Kapitel 27: Ich will dich!

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Mit einem dröhnenden Kopf wachte ich auf. Solche Kopfschmerzen hatte ich noch nie. Ich wollte meine Schläfen massieren, dabei merkte ich, dass meine Hände mit Klebeband gefesselt waren. Verwirrt sah ich mich um. Ich lag in einem kleinen Raum auf dem Boden. Nein, es war kein kleiner Raum, sondern das Innere eines Lieferwagens. Wenn das ein Scherz von Dylan sein sollte, würde ich ihn umbringen. Mein Kopf schnellte in die Richtung aus der ich ein Rascheln vernahm. Ich war nicht alleine hier.

"Hallo Ally. Ich würde ja sagen, dass wir uns lange nicht mehr gesehen haben, aber das stimmt ja nicht"

Meine Augen weiteten sich und meine Atmung stockte für einen Moment bevor sie sich wenige Sekunden später verschnellerte. Schnell drängte ich mich in eine Ecke um soviel Abstand wie möglich von ihm zu bekommen.

"Was willst du hier? Du müsstest im Gefängnis sein und unter strenger Überwachung stehen"

Hampton trat nun ins Licht, sodass ich sein Gesicht erkennen konnte. Als er noch näher trat, drückte ich mich noch weiter in die Ecke. Meine Atmung ging nur noch flach und ich begann vor Panik zu schwitzen.

"Was ich will? Ich will dich! Ich will das zu Ende bringen, was ich begonnen hatte und das ohne diesen Idiot von Detective!"

Er blieb nun vor mir stehen und nahm mein Gesicht in seine Hände. Ich versuchte seine Hände wegzuschütteln, doch sein Griff war zu fest.

"Doch zuerst möchte ich dir noch meinen Komplizen vorstellen. Er wird dir gefallen"
Damit ließ er mein Gesicht los und verließ den Lieferwagen. Ein kurzer Blick nach draußen, bevor er die Tür schloss, zeigte mir, dass tiefste Nacht herrschte und wir uns mitten im Wald befanden. Als die Tür sich schloss, regte ich mich wieder und versuchte krampfhaft einen Ausgang zu finden.

Fenster gab es nicht und alle Türen waren abgesperrt. Außerdem musste ich irgendwie meine Fesseln lösen. Ich robbte mich nach vorne, da auch meine Füße zusammengebunden wurden und suchte nach irgendeinem Gegenstand, der sich als nützlich erweisen könnte. Hampton hatte nicht den gleichen Fehler begangen, wie letztes Mal. Er hatte Klebeband benutzt da dieses sich nicht lockerte, wie Kabelbinder.

Ich musste etwas finden, was es zerschneiden könnte. Mittlerweile war ich bei einem kleinen, unauffälligen Schrank angekommen und durchwühlte ihn, so gut, wie es eben ging mit gefesselten Händen. Endlich hatte ich etwas gefunden. Langsam versuchte ich das Skalpell so zu drehen, dass es das Klebeband an meinen Handgelenken zerschneiden konnte.

Ich schnitt mir dabei in die Handfläche aber ich schaffte es. Schnell löste ich meine Fußfesseln und riss ein Stück von meinem Kleid ab um die Blutung zu stoppen. Ich durchwühlte immer noch die ganzen Schränke und Schubladen, in der Hoffnung irgendetwas zu finden was mich retten könnte. Ich wurde immer panischer als ich nichts fand aber dafür Stimmen und Schritte hören konnte. Dann plötzlich sah ich etwas in der dunkelsten Ecke einer Schublade. Einen Taser. Ich schloss so schnell wie möglich alle Schränke und Schubladen und legte mich auf den Boden. Ich schaltete den Taser an. Er brauchte einige Zeit bevor er komplett aufgeladen war.

"James, bring die Kleine nach draußen. Dort haben wir mehr Platz um uns zu vergnügen"

Daraufhin lachten beide und ich verkrampfte mich als ich daran dachte, wie er sich das letzte Mal vergnügt hatte. Der Lieferwagen wurde aufgeschlossen und kurz darauf spürte ich Hände an meine Hüfte, die mich hochheben wollten. Ruckartig drehte ich mich um und verpasste ihm einen Elektroschock. Mit einem Schrei fiel er zu Boden und blieb reglos liegen.

"James! Was ist passiert?" Verzweifelt sah ich auf die Anzeige des Tasers, der sich nur langsam wieder auflud. Kurzerhand nahm ich mir einfach einen kleinen Hocker und schlug ihn ihm auf den Kopf, sobald er ihn in den Lieferwagen steckte.

"Du Miststück! Du willst einfach nicht sterben!", schrie er vor Schmerzen. Er hatte eine Platzwunde an der Stirn und sah mich nun hasserfüllt an.Das Blut lief seine Schläfen entlang bis es auf den Boden tropfte. Er stürzte sich auf mich, sodass wir beide zu Boden gingen. Im Eifer des Gefechtes, stürzten wir beide aus dem Lieferwagen. Schnell entfernte ich mich von ihm und wollte in den Wald laufen.

"Vergiss es. Heute spielen wir nach meinen Regeln und ich bekomme immer was ich will"

Ich wollte ihn einfach ignorieren, doch als ich ein Klicken hörte, stoppte ich in meiner Bewegung und drehte mich langsam zu ihm um. Er hatte eine Waffe auf mich gerichtet.

"Es ist aus, Ally. Du kannst dich schon mal von der Welt verabschieden. Falls es dich tröstet. Wir werden uns bald wiedersehen" Ich sah runter auf die Anzeige des Tasers. Er war nur zur Hälfte aufgeladen. Trotzdem versuchte ich mein Glück und zielte. Nur kurz darauf hörte man einen Schuss. Seine Waffe ist losgegangen. Hampton lag stöhnend am Boden, war aber noch bei Bewusstsein. Seine Waffe lag etwas weiter von ihm weg genau zwischen uns.

Als könnte er meine Gedanken lesen, stürzte er sich nach vorne, genau wie ich. Kurz bevor er sie schnappen konnte, hielt ich sie bereits in den Händen und zielte auf ihn. Ich versuchte wieder gleichmäßig zu atmen, während meine Hände zitternd die Waffe auf ihn richteten.

"Nur zu. Töte mich. Aber du wirst dann genau so ein Monster sein, wie ich es bin"

Ich biss die Zähne zusammen und legte einen Finger auf den Abzug. Meine Hände zitterten immer noch und ich schloss die Augen. War das richtig, was ich hier gerade tat?

"Ally! Mach das nicht! Du wirst es bereuen!" Erschrocken riss ich die Augen auf und sah, wie Moore hergelaufen kam. Auch er hatte eine Waffe in der Hand.

"Wieso nicht? Er hat mein Leben zerstört", schrie ich und hielt immer noch die Waffe auf Hampton gerichtet.

"Wenn du jetzt abdrückst, hast du dein Leben selbst zerstört. Tu dir das selbst nicht an. Das ist er nicht wert"

Ich atmete einmal tief durch. Er hatte Recht. Ich ließ die Waffe sinken, während Moore seine Waffe auf Hampton gerichtet hielt. Plötzlich feuerte er ab und ich hörte hinter mir ein dumpfes Aufprallen. Ich drehte mich um und sah James tot auf dem Boden liegen. In seiner Hand hielt er ein Skalpell. Dankbar sah ich zu Moore, der Hampton gerade Handschellen anlegte.

"Die Verstärkung wird gleich kommen", erklärte er.

Kurze Zeit später trafen tatsächlich einige Polizeiwagen und auch ein Krankenwagen ein. Ich musste eine Aussage machen und wurde verarztet. Ich saß gerade, in einer Decke eingewickelt, hinten im Krankenwagen, sodass meine Beine in der Luft baumelten und sah zu, wie Hampton abgeführt wurde als Moore sich zu mir gesellte.

"Hampton hat es schlimmer erwischt als dich. Woher kommt seine Platzwunde an der Stirn?"

"Ich habe ihn mit einem Stuhl beworfen" Er lachte kurz auf und sprang dann wieder aus dem Wagen.

"Komm, ich fahre dich nach Hause, dein Vater macht sich schon Sorgen"





Scars of the pastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt