Kapitel 20: Sie ist hier

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"Wir würden gerne mit Detective Thomas Moore sprechen", erklärte mein Vater gerade einem Polizeibeamten.

"Warum wollen Sie zu ihm?" Misstrauisch musterte er Dad.

"Weil er mit diesem Fall bekannt ist. Sagen sie ihm Allison Rodgers ist hier", murmelte ich mit gesenktem Kopf. Nun nahm er auch Notiz von mir. Er griff nach dem Funkgerät.

"Officer Duncan an Detective Moore. Ich wiederhole. Officer Duncan an Detective Moore"

Nach einer Weile hörte man eine Stimme, die durch das Rauschen leicht verzerrt wurde.

"Was gibt's Officer?"

"Eine junge Dame möchte Sie sprechen. Allison Rodgers. Hier im Polizeipräsidium"

"Ich bin in 5 Minuten da" Das Rauschen verschwand.

"Sie können dort hinten warten" Dieser Officer Duncan begleitete uns noch in einen Raum, der als Warteraum fungierte. Außer uns befand sich niemand in diesem Raum. Nach etwas weniger als 5 Minuten kam Detective Moore um die Ecke. Neben ihm lief eine junge Frau mit harten Gesichtszügen und schwarzen Haaren. Sie trug einen strengen, grauen Anzug und ihre dunklen Augen musterten mich intensiv und forschend.

"Mr Rodgers, Allison, das ist Detective Rhonda, meine Partnerin" Sie reichte uns die Hand.

"Jane. Ich bin mit ihrem Fall bereits bestens bekannt" Im Gegensatz zu ihrem harten Auftreten war ihre Stimme warm und sanft. Das machte sie um einiges sympathischer.

"Lass uns in unser Büro gehen" Thomas wies uns an ihm zu folgen. Wenig später saßen wir gegenüber von den 2 Detectives in einem kleinen Büro.

"Also Ally, was können wir für dich tun?" Ich reichte ihnen den Brief. Stirnrunzelnd las er sich ihn durch, ließ ihn dann wieder sinken und blickte mich ernst an.

"Du bist dir sicher, dass er es war?"

"Das war er. Ich bin mir absolut sicher" Seufzend wandte er sich seiner Partnerin zu.

"Wir werden ihn zur Befragung herholen lassen", meinte sie.

-

"Denk dran. Er sitzt im Befragungsraum und du im Beobachtungsraum. Du kannst ihn sehen aber er dich nicht" Ich nickte. Nach 2 Jahren stand ich dem Monster wieder gegenüber. Ich musste mich zusammenreißen um nicht die Beherrschung zu verlieren. Vor mir saß Lucas Hampton. Er hatte sich kein bisschen verändert. Das blonde Haar hatte er nach hinten gekämmt, wie früher auch schon. Seine grauen Augen sahen stur nach vorne so als könnte er mich auch sehen, doch sein Gesicht verriet keine Emotionen.

Neu war allerdings, dass er diesen orangen Gefängnisoverall trug und seine Hände mit Handschellen an den Stuhllehnen befestigt waren. Als Detective Moore hereinkam breitete sich auf seinem Gesicht ein spöttisches Grinsen aus. Dieses Grinsen verursachte bei mir eine Gänsehaut.

"Thomas! Was für eine Überraschung! Was tun sie denn hier in Seattle und wer ist denn ihre Begleiterin?"

"Für dich heißt das immer noch Detective. Und um deine Fragen zu beantworten. Ich wurde hierher versetzt und das ist meine Partnerin Detective Rhonda. Jetzt möchte ich aber auch Antworten auf meine Fragen"

"Schieß los, Thomas" Er wollte provozieren, dass sah man ihm an.

"Allison Rodgers" Seine Augen begannen zu leuchten, was mir wirklich Angst machte. Ich spürte, wie sich ein Arm um meine Schulter legte. Ich sah hoch zu einem Vater.

"Er kann dir nichts tun", flüsterte er. Ich nickte. Trotzdem fühlte ich mich nicht wohl.

"Bei einer Razzia hat man ein Foto von ihr unter deiner Matratze gefunden. Wie ist das wohl dahin gekommen?"

"Ich habe keine Ahnung"

"Das war eine ernst gemeinte Frage. Von wo hast du das Bild?"

Thomas ist aufgesprungen und stützte seine Hände auf dem Tisch ab und sah Hampton genau in die Augen. Rhonda blieb sitzen und musterte ihn ganz genau.

"Sie ist hier", war alles was Hampton von sich gab. Er war ziemlich unbeeindruckt von Moores Auftreten. Moore setzte sich wieder und lockerte seine Krawatte etwas.

"Wen meinst du?"

"Allison Rodgers. Ich habe sie gerochen als ihr herein kamt. Du siehst mir zu nicht wahr, Ally?"

Sein Blick war nun auf mich gerichtet, als würde er wissen wo genau ich hinter dieser Scheibe stehen würde. Der Griff meines Vaters um mich wurde stärker, sodass ich nun ganz nah bei ihm war.

"Du hast meine Fragen nicht beantwortet", bemerkte Moore trocken ohne auf das Gesagte von Hampton einzugehen.

"Ich spreche nur mit Ally. Die hübsche Dame neben dir darf auch bleiben"

Moore und Rhonda blickten sich kurz an bevor sie gleichzeitig aufstanden und den Raum verließen. Wenige Sekunden später befanden sie sich mit uns in dem kleinen Beobachtungsraum.

"Was soll ich denn sagen? Ich habe eine höllische Angst vor diesem Mann" Ich fuhr mir durch die Haare. Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter und sah kurz darauf in dunkle Augen. Rhonda.

"Er wird dir nichts tun, ich bin bei dir und ich stelle die Fragen" Ich nickte einfach. Dad sah mich aufmunternd an. Ich atmete tief durch und betrat dann das Zimmer in dem mein Alptraum saß und auf mich wartete.

Als ich in den Raum trat, leuchteten seine Augen noch mehr als vorhin. Ich setzte mich neben Rhonda und sah einfach auf die Tischplatte.

"So Hampton, das war unser Teil der Abmachung. Jetzt bist du an der Reihe"

"Gut dann fangen wir an" Obwohl ich ihn nicht ansah, spürte ich seinen Blick auf mir.

"Wo kam das Foto her?"

"Von einem Komplizen"

"Woher wusstest du, dass Allison in Frankreich war?"

"Von einem Komplizen"

"Wurde der Brief auch von deinem Komplizen an Allison geschickt?"

"Ja"

"Wer ist dein Komplize?"

"Ally, habe ich dir schon einmal gesagt wie wundervoll du nach Lavendel riechst? Ich liebe deine wunderschönen Augen, deinen wohl geformten Hals und deine Brüste. Sie sind so schön rund und prall"

Meine Hände krallten sich am Tisch fest und ich biss mir auf die Zähne. Er lenkte von der Frage ab. Meine Hände begannen zu kribbeln.

"Tun deine Hände weh?"

"Hampton, wer ist dein Komplize?"

"Ally, träumst du nachts von mir? Ich träume nämlich sehr oft von dir" Ich blickte ihn zum ersten Mal, seit wir den Raum betreten hatten, an. Sein Blick war auf mich gerichtet und es schien als würde ihm es gefallen, dass ich Angst vor ihm hatte.

"Ich habe nicht mal an dich gedacht" Ich wunderte mich über mich selbst, dass diese Lüge so leicht und sicher über meine Lippen gekommen ist.

"Ich habe nichts mehr zu sagen" Zwei Polizisten, die unscheinbar an der Wand standen, kamen auf ihn zu und lösten seine Handschellen von der Stuhllehne.

"Du musst ihn hinhalten, sonst bekommen wir keine Antwort auf unsere Frage", flüsterte Rhonda mir zu als die Polizisten Hampton abführen wollten. Ich seufzte.

"Ich habe von dir geträumt" Hampton gab den Polizisten ein Zeichen stehen zu bleiben und drehte sich dann zu mir um. Auf seinem Gesicht hatte sich ein dreckiges Grinsen gebildet, was mich ungewollt schlucken ließ.

"Und? Bin ich in deinen Träumen dein Liebhaber?"

"Ich glaube das reicht. Mehr bekommen wir aus ihm nicht raus. Bringt ihn wieder in seine Zelle"



Scars of the pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt