehr sauer. Erst redeten sie kein einziges Wort mit mir, wegen ein paar Akten, die ich nicht mal gelesen hatte und dann taten sie so als wäre nichts gewesen. Ich hätte gedacht, dass sie mir wenigstens in dieser Hinsicht vertrauten. Ich vertraute ihnen auch auf eine komische Art und Weise. Immerhin ließ ich mich von einem von ihnen zur Schule und zurück kutschieren. Jonah stöhnte genervt auf.
"Du bist so ein Sturkopf. Wie lange willst du mich noch ignorieren?"
"Also bei meiner Mum waren es fast 2 Jahre", bemerkte ich trocken.
Er blickte mich kurz an, wobei ich bemerkte, wie eine seiner Augenbrauen in die Höhe schoss. Und schon legte ich los.
"Wisst ihr eigentlich wie scheiße ihr seid? Ihr seid schlimmer als eine hochschwangere Frau! Am einen Tag seid ihr nett zu mir. Ihr überredet mich sogar dazu mich mit meiner Mutter zu vertragen. Du meintest sogar, dass du für meine Probleme immer ein offenes Ohr hast"
Er parkte vor der Halle und wir stiegen aus. Die andern sahen uns etwas verwundert an, doch Jonah ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
"Hey, war sie gerade die ganze Zeit so?" Jonah nickte, als hätte Devin ihn gerade gefragt ob er ein Glas Wasser haben möchte.
"Kann mann sie nicht irgendwie abstellen?" Jetzt fing Jonah an verschwörerisch zu grinsen.
"Ich weiß schon, wie ich sie ruhig kriege. Geh mit den andern rein, wir kommen gleich nach"
Schon verschwanden die andern, davon ließ ich mich jedoch nicht beirren sondern machte einfach weiter.
"Und am nächsten Tag seht ihr mich nicht mal mit dem Arsch an, wegen eines Missverständnisses! Ihr pisst mich so an, ohne scheiß. Lasst euch mal untersuchen, bei euch stimmt definitiv etwas ni-"
Weiter kam ich nicht, da Jonah mich an meinem Handgelenk zu sich zog, sodass ich mich an seiner Brust abstützen musste um nicht um zu fallen. Zusätzlich spürte ich seine Lippen auf meinen. Nicht mit sehr viel Druck aber doch so fest, dass ich fühlen konnte, dass sie da waren. So schnell der Kuss begann, so schnell war er auch wieder vorbei. Nur dieser leichte Druck versicherte mir, dass sich seine Lippen auf meinen befunden haben. Er drehte sich lachend um und ging lässig in die Halle. Mich ließ er dabei sprachlos und mit offenem Mund stehen.
Nach einigen Sekunden riss ich mich zusammen und ging in die Halle. Ich versuchte so unbemerkt wie möglich in die Wohnung zu kommen was natürlich nicht klappte. Das einzige Mädchen in einem Haus voller Testosteron zu sein hatte seine Vor- und Nachteile. Ein Nachteil war, dass man immer und egal wie bemerkt wurde.
"Jonah, was hast du denn mit ihr angestellt? Ich glaub' so still hab' ich sie noch nie gesehn" Nun lag jeder Blick auf mir. Jonah grinste nur und seine Augen strahlten schelmisch. Ich schluckte. Er würde das doch jetzt nicht herumposaunen?
"Ich glaube, das bleibt Allys und mein Geheimnis", meinte er und zwinkerte mir noch zu, sodass ich prompt rot anlief und so schnell wie möglich die Flucht ergriff. Schnell schloss ich die Tür hinter mir und lehnte mich dagegen. Ich atmete einmal tief durch. Was war das gerade? Ich stieß mich von der Tür ab und ging hoch in mein Zimmer. Ich stellte mich an das Fenster, was zur Halle wies und beobachtete die Jungs. Warum war alles was mit ihnen zu tun hatte so unglaublich kompliziert? Ich stand noch eine ganze Weile so da und dachte nach.
Einige Zeit später lag ich im Bett und starrte, mal wieder, die Decke an. Das Date mit Dylan am Freitag kam mir in den Sinn. Irgendwie kam es mir falsch vor mit ihm auszugehen, nach dem was heute passiert war. Trotzdem würde ich es nicht absagen, immerhin gab Dylan sich wirklich Mühe. Immer wieder schweiften meine Gedanken zu Jonah und unseren Kuss, wenn man ihn so nennen konnte.
Warum hatte er das getan? Was wollte er damit bezwecken? Mich sprachlos machen? Das hat er geschafft. Ich schloss meine Augen und dachte an diesen Kuss. Meine Lippen fingen nur bei diesem Gedanken an zu kribbeln und ich konnte seine Lippen auf meinen praktisch spüren. Auch das Kribbeln im Bauch setzte wieder ein. Seufzend stand ich auf und ging in die Küche. Dort setzte ich mich an die Theke, nachdem ich mir einen Tee gemacht hatte. Meine Beine schaukelten in der Luft, während ich gedankenverloren in meinem Tee herumrührte.
So schwer es auch war es zuzugeben, jeder dieser Jungs da unten war mir ans Herz gewachsen auch wenn ich das nie für möglich gehalten hätte. Und einer dieser Jungs war mir mehr als nur ans Herz gewachsen. Denn dieser Kuss hatte mir mehr als nur ein wenig gefallen.
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Scars of the past
Storie d'amoreNach zwei Jahren Aufenthalt in Frankreich findet Allison sich in Seattle bei ihrem Vater wieder. Dieser ist Sozialbeamter und hilft Jugendlichen, die schon mal mit der Polizei in Konflikt geraten sind. Dabei hatte Ally mit viel gerechnet. Aber nicht...